Lehrer, auch auf dem Platz: So tickt der neue Trainer des Freiburger FC Sport | 29.09.2022 | Johanna Stortz

Will die Mannschaft nach oben bringen: der neue Coach des Freiburger FC, Benjamin Pfahler

Bereits mit vier Jahren hat Benjamin Pfahler (38) mit dem Fußballspielen begonnen. Bis 30 spielte er selbst. Seitdem geht er als Fußballtrainer seiner großen Leidenschaft nach. Seit Juli coacht er den Freiburger FC in der Oberliga Baden-Württemberg. Eine Sache verbindet ihn sogar mit Christian Streich. Doch der Start verläuft holprig.

„Ich habe noch kein Jahr in meinem Leben ohne Fußball verbracht“, sagt Benjamin Pfahler. Während des Lehramtsstudiums (Spanisch, Sport) kickte er in Hoffenheim. 2013 wurde er als Trainer Vizemeister mit der Herren-Mannschaft der Uni Freiburg. Damit qualifizierten sie sich für die Europameisterschaft in Almeria. Nebenbei war er zu Studentenzeiten als Trainer in einer Fußballschule tätig.

Verletzung stoppt Karriere

Mit 20 Jahren hat sich Pfahler als Spieler der TSG Hoffenheim am Knie verletzt. Damals in der dritten Liga. Die Verletzung verhinderte weitere Karrieresprünge. „Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass es im Fußball extrem schnelllebig ist und eine Verletzung eine Karriere so ein bisschen aus der Bahn werfen kann“, erzählt Pfahler. Letztendlich sei für ihn klar gewesen, dass das Studium unabdingbar für seine Zukunft ist.

Seit dem 1. Juli ist Pfahler neuer Trainer des FC. Hauptberuflich arbeitet er weiterhin als Lehrer an einer Schule: „Da kommt es schon mal vor, dass ich in die Nacht hineinarbeiten muss. Vor allem, wenn in der Schule Prüfungen anstehen oder man ein neues Thema vorbereitet.“ Beim Fußball seien dafür vor allem die Analysen vor und nach Spielen aufwendig.

Der Übergang vom Spieler zum Trainer fiel ihm nicht leicht: „Man ist es eben auch gewöhnt, selbst auf dem Feld zu stehen und direkten Einfluss auf das Spiel nehmen zu können. Da ist man am Anfang schon sehr stark mit den Emotionen dabei und würde gerne mithelfen.“ Mit der Zeit habe er jedoch großen Gefallen an der Tätigkeit gefunden. „Es gibt viele Wege, um als Trainer Einfluss nehmen zu können: durch Training, Taktik und auch durch mentale und psychologische Aspekte.“ Es mache viel Spaß, die Entwicklung der einzelnen Spieler und die des Teams beobachten zu können. Das Schwierigste sei der Umgang mit Misserfolgen und die Spieler danach wieder aufzubauen.

Zehn Spiele, nur ein Punkt

Lehrer und Fußballtrainer: Benjamin Pfahler

Genau das ist jetzt gefragt: „Beim Freiburger FC war der Saisonstart für uns extrem schwierig, wir stehen auf dem letzten Tabellenplatz“, berichtet der Coach. In zehn Spielen hat die Mannschaft in der Oberliga Baden-Württemberg einen Punkt geholt. „Drei erfahrene Stammkräfte haben den Verein verlassen, die ohnehin junge Mannschaft wurde weiter verjüngt.“ Mut macht ihm dennoch die Spielweise. „Technisch können wir in dieser Liga jedem Gegner Paroli bieten, aber es zeigt sich bei anderen Mannschaften eine andere Effektivität und Erfahrung.“

Ihm gehe es aber nach wie vor um die bestmögliche Entwicklung der jungen Spieler, auch wenn die Ergebnisse zuletzt nicht gestimmt hätten. Auch die Finanzen spielen eine Rolle: „Unser Verein hat in der Liga mit Abstand den kleinsten Etat“, sagt Pfahler. Als jüngste Mannschaft der Liga sei man Außenseiter. „Unser Ziel ist es aber, keinen Außenseiterfußball zu zeigen.“

Dem Team traut er trotz Tabellenkeller viel zu: „Der FC ist ein Verein, der hier in der Region für eine sehr gute Jugendarbeit steht.“ Ein Großteil der Spieler, die hier in den höheren Ligen spielen, seien in ihrer Jugend beim FC gewesen, so Pfahler. Vorher trainierte er den Offenburger FV.

Den Ortenauern ist zuletzt der Aufstieg gelungen – dem FC der Klassenerhalt. Damit wird es das ein oder andere Spiel gegen den alten Verein geben. Pfahler: „Das ist das Schöne am Fußball: Man ist 90 Minuten lang Konkurrent, danach reicht man sich wieder die Hand.“ Sein Ziel ist, dass der FC nicht um den Abstieg spielt. Potenziale liegen für ihn im spielerischen Bereich der Mannschaft. Technisch sei das Team sehr gut ausgebildet. Auch der Zusammenhalt sei stark.

Reisen haben ihn geschult

Was macht einen guten Trainer aus? „Da ist Fachwissen ein wichtiger Punkt, aber eben auch die menschliche Komponente“, sagt Pfahler. Entscheidend seien Empathie, Begeisterungs- und Motivationsfähigkeit. Kraft schöpfe er aus der Leidenschaft für den Sport, den Verbindungen und Erfahrungen. „Egal, in welchem Land ich war, überall habe ich gemerkt, dass Fußball ein Sport ist, der eine große Verbindung herstellt.“

Pfahler will der Mannschaft helfen, besser zu werden. Dazu zählt auch eine bessere medizinische und physiotherapeutische Betreuung. Ein weiterer Punkt ist, mehr Zuschauer zu gewinnen. Deren Zahl habe in den vergangenen Jahren konstant abgenommen. Es gibt also viel zu tun für den Coach, der als Lehrer in Sachen Pädagogik ein gutes Händchen haben dürfte. In Freiburg hat das Tradition: Auch Christian Streich und Volker Finke waren mal Lehrer.

Fotos: © privat & Johanna Stortz