Das „bierernste“ chilli-Horoskop: Frühjahrsputz-Edition von Hobby-Astronaut Philip Thomas 4Literatur & Kolumnen | 09.04.2025 | Philip Thomas
Vor lauter Putzerei sieht chilli-Orakel Philip Thomas schon Sterne. Nach mehr oder weniger fokussiertem Studium der Himmelskörper verrät er, was der Frühjahrsputzen dieses Jahr so bringt.
Zeit, die eigene eingestaubte Bude auf Vordermann zu bringen. Mit vollem Elan schwingst du Wischmopp und Staubsauger. Wie mit einem Schwert bekämpfst du damit Flusen und Fusseln. Leider hält dein Elan nicht mal bis zum Badezimmer. Mit dieser Geschwindigkeit bist du mit dem Frühjahrsputz frühestens im Herbst durch.
Wer hätte gedacht, dass ein Frühjahrsputz so spannend sein kann. Damit meinst du noch nicht mal all die Fundstücke in deiner Sofaritze oder den unterhaltsamen Podcast, den du nebenbei laufen lässt. Die Rede ist von Müll rausbringen: Mehr Nervenkitzel als ein im Treppenhaus durchweichender Bio-Beutel geht nicht.
Mopp? Check. Eimer? Check. Nur die Putzmittelchen hast du bei deiner Shopping-Tour vergessen. Kein Drama, du hast ja noch den Selbstgebrannten von deinem serbischen Großonkel unter der Spüle. Etwas anderes als Keramikfliesen sollte dieser Höchstprozentige ohnehin nicht benetzen.
Seit Stunden bist du am Schrubben, aber dieser uralte PVC-Boden wird einfach nicht mehr richtig sauber. Dann erinnerst du dich an einen Trick aus deinen WG-Zeiten: Möbel raus, Boden mit Backofenreiniger einsprühen, einwirken lassen, abziehen, sich über die Sauberkeit und außerdem über die nun etwas höhere Decke freuen.
Die Tage werden wieder länger. Und Licht und Laune hast du ausgiebig genutzt: Fußball im Park, Joggen, Motorradfahren, Kneipentouren, Reisen, Spieleabende, Spaziergänge und sogar die ungeliebte Schwiegermutter hast du besucht. Bloß den Frühjahrsputz hast du verpasst. So ein Mist. Jetzt musst du wohl wieder ein Jahr warten.
Du hast dir fest vorgenommen, klar Schiff zu machen: Schränke ausmisten, Kühlschrank schrubben, Fugen bürsten. Doch dann stolperst du über dein altes Tagebuch. Da werden Erinnerungen wach: der erste Kuss, die Rucksackreise durch Australien … Die Butze bleibt zwar dreckig, aber dafür ist dein Herz auf Hochglanz poliert.
Der Spiegel im Bad sieht aus wie ein Jackson Pollock, die Fenster könnte man für Milchglas halten. Du bist dir vor lauter Müll nicht mehr sicher, ob deine Wohnung eigentlich noch Ecken hat. Zeit für Durchblick! Nach drei Stunden ist alles streifenfrei. Von einem Frühjahrsputz kann mittlerweile nicht mehr die Rede sein. Der richtige Begriff wäre „Kernsanierung“.
Strategisch, effizient und absolut unerbittlich – für jedes Zimmer hast du einen Schlachtplan gegen Schmutz: Deinen Staubsauger steuerst du wie einen Panzer, den Wischmopp schwingst du wie ein Bajonett. Nach vier Stunden ist deine Wohnung so steril, dass ein Operationssaal neidisch wäre. Da bekommt der Begriff „Reinraum“ eine völlig neue Bedeutung – Sir!
Im Putzen, Wischen und Aufräumen warst du nie gut. Deine Stärken sind eher das Einsauen, Liegenlassen und Dreckigmachen. Staubsauger, Wischmopp und Lappen besitzt du gar nicht. Man könnte dich nun schludrig nennen. Man könnte aber auch sagen: Du bist ein bad Reiniger.
An dieser Stelle sollte eigentlich ein kurzer Witz zum Thema Frühjahrsputz stehen. Aber leider war er zu dreckig.
Wie ein Tornado wirbelst du mit Mopp und Eimer durch die Wohnung. Alles fliegt nur so durcheinander. Nachdem sich der Staub buchstäblich gelichtet hat, musst du allerdings feststellen, dass deine Schränke irgendwie leerer wirken? Vielleicht hättest du die Fenster vorher nicht aufreißen sollen?
Frühjahrsputz ist für dich eine Frage der Motivation, der richtigen Vorbereitung und Effizienz. Auf die Wahl des richtigen Schwamms kommt es dabei aber gar nicht so sehr an: Effizientes Arbeiten heißt für dich, stundenlang einen Podcast auszusuchen – um ihn dann fünf Minuten lang beim Abspülen zu hören.
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