Buch-Rezi: Die Netanjahus – Wie eine biblische Plage 4Literatur & Kolumnen | 20.05.2023 | Erika Weisser

Cover Netanjahus

Ende der 1950er-Jahre gehört Ruben Blum als Experte für Steuergeschichte zum Lehrkörper der fiktiven Corbin-University im Staat New York. Er stammt aus einer schon längst vor der Flucht in die USA assimilierten jüdischen Familie – und tut alles dafür, mit Ehefrau Edith und Tochter Judith als „ganz normale amerikanische Kleinfamilie“ zu gelten.

Doch er kommt aus der Ambivalenz „zwischen dem amerikanischen Zustand des Wählenkönnens und dem jüdischen Zustand des Erwähltseins“ nicht heraus: Seine noch lebenden, überlebenden Vorfahren pochen auf das eine, die ihn umgebende Gesellschaft und die Kollegen lassen das andere nicht zu.

Als sich der Historiker Ben-Zion Netanjahu auf einen freien Lehrstuhl bewirbt, muss er ihn betreuen – der einzige Jude auf dem Campus soll sich um „seinesgleichen“ kümmern. Zwar sieht Blum das ganz anders: Mit dem „obskuren Zionisten, der jüdische Traumata in israelische Propaganda verwandelt“, verbindet ihn nichts.

Doch er fügt sich. Und bereut es bald. Denn zum Antrittsgespräch bringt Netanjahu „die ganze Mischpoche“ mit: drei ungehobelte Söhne, die gleich einer biblischen Plage lärmend und marodierend ins Haus einfallen und eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Mittemang dabei: der damals zehnjährige Benjamin.

Cover Netanjahus

Die Netanjahus

von Joshua Cohen
Übersetzung: Ingo Herzke
Verlag: Schöffling & Co., 2. Aufl. 2023
288 Seiten, gebunden
Preis: 25 Euro