Das „bierernste“ chilli-Horoskop: Küchen-Edition von Hobby-Astrologe Jannis Jäger 4Literatur & Kolumnen | 13.10.2025 | Jannis Jäger

Horoskop

Während dem kochen sieht chilli-Orakel Jannis Jäger Sterne. Nach mehr oder weniger fokussiertem Studium der Himmelskörper verrät er, unter welchem Stern der neue Papst so steht.

Widder-1

Kochen ist für dich Zeitverschwendung. Es sei denn du hast das richtige Equipment. Denn auf das Spielzeug kommt es an. Das erst sorgt für die nötige Motivation. Deine Sammlung an Toys ist über die Zeit gewachsen. Und ausgestattet mit Thermomix, Sandwich-Toaster, Ninja-Creami und Air-Fryer isst du deine Hater zum Frühstück.

Stier-1

Für dich ist das, was in der Küche passiert, die reine Meditation. Schneiden, rühren, kosten. Sanft gibst du Zutaten hinzu. Das Servieren darf nicht vernachlässigt werden. Und das alles in andächtigen Tai-Chi-Bewegungen. So tief ruhst du dabei in dir, dass du noch am nächsten Tag nicht weißt: Habe ich den Herd ausgemacht?

Zwilling-1

Kochen? Na ja. Eine Schüssel, ein Löffel und dann rein damit. Hauptsache deine „Makros“ sind gedeckt und du kannst im Gym performen. Schmecken muss das eigentlich nicht, nur wirken. Denn: Fitness is your passion. Deine Freunde verdrehen allerdings die Augen: Thunfisch-Proteinshake? Ernsthaft?

Krebs-2

Eigenes Sauerteigbrot ist bei dir Standard. Die Nudeln aus dem Supermarkt sind praktisch Gift. Und Eltern, die ihren Kindern Fruchtzwerge geben, gehören eigentlich angezeigt – deine Meinung. Bei dir: „All from scratch“. Und wie gut, dass du all die rollenden Augen nicht sehen kannst – auf deinem hohen Ross.

Loewe-1

Schon zu Schulzeiten hast du am Familienessen gerne kleine Vorträge über bewussten Konsum gehalten. Über Verantwortung, Produktionsverhältnisse, Lieferketten und so weiter und so fort. Die Leute sind das Problem. Die sollten doch bitte zumindest Bio kaufen. Das ist doch reine Einstellungssache.

Du kochst gerne, aber nur für andere. Ohne Publikum kommst du nicht so recht in die Gänge. Und apropos: Fünf müssen es mindestens sein. Und gerne streitest du dich darum, ob ein Amuse-Bouche als vollwertiger Gang zählen kann. Aber richtig gewonnen hast du, wenn dein Tik-Tok gut geklickt wird. Oberste Regel: Performativ? Das sind die anderen?

Waage-1

Für andere kochen ist für dich ein Alptraum. Dabei herrschen einfach zu viele Unwägbarkeiten. Und es besteht die reale Chance, dich in deinem gesamten Freundeskreis zum Gespött zu machen. Spring über deinen Schatten. Denk daran, was deine Oma immer gesagt hat: Man soll nicht ertrinken, bevor man das Wasser sieht.

Auch das „Fest“ in „Festessen“ startet für dich schon in der Küche. Ein Gläschen bei der Arbeit, das muss sein. Kochen heißt für dich natürlich auch Cocktail-Stunde. Und du denkst, was für die Gans im Ofen gilt, muss doch mindestens in gleichem Maße für dich gelten: gefüllt mit Kastanien, begossen mit Weißwein.

Schuetze-1

Du strotzt vor Weisheiten – gerade beim Kochen. „Nur weil man sich mit einem scharfen Messer schneiden kann, sollte man die Schneide nicht verkommen lassen.“ – „Wer die Hitze nicht erträgt, hat in der Küche nichts verloren.“ Doch während du das Schnitzel klopfst, denken deine Gäste nur eins: Gekocht bist vor allem du selbst.

Steinbock-1

Ein Mittel zum Zweck. Das ist es, was in der Küche passiert. Und was dein Skill-Set angeht, so hast du dir akribisch Kenntnisse angeeignet, um vor allem bei Dates gut zu performen. Hauptsache es beeindruckt deinen Gast. Allerdings: Es war wohl noch nicht so ganz perfekt. Denn spicy blieben immer allein die Gewürze.

Wassermann-1

Viele Köche verderben den Brei? Na ja, wie man es nimmt. Zu dir traut sich einfach keiner mehr in die Küche. Und es ist kaum verwunderlich. Das liegt einerseits an deinen Theorien zur Hohlerde, deinem Hildegard-Orgon-Akkumulator und andererseits aber auch an deiner Leder-Schürze mit der Aufschrift: „Serien-Griller“.

Kochen war nie dein Metier – die Küche ist einfach nur der Ort, wo das Essen wohnt, ehe es dir vorgesetzt wird. Nur nachts, wenn alles dunkel ist, dann schlurfst du für einen letzten Snack noch einmal zum Kühlschrank. Und wie du da ganz schläfrig ins Neonlicht blinzelst, wird dir klar, du selbst bist der Nachtmahr.

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