Bauland für 40,90 Euro: Warum das Bad Krozinger Modell preiswerten Wohnraum ermöglicht Politik & Wirtschaft | 14.12.2018 | Stefan Pawellek

Dass Wohnraum fehlt, vor allem bezahlbarer, pfeifen die Spatzen im Großraum Freiburg von den Dächern. Auch die Kurstadt Bad Krozingen sieht sich dieser Situation gegenüber. Die Quadratmeterpreise Bauland erreichen mittlerweile Preise von bis zu 740 Euro, in einem Fall waren es sogar 1000.

Auch die Neubau-Mieten liegen inzwischen auf dem freien Markt schon über zehn Euro. Bürgermeister Volker Kieber und sein Gemeinderat wollten diese Situation ändern und so entwickelten sie das „Bad Krozinger Modell“, um vor allem bezahlbare Wohnungen zu ermöglichen.

Angesichts der rasanten Preisentwicklung haben Schwellenhaushalte und die Mittelschicht ohne Anspruch auf Förderung kaum noch Chancen, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Gründe sind vor allem die Nähe und gute Anbindung nach Freiburg, ein angespannter Mietwohnungsmarkt in der Region und das knappe Bauland.

Das 2015 beschlossene Modell beruht auf zwei Säulen: Auf einer aktiven Baulandpolitik und vielfältigen Vorgaben bei der Schaffung von neuem Wohnraum. Neues Bauland gibt es in Bad Krozingen nur, wenn die Gemeinde die Hälfte der neuen Wohnbauflächen von den Grundstückseigentümern erwerben kann und zwar zu einem bereits 1991 festgelegten Preis von 40,90 Euro pro Quadratmeter.

Die Stadt als Eigentümerin kümmert sich dann um die gesamte Erschließung, wofür meistens rund ein Viertel der Fläche benötigt wird. Beim Neubaugebiet „Kurgarten II“ bot das Rathaus andersherum seine eigenen fünf Hektar privaten Investoren zum Bau preisgünstigen Wohnraums an – allerdings nach den Vorstellungen der Verwaltung. So war etwa gefordert, dass die Hälfte der Wohnungen so vermietet werden muss, dass die Miete nicht mehr als maximal 35 Prozent des im Ort durchschnittlich verfügbaren Einkommens beträgt.

Neubaugebiet: Im Kurgarten II wurde modellhaft preiswerter Wohnraum geschaffen

Ihre Einkommen mussten die Interessenten beim städtischen Hauptamt melden. Die Mieter müssen mindestens seit zwei Jahren am Ort wohnen oder dort einen Arbeitsplatz haben und höchstens zehn Prozent mehr verdienen als jene, die die staatliche Wohnraumförderung beantragen können. Dort werden die Angaben überprüft, danach wird ein Berechtigungsschein ausgestellt. Das ist quasi der Wohnungstürschlüssel.

Die Mieten müssen zudem 15 Jahre lang festgeschrieben sein – abgesichert durch eine Grunddienstbarkeit. Die andere Hälfte der neuen Wohnungen konnte verkauft werden, um die günstigen Mieter quer zu finanzieren. Allerdings unter der Prämisse, dass sie unter dem üblichen Marktpreis angeboten werden müssten. Den kennt das Rathaus aus den Kaufpreissammlungen.

Das Siedlungswerk, der Bauverein Breisgau und die Treubau AG zusammen mit Heiwog-Rustica bekamen am Ende den Zuschlag für die Grundstücke. So entstanden 207 Wohnungen, von denen 104 frei verkauft wurden, 52 Wohnungen des Typs „preiswerte Mietwohnung“ kamen mit einer Anfangsmiete zwischen 7,50 und 8,75 Euro auf den Markt, 51 Wohnungen des Typs „geförderte Mietwohnung“ zu Quadratmeterpreisen rund um 6,50 Euro.

„Alle Wohnungen sind weg“, berichtet Kieber, „dieses Modell ermöglicht bezahlbaren Wohnraum und Rendite.“ Wie hoch die ist, ist Geheimnis der Investoren. Damit habe man neben bezahlbarem Wohnraum auch eine gute soziale Mischung erreicht, sagt der Bürgermeister. Bei der Erschließung weiterer Neubaugebiete soll wieder dieses Modell angewendet werden: „Unser Modell beweist, dass man sehr wohl erschwinglichen Wohnraum errichten kann, letztendlich hat dies der Markt ermöglicht.“

Foto: © Stefan Pawellek