»Traum verwirklicht« – EHC-Rekordspieler Chris Billich will noch mal angreifen Sport | 01.06.2025 | Till Neumann

So viele Matches hat kein anderer für den EHC gemacht: Amtliche 764 Pflichtspiele hat Christian „Chris“ Billich für den Freiburger Eishockey-Club absolviert. Nach 20 Jahren Karriere will der 38-Jährige trotzdem mehr. Im chilli-Interview mit Till Neumann erzählt er von einem Sahneauftakt, von seinem schwierigsten Jahr und einem großen Ziel.
chilli: Chris Billich, 764 Pflichtspiele für einen Verein. Wie schafft man das?
Billich: Im Endeffekt muss ich erst mal Spaß haben. Sonst geht das sowieso nicht. Das Nächste ist die Identifikation mit dem Verein. Wenn man für einen Club spielt, bei dem man aufgewachsen ist, spielt man gerne so lange.
chilli: Sie hatten Stationen in Heilbronn, Kassel und Dresden, sind aber immer wieder nach Freiburg zurück. Hat der EHC magnetische Wirkung?
Billich: Das hier ist meine Heimat. Ich bin hier groß geworden, habe den Jugendbereich durchlaufen. Mein Traum war früher, für die erste Mannschaft zu spielen. Der Traum hat sich verwirklicht. Dann hat man irgendwann auch mal nach außen geschaut: Wo kann man noch hin? Aber am Ende zieht es einen immer wieder zurück in die Heimat.
chilli: Ihr Debüt war 2005 mit 18 Jahren. Wie war das erste Spiel?
Billich: Als kleiner Junge war mein Vorbild Rawil Khaidarow. Trainer Thomas Dolak hat mich dann in die Reihe gepackt mit ihm und einem Import-Spieler. Gegen die Tölzer Löwen habe ich gleich mit ihm das erste Tor geschossen beim ersten Spiel. Das war etwas ganz Besonderes.
chilli: Ihr hattet Ups und Downs. Welches Jahr war Ihr Highlight?
Billich: Auf jeden Fall das Aufstiegsjahr 2013/2014. Da sind wir aus der Oberliga hochgekommen, haben die Meisterschaft gewonnen. Besonders war, dass ich mit meinem Bruder Steven in einer Reihe gespielt habe. Wir hatten glaube ich 16 Eigengewächse in der Mannschaft. Das siehst du heute nicht mehr.
»Große Challenge«
chilli: Und der Tiefpunkt der Karriere?
Billich: Mein schwierigstes Jahr war 2015 nach dem Kreuzbandriss. Ich bin lange ausgefallen, musste von außen zuschauen. Das ist für jeden Sportler heftig und hat auch mich vor eine große Challenge gestellt.
chilli: Mit 38 auf dem Eis – tut das mehr weh als früher?
Billich: Es wird schon schwieriger. Natürlich versucht man, immer wieder was zu ändern und neue Reize zu schaffen. Es wird mühsamer, sich zu motivieren. Aber das ist eine meiner Fähigkeiten, das immer wieder zu schaffen. Auch weil es einfach Spaß macht, mich fit zu halten.
chilli: Die Freiburger Basketballerin Mirna Paunovic spielt mit 47 noch. Ist 38 das neue 28?
Billich: Das würde ich nicht unterschreiben. Die Spieler werden immer jünger. Der Sport wird athletischer und schneller. Da ist es umso schwieriger mitzuhalten.
chilli: Gibt‘s einen Traum, den Sie sich auf dem Eis noch erfüllen wollen?
Billich: Ja. Ich würde gerne noch mal oben mitspielen. Dieses „Pre-Playoffs und Viertelfinale raus“ geht mir – sorry – ein bisschen auf den Sack. Ich habe ja ein paar Bekannte mittlerweile in dem Sport, die irgendwo was gewinnen. Es ist einfach geil zu sehen, wie sie die Trophy hochheben und ihren Emotionen freien Lauf lassen. Ich würde gerne wieder ein Halbfinale oder Finale spielen. Und natürlich am besten einen Pokal hochheben.
Fotos: © Stephan Eckenfels