Dramatischer Preisverfall: Waldsterben sorgt für Überangebot auf dem Holzmarkt Politik & Wirtschaft | 01.12.2019 | Arwen Stock

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Das Gesetz des freien Marktes gilt auch für den Holzmarkt. Doch bedingt durch die Trockenheit im Sommer 2018, die Folgeschäden im Wurzelwerk und den massiven Borkenkäferbefall befindet sich der Preis für Fichten-Stammholz auf dem absteigenden Ast.

„Derzeit haben wir, bedingt durch die großen Mengen an Kalamitätshölzern von schlechter Qualität, europaweit ein Überangebot“, berichtet Karl-Ludwig Gerecke, Fachbereichsleiter Forst beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald. In manchen Regionen in Deutschland seien diese Sortimente – vor allem vom Borkenkäfer befallenes Fichtenstammholz – kaum noch absetzbar. Auch im Schwarzwald hätten auf diesem typischen „Käufermarkt“ Waldbesitzer wenig Einfluss auf die Preisgestaltung.

Betroffen ist vor allem das heim­ische Hauptsortiment Nadel- und insbesondere das Fichten-Stammholz. Die Tendenzen sind laut Gerecke zweischneidig: Es gibt dank Lieferverträgen stabile Preise von knapp 70 Euro je Festmeter für frisch eingeschlagenes Käferholz. Für schlechte Qualitäten ohne Vertragsbindung sackt der Preis zuweilen aber auf unter 40 Euro ab. „Die Export-Schiene nach Fernost zwecks Marktentlastung läuft nach wie vor“, betont Gerecke und verweist auf die Übersee-Container, in denen aus dem Kreis Kalamitätshölzer etwa nach China verschifft werden.

Holzpreise: Durchschnittserlöse für Fichtenholz, über alle Sortimente (Sägeholz, Industrieholz) und Qualitäten (Stand Oktober 2019). Zum Jahresende kann die Säule noch kleiner ausfallen, da aktuell ausschließlich Schadhölzer aufgearbeitet werden und die Exportanteile mit sehr niedrigen Erlösen noch zunehmen werden.

Während in „Normaljahren“ Nadel-Stammholz an Sägewerke in der Region und ins Elsass geht, wird seit Anfang 2019 exportiert. In extra-hohe Container verladen, geht es auf Binnenschiffen rheinabwärts, um in Rotterdam oder Antwerpen und inklusive phytosanitärem Zeugnis für die große Reise fertiggemacht zu werden.
Die Preise für Laubholz-Sortimente sind stabil, steigende Nachfrage und steigende Preise gibt es laut Gerecke indes für Douglasien-Stammholz – mehr als 100 Euro. Kein Wunder, schließlich werden die meisten Kapazitäten im Forst derzeit für den Einschlag von Kalamitätshölzern gebraucht – und die normalen oder planmäßigen Nutzungen müssen oft warten. Das führt zur Knappheit dieser begehrten Hölzer.

Aus Deutschland sind im Januar und Februar 2019 rund 200.000 Festmeter Fichtenholz nach China verschifft worden – im Vergleichszeitraum 2018 waren es lediglich 306 Festmeter. Insgesamt kamen im vergangenen Jahr jedoch 341.000 Festmeter zusammen – bedingt durch den trockenen Sommer und die verstärkten Exporte ab Herbst. Das geht aus den Zahlen des Europäischen Wirtschafts­diensts Euwid hervor.

Diplom-Forstwirt Ludwig Smarsly vom Oberkircher Holzhandelsunternehmen Hiram weiß: „Der Holzhunger in Ostasien ist enorm.“ Hiram ist seit Anfang des Jahres für den reibungslosen Ablauf der Transporte aus dem Großraum Kirchzarten zuständig und an den diversen Verladestellen im Kreis im Einsatz. „Wir verschiffen Fichten-Stammholz aus Not, nicht aus Profitgier“, sagt Susanne Dreher-Zähringer vom Forstbezirk Kirchzarten.

Die Diplom-Forst-Ingenieurin ist für den Holzverkauf aus dem Staatswald zuständig und weiß: Europaweit gibt es mehr als 70 Millionen Festmeter Schadholz. Tendenz steigend. Das Schadholz muss dringend aus dem Wald, um weiteren Schaden zu verhindern. Die örtlichen Säger tun laut Dreher-Zähringer, was sie können. Doch für die sofortige Verarbeitung falle einfach zu viel Schadholz an. Laut Smarsly und Gerecke ist angesichts der Not im Wald, des Überangebots auf dem Markt und den sinkenden Preisen ein Ende der Transporte nicht in Sicht.

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