„Vor Genickbruch bewahrt“: VAG veröffentlicht Bilanz für 2022 Wirtschaft | 22.08.2023 | Philip Thomas

Ausgezeichnet: Linn Leimbach (Mitte) war die millionste Frelo-Leiherin.

Die Freiburger Verkehrs AG (VAG) hat vergangenes Jahr ein Minus von knapp 23 Millionen Euro eingefahren – ein vergleichsweise gutes Ergebnis für die Rathaus-Tochter. Getrübt wird die Stimmung jedoch von Corona-Nachwehen, Lieferengpässen und Personalmangel.

„Wir haben das zweite Corona-Jahr mit einem Fehlbetrag von 23,1 Millionen Euro abgeschlossen und liegen damit rund 11,5 Millionen Euro besser als geplant“, sagt VAG-Vorstand Oliver Benz. Hintergrund ist ein ÖPNV-Rettungsschirm von Bund und Land in Höhe von 13,5 Millionen Euro: „Das hat uns vor dem Genickbruch bewahrt.“

Auch die Bundes-Billetts haben ihre Wirkung nicht verfehlt: Das 9-Euro- sowie das seit März geltende Deutschland-Ticket haben nach zwei Pandemie-Jahren Fahrgäste zurückgewonnen. Mehr als 81.000 Abos verwaltete die VAG für den Regio-Verkehrsbund Freiburg (RVF) im Juni, knapp die Hälfte davon (38.802) waren Deutschland-Tickets. Die RegioKarte wird mit 9335 Verträgen (12 Prozent aller Abos) allerdings zum Auslaufmodell.

Rund 72 Millionen Fahrgäste hat die VAG 2022 befördert. Vor der Pandemie waren es mehr als 80 Millionen. „Es gibt viele im Homeoffice“, vermutet Benz. Möglicherweise sattelt auch der ein oder andere um: Das Fahrradleihsystem Frelo verbuchte im vergangenen Jahr 581.534 Ausleihen. 2021 waren es 374.567. Die Zahl registrierter Frelo-Nutzer  katapultierte sich von 10.000 auf rund 50.000, die Zahl der Räder von 615 auf 720. Die in Freiburgs Bussen und Bahnen mitzunehmen, schließt Benz weiterhin kategorisch aus: „Dafür haben wir zu wenig Platz, wir haben heute schon zu wenig für Rollstühle.“

Die Lage am Energiemarkt habe sich nach Preissteigerungen im Jahr 2021 laut VAG-Vorstand Stephan Bartosch spürbar beruhigt: „Die aktuellen Bezugspreise liegen derzeit signifikant unter jenen des Wirtschaftsplans für 2023.“ Schwierigkeiten bereiteten der VAG aber vermehrt Lieferengpässe. „Wir warten deutlich länger auf Ersatzteile, es ist nicht abzusehen, dass sich die Lage entspannt“, so Bartosch.

Bauchschmerzen bereitet der VAG auch anhaltender Personalmangel. Zum Jahreswechsel beschäftigte der  Verkehrsbetrieb 915 Personen, darunter 34 Auszubildende. „Wir haben die Hürden für Bewerber gesenkt“, erklärt Bartosch. Ein Bus-Führerschein sei keine Voraussetzung mehr, denn die Kosten für den D-Klasse-Lappen trage nun die VAG. Kosten je Fahrerlaubnis: 10.000 Euro.

Foto: © Patrick Seeger, Stadt Freiburg