Nippel-Pasties und Glitzer: Dita Whip und Elena LaGatta revolutionieren die Freiburger Burlesque-Szene Szene | 18.01.2019 | Isabel Barquero

Pailletten, Federboas, nackte Haut: Bei Burlesque-Shows geht es schlüpfrig zu. Aber auch bunt, selbstironisch und spaßig. Hierbei dreht es sich nicht um das Nacktsein, sondern um eine Performance, bei der tänzerisch eine Geschichte erzählt wird. Die beiden Expertinnen, Drag Queen Dita Whip (25) und Tänzerin Elena LaGatta (30), erklären, was Burlesque vom Striptease unterscheidet und wie vielseitig und faszinierend es sein kann.

Die platinblonden Haare sind perfekt gestylt, auch der schwarze, enge Body mit Netzstrumpfhose sitzt. Smokey Eyes und dunkle Brauen zieren ihr Gesicht: Dita Whip bereitet sich in einem kleinen Raum in der Passage46 auf ihre anstehende Show vor. „Bei jedem Schritt wackeln meine Brüste“, posaunt die große Lady laut durch den Gang und verstreut dabei eine große Menge Glitzer.

Liebt es, zu provozieren: Elena LaGatta während ihrer Show.

Privat darf es bei Whip auch mal weniger sein: Die Drag Queen holt als normaler Mann ihre Brötchen beim Bäcker. Ihre Kunstfigur ist aber als fester Bestandteil der Freiburger Subkultur, Nachtleben- und Performance-Szene, nicht mehr wegzudenken. Erfolgreich veranstaltet sie diverse Events wie „Goldkinder“ und Freiburgs erste Freakshow „Opium Circus“ oder auch Workshops wie „The School of Burlesque“.

Fast immer an ihrer Seite: Die hübsche Elena LaGatta. Die zierliche Brünette singt nicht nur, sie ist auch für das verführerische Ausziehen zuständig. „Ich liebe es, mich vor den Augen des Publikums zu entkleiden. Je mehr sie sich schämen, desto mehr Spaß habe ich“, sagt sie mit einem frechen Grinsen.

Dennoch betonen die beiden Künstlerinnen: Burlesque ist nicht Striptease. „Bei Burlesque ist das Endprodukt nicht das Nacktsein“, erklärt Whip, „sondern die darstellende Kunst.“ Ihre Kollegin fügt hinzu: „Wir feiern Frauenkörper, unsere Freiheit, Feminismus. Wir lieben Vintage und Jazzmusik – das ist Burlesque.“

Neben den Elementen Comedy, Tanz, Gesang und Theater geht es in ihren Shows vor allem um das Erzählen einer lustigen Geschichte. „Wir haben immer einen roten Faden. Wir machen keine Playlist, wir machen einen kleinen Film“, erklärt die Drag Queen. „Das, was wir machen, ist einzigartig in Deutschland“, meint LaGatta. Daher möchten die Darstellerinnen auch im kommenden Jahr mit ihrer „The Burly Show – Hotel Burlesque“ auf Tour gehen, „um noch mehr Leute von Burlesque zu begeistern“.

Like a star: Drag-Queen Dita Whip posiert gerne für der Kamera.

Trotz anfänglicher Skepsis und Angst haben es die beiden geschafft, in der Szene Fuß zu fassen. Leicht hatten sie es aber nicht: „Wir haben lange gekämpft, um eine Location zu finden“, so die Tänzerin. Viele Veranstalter hätten ihre Show-Konzepte verurteilt. „Sie dachten, wir könnten nicht ausverkauft sein.“ Umso glücklicher sind sie nun, mit der Bühne in der Passage46 ein Teil des Theater Freiburg zu sein.

Mittlerweile haben die Burlesque-Girls auch eine große Community. „Wir waren in Sorge, keine Szene und Menschen zu finden“, erzählt LaGatta. Aber mittlerweile ist Whip begeistert von der Vielfalt ihres Publikums, alle Alters- und Einkommensgruppen seien vertreten. „Wir haben die verschiedensten Nationalitäten. Vor allem Schweizer und Franzosen kommen regelmäßig über die Grenzen, um uns zu sehen.“

Mit Vorurteilen und Anfeindungen müssen sich die Künstlerinnen nach wie vor herumschlagen. „Da steckt viel Unwissen dahinter. Einige denken, Elena prostituiert sich. Wir sind keine Sexarbeiterinnen, wir machen Kunst – eine spezielle Art von Kunst“, so Dita Whip.

Diese Form der Kunst entsteht mit Proben, Kostümen, Überlegungen und Hintergrundgedanken. Die Profitänzerin bestätigt: „Für viele ist es too much. Dabei lege ich nicht alle Kleidungsstücke ab.“ Meistens behalte sie ihre Nippel-Pasties und ihren Tanga an. „Manche denken, ich mache das für die Männer, aber meine Fangruppe sind eigentlich Frauen. Ich mache Burlesque, weil es ein Teil meiner Persönlichkeit ist.“

Workshop

Wer Lust auf Burlesque bekommen hat und sich selber mal als Showgirl versuchen möchte, kann ab dem 26. März 2019 am „Cherry Pop – Der Burlesque Bühnen Workshop“ mit Elena LaGatta und Dita Whip teilnehmen. Mehr Infos gibt es auf Facebook.

Fotos: © Nina Schreiber, iba