Buchrezi: Hey guten Morgen, wie geht es dir? 4Literatur & Kolumnen | 03.12.2024 | Erika Weisser
Juno heißt eigentlich Isabella Flock. Aber nur, wenn sie ermahnende Selbstgespräche führt. Etwa dann, wenn sie den Love-Scammern, mit denen sie in schlaflosen Nächten chattet, zu dicke Lügen aufgetischt hat. Oder ihnen versehentlich zu viel über sich verraten hat.
Die Sternenbildbegeisterte Juno lebt mit ihrem Mann, den sie Jupiter nennt, in einer kleinen Wohnung mit einer Glastür zwischen seinem und ihrem Schlafzimmer: Er ist schwer MS-krank und auf ihre Hilfe angewiesen; bei Bedarf oder Unfall muss sie sofort reagieren. Sie bewältigt den manchmal mühsamen Alltag, in dem sie auch als Tanz-Performerin tätig ist, eigentlich ganz gut. Und der freie Buchautor Jupiter ist nicht allzu fordernd – in ihre nächtlichen Chats mischt er sich nicht ein.
So nimmt er auch nicht wahr, dass er an Junos Sternenhimmel irgendwann nicht mehr der einzige Planet ist: Ein gewisser Benu aus Nigeria erobert sich dort allmählich auch einen Platz. Zwar enttarnt sie den jungen Mann, der sich mit einem falschen Profil an sie heranmacht. Doch dann lässt sie ihn zu nahe an sich heran, gibt viel preis. Es entwickelt sich eine seltsame Beziehung – bis er wie eine tanzende Sternschnuppe verschwindet. Eine fast magische, betörend geschriebene Geschichte – deutscher Buchpreis 2024!
Hey guten Morgen, wie geht es dir?
von Martina Hefter
Verlag: Klett Cotta, 2024
222 Seiten, Hardcover
Preis: 22 Euro