Das „bierernste“ chilli-Horoskop: Die Jahreszeiten-Edition von Hobby-Astronaut Philip Thomas 4Literatur & Kolumnen | 06.11.2024
Vor lauter Herbst sieht chilli-Orakel Philip Thomas schon Sterne. Nach mehr oder weniger fokussiertem Studium der Himmelskörper verrät er, wie es um unsere Zukunft so steht.
Die Einteilung „Frühling, Sommer, Herbst und Winter“ wird dem Wetter bald nicht mehr gerecht. Dann gibt es nur noch eine Jahreszeit: Sommer. Zumindest dieses Jahr gilt aber noch: Pollen, Hitze, Regen und Kälte. Und der kulinarische Kalender sieht auch noch gut aus. Der lautet nämlich: Spargel, Grillen, Kürbissuppe und Raclette.
Im Winter hast du hart an deiner Bikini-Figur geschuftet. Als der Sommer dann endlich da war, hast du dich emsig auf den Herbst vorbereitet und an deiner Pullover-Figur gearbeitet. Du findest das smart. „Antizyklisch“ ist das Stichwort. Winterreifen kauft man schließlich auch im Sommer!
Sieben Bier sind quasi ein Schnitzel und 34 „Hopfensmoothies“ decken den allgemein empfohlenen Tagesbedarf an Vitamin C. Du und deine Leber aus Stahl sind folglich bereit, das größte Volksfest der Welt im Sturm zu erobern. Auf dem Weg nach München raucht dir allerdings die Karre ab. Dein Wagen war wohl nicht oktoberfest.
Eigentlich bist du ein Sonnenanbeter. Aber im Herbst werden Schatten und damit dein Gesicht länger. Und die Tage und somit dein Geduldsfaden werden kürzer. Aber seine guten Seiten hat diese schmuddelige Jahreszeit. Nämlich, dass diese verdammten Mücken in die Hölle abschwirren, aus der sie gekommen sind.
Nervig und teuer: Für jedes Wetter und jede Jahreszeit brauchst du einen eigenen Satz Klamotten. Andere Dinge kannst du das gesamte Jahr verwenden. Zum Beispiel deine Thermoskanne. Die hält Tee im Winter heiß und Eistee im Sommer kalt. Woher das Ding wohl weiß, welche Jahreszeit herrscht?
Der Herbst ist bekanntermaßen eine Übergangszeit. Das Beste daran: sogenannte Sommerhits wie „Bauch, Beine, Po“ oder „Despacito“ gehören endlich, endlich der Vergangenheit an und die weihnachtliche Last-Christmas-Dauerbeschallung ist noch fern.
Der Herbst ist eine geradezu poetische Jahreszeit. Ein umgeworfener Schal macht aus jedem Schwätzer geschwind einen Schriftsteller. Fallende und sich färbende Blätter zeugen von der Vergänglichkeit dieser Welt und zeichnen eine malerische Kulisse. Und überall auf der Straße liegen Fotografen.
Als treuer Kirchengänger wurde dir stets eingetrichtert: Gott hat die vier Jahreszeiten erschaffen. Dann haben dir Wissenschaftler erzählt, das sei – technisch gesehen – der sogenannte Urknall gewesen. Gerade kommst du aus dem Freiburger Konzerthaus und dir wurde gesagt, es sei ein Typ namens Vivaldi. Was stimmt denn nun?!
Mit Skateboarden, Sonnenbaden und Wellenreiten kannst du nichts anfangen. Dass die warme Jahreszeit rum ist, findest du also gar nicht so schlimm. Aber dass der kalendarische Herbstanfang dieses Jahr schon am 22. September war, kam für dich dann doch etwas überraschend. Vor Schreck wäre dir fast der Lebkuchen aus der Hand gefallen.
Weihnachten, Geburtstag und Ostern sind ja ganz nett. Aber dein Lieblingsfeiertag steigt jedes Jahr am 31. Oktober: Halloween. Leider ziehen deine Kostüme irgendwie nicht: sexy Pirat, sexy Cowboy und sexy Feuerwehrmann brachten keinen Erfolg. Dieses Jahr gehst du als falsch geparktes Auto. Vielleicht wirst du dann mal abgeschleppt.
17 Grad im Frühling bedeuten T-Shirts, Eiscreme, Grillen und Bier im Park sowie das Verbrennen von Winterreifen. 17 Grad im Herbst bedeuten Daunenjacken, Streusalz, Tee und Schneeketten. Oder ist das diese „Gefühlte Temperatur“, von der Wetterdienste ständig sprechen?
Außer viel Regen hatte dieser Herbst bisher nicht viel zu bieten. Dabei stellst du an das Wetter eigentlich keine großen Ansprüche. Alles, was du willst, sind drei Wochen goldener Herbst, vier Wochen Winterwunderland und eine leichte Brise bei 26 Grad im Schatten für den Rest des Jahres. Das ist doch wirklich nicht zu viel verlangt?
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