Keine billigen Klischees: Warum zwei Freiburger Studierende feministische Pornografie machen Szene | 07.01.2019 | Isabel Barquero

Plumpe Porno-Dialoge und unrealistische Settings? Kira Kurz und Leon Schmalstieg hatten keine Lust mehr darauf. Im Oktober 2017 gründeten sie ihr eigenes Porno-­Start-up „feuer.zeug“. Damit wollen sie Pornografie zum Gegenstand gewöhnlicher Gespräche machen und aus der Tabuzone holen.

Eine Frau ist mit ihrem Auto unterwegs, am Straßenrand steht ein junger Mann mit dem Daumen. Sie hält an, lässt ihn einsteigen. Auf Anhieb sind sie sich sympathisch. Der Einstieg von Freiburgs erstem Female Porn ist ein bekanntes Szenario. Die Produzenten Kira Kurz (24) und Leon Schmalstieg (23) haben mit ihrem pornografischen Video eine klare Botschaft: Sexualität geht auch anders. „Die meisten Mainstream-Pornos stellen ein falsches Sexual- und Frauenbild dar“, meint Schmalstieg. Kurz bestätigt: „Studien belegen, dass sich Mainstream-Pornos negativ auf die Selbstwahrnehmung junger Menschen auswirken können.“ Inhalte und Szenarien könnten übernommen und umgesetzt werden. „Das hat nichts mit der Realität zu tun.“

Noch ist der Film nicht online. Die Studierenden suchen nach einer geeigneten Vertriebsplattform. Zwischen drei und vier Euro soll das etwa 20 Minuten lange Video kosten – idealerweise nur zugänglich für über 18-Jährige. „Was im Internet ist, kann aber auch trotz Sicherheitsvorkehrungen schnell an Jugendliche geraten. Unser Material ist dann aber hoffentlich weniger schädlich als Mainstream-Pornos.“

Intime Szenen dürfen nicht fehlen

Das Video soll unterhalten und ein natürliches Bild von Sexualität vermitteln. „Uns ist ein verantwortungsbewusster Umgang beim Sex sehr wichtig. Man nimmt aufeinander Rücksicht und es wird kommuniziert“, sagt Kurz. Auch die Darstellung von Safer Sex sei wichtig. Außerdem garantieren sie für faire Produktionsbedingungen. „Wir wollen, dass es bei Pornos wie bei anderen Produkten auch ist: Wo kommt es her, was steht dahinter, wie wird es produziert.“

Finanziert haben sie das Projekt aus eigener Tasche. Zudem haben alle ehrenamtlich mitgewirkt. Die Hauptakteure wurden per Instagram gefunden. „Bei uns sind die Sexszenen nicht geskriptet, die Darsteller entscheiden eigenständig, was sie uns zeigen möchten“, berichtet der 23-Jährige. Dennoch dürfen intime Szenen nicht fehlen. Es gibt aber keine Intimszenen ohne Kontext.

Das Ziel ist, die Branche langfristig zu verändern. „Fair produzierte Sachen sind momentan deutlich schwerer zu erreichen. Wir wollen eine niedrige Verfügbarkeitsschwelle, dann hätten feministische Pornos viel mehr Auswirkungen.“ Mit Fördergeldern könnten diese Projekte kostenlos bereitgestellt werden. „So kommen wir aus dieser Tabuzone heraus.“

Premiere

8. Januar 2019 ab 19.45 Uhr im Kulturaggregat (Hildastraße 5, 79102 Freiburg)
Es wird zwei Filmvorführungen mit anschließendem Q & A geben. Die erste Vorführung startet zur Prime Time um 20.15 Uhr, die zweite um 20.45 Uhr.
Die Anzahl der Kinoplätze ist begrenzt, um Anmeldung wird gebeten: feuerzeug.freiburg{at}gmx.de

Foto: © feuer.zeug