Buch-Tipp: Pop-Up-Propaganda – Planmäßiger Wahnsinn 4Literatur & Kolumnen | 05.05.2025 | Erika Weisser

„Epikrise der russischen Selbstvergiftung“ lautet der Untertitel des Buchs, für das Irina Rastorgueva soeben den Sachbuch-Preis der Leipziger Buchmesse erhalten hat. Eine differenzierende Schlussbetrachtung also. Präzise und mit ironischen Untertönen beschreibt sie die Symptome und den Verlauf dieses „planmäßigen Wahnsinns“, der das Land überzieht. Sie benennt aber auch Diagnose- und Therapiemöglichkeiten.
In dem Vierteljahrhundert Putinscher Herrschaft, schreibt sie, habe sich die Kreml-Propaganda so weit von der Realität entfernt, „dass sie zu einem eigenständigen Bild einer Welt geworden ist“, in der Behörden und auch ein großer Teil der Bevölkerung lebten. Diese Propaganda habe sich im Lauf dieser 25 Jahre zunehmend radikalisiert, Hass auf karikaturhaft aufgebaute innere und äußere Feinde geschürt, sei immer aggressiver und militaristischer geworden. Mit freiwilligen Helfern, die sich von kritischen Journalisten zu wichtigen Sprachrohren Putins gewandelt hätten.
Sie beleuchtet die Mechanismen dieser Gefolgschaftstreue, die diese Leute dazu bringt, über die gleichgeschalteten, zensierten und überwachten Medien „mit großem Aufwand täglich Kreml-Narrative in die Köpfe (nicht nur) der Russen zu hämmern“. Ein wichtiges Buch.
Pop-Up-Propaganda
Irina Rastorgueva
Verlag: Matthes & Seitz, 2024
Preis: 28 Euro
Seitenzahl: 337 Seiten, gebunden