Buch-Rezi: Kramp – Rückkehr eines Gespensts 4Literatur & Kolumnen | 11.03.2022 | Erika Weisser

Buchcover: Kramp

Im Sommer 1969 beginnt D. in einer chilenischen Kleinstadt seine Karriere als Handelsvertreter für Eisenwaren der Marke Kramp. Zunächst mit wenig Erfolg. Als er aber angesichts der Mondlandung Neil Armstrongs erkennt, dass „mit Entschlusskraft und dem richtigen Anzug“ alles möglich sei, laufen die Geschäfte weniger schleppend.

Er bringt es zu guten Umsätzen, einer Handelsreisenden-Lizenz und einem Auto. Dieses verhilft ihm zu seiner späteren Ehefrau: Im Herbst 1973, kurz nach dem Militärputsch in Chile, gibt es einen Busstreik; die junge Studentin muss zur Uni trampen. Er nimmt sie mit, sie verlieben sich, drei Jahre später wird Tochter M. geboren.

Als die Geschäfte wegen der Wirtschaftskrise in den 1980er-Jahren stagnieren, nimmt der Vater die Siebenjährige mit auf Verkaufstour – Kinderaugen können bekanntlich selbst Schraubenhändlerherzen erweichen. M. erweist sich als ausgesprochen geschäftstüchtig, ein heiteres Roadmovie beginnt. Allerdings mit jähem Ende: D.’s Freund E., der die beiden manchmal begleitet, um nach den „Gespenstern“ der immer noch bestehenden Diktatur zu suchen, findet in einem abgelegenen Dorf ein Grab mit Ermordeten und Verschwundenen. Und er kann einen vollen Namen rekonstruieren. Und eine Geschichte, die M.’s Familie auseinanderbringt.

Buchcover: Kramp

Kramp
von Maria José Ferrada
Verlag: Berenberg, 2021
132 Seiten, gebunden
Preis: 22 Euro