»Letzte Patrone«: Wird die Freiburger Eishalle generalsaniert? Sport | 17.12.2024 | Till Neumann

Das jahrelange Ringen ums Eisstadion erlebt eine spektakuläre Wende: Baubürgermeister Martin Haag lässt prüfen, ob die Eisarena in Neubauqualität saniert werden kann. Für EHC-Präsident Michael Müller ist es der letzte Anlauf. Beide sind angetan von der Idee – berichten aber auch von Skepsis.
„In die Augen geguckt“
Landshut hat es vorgemacht. Die Eishalle dort wurde bis 2021 für rund 22 Millionen Euro saniert. Und das in Neubauqualität, berichtet Haag: „Der Zuschauer merkt dann gar nicht, dass er in einer sanierten Halle ist.“

Lässt prüfen: Baubürgermeister Martin Haag
Die Idee, das auch in Freiburg zu versuchen, ist ihm und EHC-Präsident Müller gekommen. „Wir haben uns in die Augen geguckt und gesagt: Ist das da draußen eine realistische Option, die wir als Stadt und EHC stemmen können?“, erzählt der Bürgermeister. „Draußen“ meint den Standort an der Messe. Dort hätte für rund 55 Millionen Euro eine Eishalle gebaut werden können. Deal war, dass der EHC 25 Prozent der Kosten trägt. Also rund 14 Millionen Euro. Haag und Müller sind zum Schluss gekommen: Das wird nichts.
„Momentan optimistisch“
Von der spektakulären Idee hat zuerst Sportbürgermeister Stefan Breiter berichtet. Er sprach im November von 35 Millionen Euro Baukosten für eine Grundsanierung. Haag stellt das infrage: „Ich mag es nicht, wenn man Dinge kommuniziert, die nicht spruchreif sind.“ Die Prüfung laufe, er könne noch keine Zahl nennen.

Kann sich damit anfreunden: Michael Müller
Er ist dennoch optimistisch, dass eine Grundsanierung in Neubauqualität deutlich billiger werden könnte. „Es müssen vier Dinge zusammenkommen, damit sich das lohnt“, betont Haag. Die Sanierung müsse machbar sein, deutlich günstiger als ein Neubau, es müsse eine energetische Optimierung stattfinden und sie müsse den Anforderungen des EHC und des breiten Eissports gerecht werden. „Bei allen Punkten sind wir momentan optimistisch“, betont Haag.
„Wenn die nicht trifft, Feierabend“
Eine klimaneutrale Halle hält er für möglich. Auch dank Wärmeaustausch – nicht nur mit dem benachbarten Westbad. „Am Stadion gehen mehrere Fernwärmeleitungen vorbei“, so Haag. Auch Müller kann sich das vorstellen. „Man kann eine Halle bauen, die Energie-Plus-Standard hat.“ Er wünscht sich einen mutigen Gemeinderat: „Wir könnten auch mal dem Rest der Republik zeigen, dass man eine Eishalle bauen kann, die keine Energieschleuder ist.“
Die aktuelle Betriebsgenehmigung des maroden Eisstadions läuft 2029 aus. Die Uhr tickt. Haag erzählt von positiven Rückmeldungen. Aber auch von Skepsis, ob das Vorhaben klappe. So geht es auch Müller, der darin die letzte Chance sieht: „Es ist die letzte Patrone. Wenn die nicht trifft, ist Feierabend.“ Für ihn ist es das „meistgenutzte Gebäude der Stadt“. Der Zweitligist mache nur 10 Prozent der Eisbelegung aus. Der Nachwuchs beanspruche rund 20 Prozent, der Publikumslauf 70 Prozent.
„Nicht alles kann finanziert werden“
Auch der Verein Pro Eissport Südbaden begrüßt die Pläne. Doch die Skepsis bleibt: „Wir befürchten, dass am Ende wieder nur viel geredet wird und schlussendlich nichts für den Eissport herauskommt.“ Auch die Grünen als stärkste Fraktion im Gemeinderat äußern sich vorsichtig. „Grundsätzlich stehen wir der Idee einer Modernisierung offen gegenüber und unterstützen auch Neubauten, wenn solide Konzepte seitens der Vereine vorgelegt werden.“ Sie wünschen sich eine verantwortungsvolle Haushaltspolitik von Finanzbürgermeister Breiter. „Nicht alles, was auf dem Wunschzettel steht, kann auch finanziert werden.“ Die Fraktion sagt: „Wir machen uns hier ehrlich. Für uns hat die Sanierung der Schulen, Wohnungsbau und der Ausbau des ÖPNV einen höheren Stellenwert als ein neues Eisstadion.“ Haag klingt anders. Er sieht „zum ersten Mal Licht am Ende des Tunnels“.
Fotos: © Till Neumann, Seehstern, Lars Bargmann
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