Geschmackspolizei: Der Sounddreck zum Dankeschön 4Literatur & Kolumnen | 28.05.2024 | Ralf Welteroth

Geschmackspolizei

Die Freiburger Geschmackspolizei ermittelt schon seit 20 Jahren gegen Geschmacksverbrechen – nicht nur, aber vor allem in der Musik. Für die cultur.zeit verhaftet Ralf Welteroth fragwürdige Werke von Künstlern, die das geschmackliche Sicherheitsgefühl der Bevölkerung empfindlich beeinträchtigen.

Wir sagen Dankeschön. Für was? Genau, für was eigentlich? Für das Lied „Dankeschön, 40 Jahre die Flippers“? Sicher nicht. Obwohl: Ohne die Flippers, den Olaf, den Andi, die Helene, die Amigos, den Micki und all die anderen Gesetzesbrecher wären wir als Geschmackspolizei nicht das geworden, was wir nie werden wollten – und aber gerade dadurch wurden.

Danke für alles, was ihr Schlimmes getan habt, danke für eure Beats – immer verlässlich voll auf die Eins und so was von daneben. Für eure Outfits, die Fans, immer, wirklich immer haben sie euch in nichts nachgestanden und uns das Leben, wenn man es überhaupt so nennen kann, schwer gemacht. Danke für eure Texte, nie gab es ein Niveau, das sich nicht noch hätte unterbieten lassen.

Wir sagen Dankeschön, für all die schönen Momente, die wir über die Jahre nie hatten, aber was soll‘s, man lebt nur drei Mal, vielleicht werden wir im nächsten Leben selbst als singende Cops unser Unwesen treiben, danke schon mal auch dafür. Danke für unsere Arbeitsstelle, hieß es so schon im Kirchenlied-Evergreen von Martin Gotthard Schneider, danke. Danke Merkel, danke Scholz, ein Dankeschön auch an Claudia Roth, unsere Kulturstaatsministerin, die uns regelmäßig die Hemden bügelte, wo sie uns doch den Rücken hätte stärken sollen – aber man kann eben nicht alles haben.

Dankeschön, auf die nächsten 40 Jahre!

Ihre Geschmackspolizei Freiburg