Unterwegs mit dem Eismann: "Das Erwachen der Gletscherleiche" von Roland Weis 4Literatur & Kolumnen | 04.03.2018 | Erika Weisser

Das Telefon, das mitternachts in Johannes Emmanuel Aschendorffers Wohnung in der Beurbarung klingelt, reißt ihn nicht aus dem Schlaf: Der Direktor des Freiburger Forschungsinstituts BioGen ist gerade bei seiner üblichen Nachtlektüre.

Der Inhalt des Telefonats reißt die „Koryphäe auf dem Gebiet der Gen- und Stammzellenforschung“ freilich fast vom Hocker: Seine Assistentin Mona, die mit einer Hochgebirgswandergruppe im Engadin unterwegs ist, erzählt, dass sie im schmelzenden Gletschereis einen toten Mann gefunden habe.

Aschendorffer, ein „eingefleischter Fan tiefgefrorener Leichen“, begibt sich mit dem listenreichen Instituts-Faktotum Meslut Kaymal und einem Bofrost-Lieferwagen zweifelhafter Herkunft sofort nach St. Moritz. Gemeinsam retten sie den Eismann, den sie Bowolf nennen, vor dem Zugriff der Schweizer Behörden.

Diese nehmen Bowolfs Spur jedoch auf und bitten die Freiburger Polizei um Amtshilfe. Die Presse bekommt Wind davon; Reporter Charly Katz dringt mit feinem Gespür, gezielter Recherche und den richtigen Fragen zum Kern der Wahrheit durch.

Roland Weis hat diesen vergnüglichen Krimi „Zurbo“ gewidmet: Dem 2015 verstorbenen Freiburger Journalisten Karl-Heinz Zurbonsen, mit dem Charly Katz nicht nur das Kürzel gemein hat: kaz.

Das Erwachen der Gletscherleiche
von Roland Weis
Verlag: Lindmanns, 2018
396 Seiten, broschiert
Preis: 14,95 Euro