iXenso bringt Mensch und Maschine ins digitale Zeitalter STADTGEPLAUDER | 26.05.2019 | Philip Thomas

Thomas Kleiner

In einem klassischen Konzern arbeitet Thomas Kleiner schon seit 20 Jahren nicht mehr. Stattdessen gründete er den IT-Dienstleister und Softwarehersteller iXenso in Freiburg. Für seinen innovativen Betrieb gab es nun den Telekom DigitalX Preis.

Nach wie vor gibt es viele unbewegliche Betriebe, die auch im Zeitalter der Digitalisierung an traditionellen Strukturen und veralteter Technik festhalten. Damit es nicht noch mehr werden, will Kleiner die gewachsene Kluft zwischen IT und Unternehmensführungen schließen. Das beginne schon bei der Diskussion zum „papierlosen“ Büro. Denn vieles in der Arbeitswelt sei noch heute langsam, bürokratisch und papiergebunden: Unterlagen müssten noch händisch geprüft, genehmigt, kopiert und schließlich auch verteilt werden. „Durch den hohen manuellen Aufwand verstreichen Fristen“, sagt der 54-Jährige, der durch intelligente Klassifizierung und schnellen digitalen Eingang direkt in ein ECM-System dem Briefträger oft zuvorkommt. Nicht umsonst ließe ein führender Einzelhändler in Deutschland Steuerbescheide der Filialen über Lösungen der iXenso laufen.

Die Verwandlung von Papier in Einsen und Nullen schaffe auch Platz. Vielen Unternehmen ginge dieser schlichtweg aus. „Wir sprechen hier über ganze Hallen voll mit Aktenschränken“, sagt der Spezialist. Um andere Unternehmen ins digitale Zeitalter zu führen, musste Kleiner aber zuerst seine eigene Firma zukunftssicher machen. „Heute verbinden wir das Beste aus zwei Welten.“ Konzernstrukturen würden bei iXenso durch Start-up-Charakter und flache Hierarchien aufgebrochen. Dazu käme größtmögliche Transparenz sowie Vergünstigungen für seine Angestellten: „Neben KitaPlätzen und E-Bikes legen wir auch viermal im Jahr unsere Zahlen offen –auf die wir mittlerweile in Echtzeit via SAP Cloud zugreifen können – damit jeder weiß, wo wir stehen und wo wir hinwollen.“

Damit dürfte auch jeder der mehr als 80 Mitarbeiter im Unternehmen den Gewinn des renommierten Telekom DigitalX Preises mitbekommen haben, den Kleiner Anfang Mai für Digitale Prozesse und Organisation in Stuttgart überreicht bekam. „Wir haben viel Erfahrung gesammelt, sowohl in Bezug auf die Organisationsform als auch bezüglich der geeigneten und finanziell tragbaren technischen Plattform. Dieses Know-how geben wir nun an Unternehmen weiter, auch in Bezug auf den Wandel hin zu digitalen Produkten“, kommentiert Kleiner. Diese seien die Zukunft: „Autos werden bald nicht mehr gekauft werden, verdient wird ausschließlich an der Buchung und den digitalen Services.“ Mit diesem Konzept hätten Streaming-Dienste den Musikmarkt bereits umgekrempelt.

Um in solch umkämpften Märkten eine schnelle Entscheidungsfindung zu garantieren, arbeitet iXenso mit organisatorischen Xells. Sogenannte Service-Owner verantworten Kernprozesse des Unternehmens, Business Developer werden mit allen notwendigen Kompetenzen wie Budget und Mitarbeiterverantwortung ausgestattet und finden sich in diesen Xells zusammen. „Ab diesem Zeitpunkt agieren meine Kollegen bereits eigenverantwortlich“, sagt Kleiner, der an so entstandenen Arbeitszellen bei Bedarf auch gerne unten andocke. Voraussetzung für diese Vernetzung und Zellteilung seien einheitliche Kernprozesse als gemeinsame Arbeitsgrundlage, beispielsweise in Form einer Business Suite. „Diese Plattform muss davor unbedingt definiert sein und vorzugsweise bereits in der Cloud laufen“, betont er.

Die dadurch gewonnene Agilität zahle sich aus: „Aus einem Tanker werden so viele Schnellboote.“ Längst nicht jede Firma sei diesem wirtschaftlichen Wellengang und rasanten Tempo der digitalen Transformation gewachsen, oft liefen die unterschiedlichsten Applikationen in einem Haus und sogar aneinander vorbei. Die wenigsten Firmen würden alle Stränge in einer Suite zusammenführen und alle Geschäftsprozesse dort abbilden. Die Gefahr, auf dem Markt überholt zu werden, sei damit hoch: „Kreative Zerstörer wie unter anderem Airbnb greifen klassische Hotels an und überlegen, wie sie es digital besser machen können.“ Erst mal auf den Plan getreten, sei es für die althergebrachten Unternehmen oftmals schon zu spät.

Foto: © iXenso