Freiburg steht auf Welle – Karibik-Feeling auf dem Parkplatz Sport | 25.02.2025 | David Pister

citywave

Wer surfen will, muss nicht mehr an den Atlantik fahren. Ein Ausflug in den Freiburger Norden reicht. Dort soll auf einem Parkplatz eine stehende Welle entstehen.

Surfen zwischen rotem Stuhl und Freiburger Messe. Bislang beschränkte sich der Begriff aufs Scrollen im Internet – für gelangweilte Bahnfahrer oder Eheleute, die sich weigerten, das neue Sofa mitauszusuchen und lieber im Auto und am Handy hingen. Bald soll an der Hermann-Mitsch-Straße neben dem Parkplatz des Möbelhauses XXXLutz richtig gesurft werden. Mit Wasser, Brett und Sundowner.

Die Gundelfinger Firma Surfield GmbH plant die stehende Welle. Aktuell stehen dort noch Schiffscontainer, Bauzäune und Bagger, doch der Aufbau soll bald beginnen. Firmengründer Mario Gerlach macht nicht zum ersten Mal Welle: Seit einigen Jahren plant der 38-Jährige in Lahr einen Surfpark zu errichten. Da dieser Prozess lange dauert, wollte Gerlach vorher schon eine kleinere Surfanlage betreiben.

Firmengründer:  Mario Gerlach

Firmengründer: Mario Gerlach

Die Münchner Firma City Wave baut und betreibt stehende Wellen in Düsseldorf, Osnabrück, der Schweiz, Frankreich sowie in Tokio und Tel Aviv. Gerlach hat eine Anlage gekauft, die davor in Regensburg lief. „Wer surfen will, muss 1000 Kilometer an die Atlantik-Küste fahren“, sagt Gerlach. Freiburg biete viele Sonnenstunden und eine aktive Surf-Community, der Standort habe „riesiges Potenzial“.

Etwa zwei Millionen Euro investiert die Surfield GmbH. Die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM) vermietet das Grundstück für zwei Jahre, inklusive einer automatischen Verlängerung um jeweils sechs Monate bei Nichtkündigung. Die 800 Quadratmeter große Wellenanlage soll Irie Surf heißen und mehr sein als ein Trainingszentrum für Surferinnen und Surfer, die den weiten Weg ans Meer scheuen.

Gerlach plant, die Anlage als Event- und Lifestyle-Plattform zu etablieren. In den Containern sollen ein Laden, eine Bar, ein Café und ein Restaurant entstehen – auch Nicht-Surfer sollen so angezogen werden. Die Anlage wird nicht überdacht, Gerlach setzt auf Saisonbetrieb von April bis Oktober. Er rechnet mit 10.000 Surferinnen und Surfern pro Saison – von Einsteigern bis zu erfahrenen Profis.

Im Becken strömt Wasser mit hoher Geschwindigkeit über eine Rampe. Der Anstieg drückt das Wasser nach oben und erzeugt eine Welle. Solche Wellen entstehen bei Hochwasser auch in der Dreisam, sind jedoch durch Steine und die unkontrollierten Wassermassen sehr gefährlich.

Baustart: Der Surfpark ist schon in Arbeit.

Baustart: Der Surfpark ist schon in Arbeit.

Kathi Spiegelhalter hört im vergangenen Jahr von dem Gerücht einer entstehenden Welle in Freiburg. Als sie die Firma online entdeckte, schrieb sie den Verantwortlichen sofort. Aufgewachsen in Freiburg, hat sie sich nie getraut, in der Dreisam zu surfen. „Ich bin eine von denen, die jährlich an den Atlantik pendeln“, sagt sie. Es gebe keinen Ort, an dem man üben könne. Wie soll man da besser werden? Spiegelhalter will nicht nur surfen, sie will sich einbringen – bei der Kinderbetreuung und als Barista.

„Wir sind angewiesen auf Leute wie Kathi, die das mitgestalten wollen“, sagt Gerlach. Irie Surf solle auch einen sozialen Mehrwert haben. Gerlach will mit Bettina Hearn zusammenarbeiten, die Therapie mit Surfen verbindet. Er könne sich auch vorstellen, Kurse für Geflüchtete oder Schulklassen anzubieten.

Gerlach hofft, die Wellenanlage Ende März zu eröffnen. Schon jetzt können Tickets und Gutscheine auf der Website von Irie Surf erworben werden. Eine Session für Kinder mit Ausrüstung kostet im Vorverkauf 39 Euro, Erwachsene zahlen 49 Euro für jeweils 30 Minuten Surfen in kleinen Gruppen oder 60 Minuten mit
12 Personen. 

Fotos: © Mario Gerlach, David Pister, Citywave