Steuerfreier Kaffee STADTGEPLAUDER | 21.07.2023 | Jennifer Patrias

Steuer Fabi

Über eine Million Follower auf TikTok, Instagram und Facebook, gut 200 Millionen Videoansichten und knapp fünf Millionen erreichte Menschen auf verschiedenen Social-Media-Plattform-Kanälen pro Monat in ganz Deutschland. „SteuerFabi“ hat mit seinem „Steuerversum“ eine umfassende Plattform für Finanzinteressierte geschaffen. Warum der Einstieg eher unfreiwillig war und wie sich das Ganze zu einem ernsthaften Business entwickelt hat, erklärt CEO und Wahlfreiburger Fabian Walter.

„Alles hat mit meinem Steuerrechtsstudium an der Uni Freiburg angefangen. Danach habe ich erst einmal bei einer Steuerkanzlei gearbeitet und bin anschließend zur Haufe-Gruppe. Parallel hat mir ein Kumpel geraten, TikTok aufs Handy zu laden, damit ich dort etwas über Steuern erklären kann. Ich habe die App aber bis dahin gar nicht gekannt. Drei Tage hat er mich bequatscht und gemeint, ich müsse dort unbedingt ein Steuervideo hochstellen.

Irgendwann habe ich meinen Widerstand aufgegeben und mir überlegt, was ich da eigentlich hochladen soll. Da ich zu dem Zeitpunkt am Espresso trinken war, hab ich mir gedacht: Okay, das Video wird sowieso keiner sehen, dann kann ich auch darüber sprechen, ob man Kaffee von der Steuer absetzen kann. Also habe ich die Antwort in knapp einer Minute erklärt und hochgestellt. Ich hätte ja nie gedacht, dass sich das Video überhaupt irgendjemand anschaut, aber dann habe ich in relativ kurzer Zeit gleich 50.000 Menschen erreicht. Da hab ich gemerkt, dass es anscheinend doch ein Bedürfnis für einfach erklärte Steuerinfos gibt. Seitdem stelle ich jeden Tag eine kurze Sequenz ins Netz. Dabei ist wichtig, Fachwörter zu vermeiden und die Vorgänge so einfach wie möglich zu erklären.

Der Aufwand für so einen Beitrag ist immer unterschiedlich, es kommt auf das Thema an. Bei der Bundestagswahl 2021 habe ich mich durch die Wahlprogramme geforstet und sie gegenübergestellt. Da können Recherche und Videodreh schon mal bis zu acht Stunden dauern. Es gibt aber auch andere Themen, die ich direkt mit dem Handy aufnehme und anschließend auf die Plattformen lade. Neben meiner Social-Media-Tätigkeit habe ich im vergangenen Jahr auch mein erstes Steuerbuch veröffentlicht. Die Idee kam vom EMF Verlag und ich hab mich nach der Anfrage erst einmal gefragt, ob meine Zielgruppe überhaupt noch Bücher liest. Kurzerhand habe ich meine Follower gefragt und eindeutiges Interesse signalisiert bekommen. Ein Jahr lang habe ich daran gearbeitet, ab November 2022 stand es dann endlich in den Läden. Und ja, es ist auf Platz 3 der Spiegel-Bestsellerliste eingestiegen und hat meine Erwartungen total übertroffen.

Mein nächstes Ziel ist eine digitale Informationsplattform für Steuerinfos, da ich gemerkt habe, dass es genug Bedarf außerhalb der Social-Media-Community gibt. Außerdem habe ich gemeinsam mit Filipos Klein die 19.6 Kaffee GmbH gegründet und meine eigene Kaffeemarke gestartet. Das war ein Herzensprojekt von mir und ich freue mich sehr, dass ich meinen eigenen Espresso auf den Markt bringen konnte.“

Foto: © Steuerversum GmbH