Wie barrierefrei ist Freiburg? STADTGEPLAUDER | 29.03.2019 | Lucile Gagnière

Nicht weniger als 25 000 Menschen mit Behinderung leben in Freiburg. Auch sie sollen sich durch die Stadt bewegen, ohne sich zu verlaufen, zu stolpern oder blockiert zu werden. An einem Aktionstag setzte sich auch Oberbürgermeister Martin Horn in einen Rollstuhl und überprüfte, wie barrierefrei eigentlich Freiburg ist.

Die Tour beginnt auf dem Platz der alten Synagoge. Von dort kann man barrierefrei durch die Bertholdstraße auf dem Rotteckring gelangen, denn die Überquerung ist auf einer Seite flach für Menschen, die im Rollstuhl sitzen. Auf der andere Seite gibt es außerdem einen Bordstein als Richtungsfeld für Sehbehinderte. Sarah Baumgart, Behindertenbeauftragte der Stadt, freut diese gelungene Stelle.

Auf dem Weg zur Turmstraße zeigt Daniela Schmid, Vorsitzende des Behindertenbeirat, ein Hindernis für sehbehinderte Menschen: Werbeplakate, die vor Läden oder Restaurants auf der Straße aufgestellt wurden. Da diese Aushänge gerne kreuz und quer auf dem Gehweg stehen, könnten Fußgänger mit Sehbehinderung darüber stolpern.

Für Sehbehinderte nicht ungefährlich: Daniela Schmid (rechts) kritisiert die Werbeplakate mitten auf der Straße

Die Turmstraße selbst ist seit Ende 2018 barrierefrei: In ihrer Mitte ist die Fuge zwischen die Pflastersteine deutlich kleiner, was den Durchgang mit einem Rollstuhl vereinfacht. „Die Bauweise war relativ schwierig“, sagt Frank Uekermann, Leiter des Freiburger Garten- und Tiefbauamts. Baumgart stimmt zu: „Der Wissensstand der Firmen in diesem Bereich ist sehr unterschiedlich. Die Sensibilisierung wird noch dauern.“ Laut Uekermann „kriegen das die Freiburger Tiefbaufirmen jetzt aber ganz gut hin.“

Der Rathausplatz ist einer von vier Freiburger Plätzen, die noch barrierefrei werden sollen, erklärt Hendrik Schmitt-Nagel vom Garten- und Tiefbauamt. Entlang der Bächle gibt es nun eine besondere Spur für Menschen im Rollstuhl und Streifen mit weißem Pflaster für Sehbehinderte. Laut Uekermann sei es eine Herausforderung gewesen, den Platz beim Umbau nicht zu verunstalten.

Prüft Barrierefeiheit persönlich: OB Martin Horn (rechts) hat sich in einen Rollstuhl gesetzt und unterhält sich mit der Behindertenbeauftragten Sarah Baumgart (Mitte) über die nun barrierefreie Turmstraße.

Eine ähnliche Herausforderung bestand bei der Kaiser-Joseph-Straße: Es galt, die berühmte Einkaufsmeile barrierefrei zu machen – ohne dass diese ihr besonderes Flair verliert. Menschen mit Sehbehinderung sollen sich bei der Überquerung der Straße orientieren können, was mit Hilfe von gerillten Steinen möglich sein soll. Auch Rollstuhlfahrer haben es seit der Sanierung der Straße 2018 hier einfacher: Geschliffene Steine vereinfachen die Fahrt. Die Anlagen findet Uerkermann „optisch absolut in Ordnung.“ Sie passten gut ins Bild.

Beim Bertholdsbrunnen könnten Menschen mit Gehbehinderung dank einer Rampe besser ein- und aussteigen, erklärt Baumgart. Das ist nicht immer einfach, ohne die Rampe war es komplizierter, wenn nicht sogar unmöglich. Wie OB Horn zusammenfasst, sei die Stadt nicht in allen Teilen perfekt, aber dank den Ratschlägen und Kritiken des Behindertenbeirats seien bereits große und wichtige Schritte nach vorne getan worden.

Infos

www.freiburg-fuer-alle.de

Foto: © Lucile Gagnière