Nachgewürzt! – Neuanfang 4Literatur & Kolumnen | 13.05.2025 | Volkmar Staub

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. In diesem Fall war̒s ein fauler. Fritze Merz wurde erst im zweiten Wahlgang gewählt, ein noch nie dagewesener Fall, oder sagen wir Stolperer. Wir haben einen Secondhand-Kanzler. Die Koalition kann beginnen. Der Vertrag steht, jetzt müssen sie sich nur noch vertragen.
Sie haben ja versprochen, schnell und kraftvoll zu beginnen. Am ersten Abend hat das Kabinett sogar gleich noch um 22 Uhr getagt. Gibts da Nachtzuschläge? Vermutlich steht Dobrindt schon ab morgen als neuer Innenminister persönlich an der Grenze und versucht Migranten aufzuhalten, Verena Hubertz als neue Bauministerin will erst mal mit Legosteinen üben und dann höchstselbst Schaufel und Spaten in die Hand nehmen und zigtausende Wohnungen bauen, was ihre Vorgängerin nie geschafft hat. Das Einzige, was Frau Geywitz gebaut hatte, war Mist.
Bei der neuen Raumfahrtministerin Dorothea Bär stehen viele Wähler vor ihrem Ministerium schon Schlange mit Vorschlägen, wen sie aus der Kollegenschar als Erstes auf den Mond schießen soll, und Pistolero Pistorius wird den Taurus bei den Hörnern packen und in die Manege rufen. Die neue Wirtschaftsministerin Katharina wird namentlich Reiche bevorzugen, und der Quoten-Ossie Carsten Schneider wird die Umwelt schon hinkriegen. In doppelter Bedeutung. Was sollen wir auch schon erwarten?
Am Überraschendsten ist für mich die Berufung des konservativ-katholischen Medientycoons Wolfram Weimer. Viele Künstler in der linken freien Kulturszene erwarten jetzt nur noch die Förderung von angestaubter Klassik, Heimatliedern, Trachtentänzen und befürchten kommende „Weimerer Verhältnisse“.
Und was ist mit den Rausgeschmissenen? Karl Lauterbach und Hubertus Heil werden in Zukunft nur noch wie die zwei Alten in der Muppets-Show von den hinteren Bänken aus dazwischenquasseln, während die Co-Vorsitzende der SPD Saskia zittert wie Eskenlaub, was aus ihr noch werden soll. Der Blackrocker Merz wird jedenfalls darauf achten müssen – wie der Autoreifen beim TÜV –, dass er genügend Profil hat. Es soll ihm ja nicht passieren, dass er wie sein Vorgänger an Richtlinienimpotenz leidet.
Dieser neuen Regierung wünsche ich jetzt erst mal ordentlich Feuer unterm Arsch und schicke ihr als Antrittsgeschenk eine scharfe chilli-Schote, die sie sich am besten dahin steckt, wo man mit dem Thermometer die gesellschaftliche Temperatur misst.
Herzlichst Volkmar Staub
Foto: © privat