Das „bierernste“ chilli-Horoskop: Die Fasten-Edition von Hobby-Astronaut Philip Thomas 4Literatur & Kolumnen | 05.06.2024 | Philip Thomas
Vor lauter Fasterei sieht chilli-Gast-Orakel Philip Thomas schon Sterne. Nach mehr oder weniger fokussiertem Studium der Himmelskörper verrät er, wie es um unsere Zukunft so steht.
Alkohol, Zigaretten, Süßigkeiten. Du musst nicht religiös sein, um zu verzichten und zu fasten. Nach einigen Wochen bist du zwar einige Kilo leichter, aber immer noch nicht glücklicher. Dabei hast du doch so viele Dinge weggelassen, sogar eine Darmspiegelung hast du hinter dir. Dann verzichte doch mal auf Menschen, die dir nicht guttun?
Mit starken Vorsätzen bist du in dieses Jahr gestartet. Fünf Monate später ist davon jedoch nicht mehr übrig geblieben als Chipskrümel auf deinem löchrigen T-Shirt. Aber du lässt dich nicht entmutigen und siehst das positiv: Denn du wolltest dieses Jahr sieben Kilo abnehmen. Und es fehlen nur noch elf.
Viele schwören auf Intervallfasten und die sogenannte „16/8-Methode“: Jeden Tag darfst du acht Stunden lang futtern, was du willst. 16 Stunden lang verdaut und regeneriert der Körper ohne Nahrungszufuhr. Du hast den Bogen schnell raus. Dein Geheimnis? Erst am späten Nachmittag aufwachen.
Oder hast du das Intervallfasten doch nicht so ganz verstanden? Bereits nach drei Tagen sollte man sich doch besser fühlen? Du fühlst allerdings nichts – außer Völlegefühl und einen enger werdenden Gürtel. Dabei hältst du dich eisern ans Protokoll. Wie ein Uhrwerk läufst du alle zwei Stunden zum Kühlschrank.
Statt auf Lebensmittel zu verzichten, verbannst du andere Dinge aus deinem Leben. Das ist ohnehin gesünder. Man ist schließlich so gesund, wie man sich fühlt, egal was Ärzte und Ernährungsexperten sagen! Du hast also entsorgt: Spiegel, Waage und deine engen Jeans.
Die Wahl der richtigen Lebensmittel kann ungemein helfen, ein Fastenprogramm durchzustehen. Zum Beispiel isst du nur noch Döner. Der bringt zwar bis zu 900 Kalorien auf die Waage – wenn du aber alles abziehst, was aus dem Fladenbrot beim Verputzen so rauspurzelt, bleibt kein einziger Bissen mehr übrig.
Dir bleibt aber auch wirklich nichts erspart. Dabei hast du sogar Maßnahmen getroffen: Um beim Alkohol-Fasten nicht in Versuchung zu geraten, hast du etwa die Nummer deiner Sauf-Atzen blockiert und sämtlichen Fusel in den Ausguss gekippt. Das lief auch ganz gut. Aber nun gluckert plötzlich deine Heizung. Wie sollst du da nicht schwach werden?
Ein Auszug aus deinem Fastentagebuch: Montag, 17.45 Uhr: standhaft geblieben, allen Versuchungen erfolgreich widerstanden. 17.50 Uhr: Es wird brenzlig. 18 Uhr: Familienpizza, Cola und Eis bestellt. 19.30 Uhr: Nicht alles aufgegessen, immerhin! 22.30 Uhr: Jetzt doch.
Dein schnöseliger Kollege im Büro wird pausenlos dafür gelobt, seit einem Jahr nicht geraucht oder getrunken zu haben. Dass du derweil seit stolzen fünf Jahren auf jede Art von Sport verzichtest, interessiert natürlich wieder niemanden. Unfair!
Da hast du dich wohl doch übernommen: Fasten und gleichzeitig ins Fitnessstudio zu rennen, ist dann doch ein bisschen zu viel des Guten. Deswegen machst du jetzt mal was wirklich Sinnvolles, was für Bauch, Beine und Po. Und zwar saftige Hamburger.
Fasten ist einfach nichts für dich. Schon Kalorien zählen hast du nie verstanden. Erstens war Mathematik eh nie deine Stärke. Und zweitens haust du bei jeder Mahlzeit einfach voll rein und vertraust eben darauf, dass sie noch da sind.
Während der Fastenzeit verzichten viele auf Überfluss, Völlerei und so manche Tafel Schokolade. Aber welches Laster sollst du liegen lassen? Immerhin tun es die hippen Yoga-Muttis in deinem Kurs auch. Fleisch? Die Grillsaison hat leider begonnen. Bier? Passt leider gut zu Grillfleisch. Wie wär‘s, du verzichtest einfach aufs Fasten?
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