Schwarzwaldmilch setzt auf vegane Haferdrinks: Black Forest Nature GmbH Politik & Wirtschaft | 04.12.2019 | Stefan Pawellek

Das ist keine Mode, das ist ein Trend, den man nicht einfach ignorieren kann, sondern dem man sich mit Toleranz stellen muss.“ So begründet Andr­eas Schneider, Geschäftsführer der Schwarzwaldmilch GmbH in Freiburg, die Gründung des Start-ups „Black Forest Nature GmbH“, die in Offenburg beheimatet ist und deren Geschäfte ebenfalls Schneider führt.

Mit dieser 100-Prozent-Tochter will die Freiburger Molkerei auf den veganen Ernährungstrend aufspringen und künftig Haferdrinks anbieten. In Deutschland leben mittlerweile bis zu eine Million Veganer. Vegane Produkte haben zwar nur einen Marktanteil von unter zwei Prozent, legen aber überproportional zu. Insbesondere Haferdrinks hätten, so Black-Forest-Nature-Geschäfts­leiter Andreas Helm, im vergangenen Jahr um gut 50 Prozent zugelegt. Ursache seien die „Flexitarier“, Mitbürger, die sich sehr bewusst ernähren und zwischen vegetarisch, vegan und omnivorisch pendeln.

Ab März 2020 soll das Start-up vier Haferdrinks der Geschmacksrichtungen Natur, Mandel, Calcium und Barista in die Kühlregale stellen – für je 2,29 Euro je Liter. Zum Vergleich: ein ähnlicher Haferdrink kostet bei Aldi 95 Cent. Der Haferdrink Natur wird zusätzlich, das sei einmalig, auch gekühlt in der Glasflasche ausgeliefert und dann 2,49 Euro kosten.

Als Logo hat man sich – der Schwarzwald soll grüßen – eine Kuckucksuhr einfallen lassen, samt dem Markennamen „velike“, eine Mischung aus „vegan“ und „we like“. Der Drink besitzt das Vegan-Label der EU und ist vom strengen Bioland-Verband zertifiziert. Der Hafer wird von Schwarzwaldbauern geliefert, größtenteils ohnehin der Schwarzwaldmilch als Milcherzeuger verbunden. Um welche Mengen es sich handelt, darüber hält man sich bedeckt – gerüchteweise sollen es 200 Tonnen sein, die für rund 1,3 Millionen Liter Haferdrink reichten. Sollte die Schwarzwälder Hafermenge langfristig nicht ausreichen, so könne man, so Helm, auch auf Roggen oder Dinkel ausweichen oder das Angebot damit ergänzen.

Black Forest Nature hat heute drei Mitarbeiter, die Tochter nimmt Dienstleistungen und Einrichtungen der Mutter – gegen eine nicht näher genannte Bezahlung – in Anspruch: Verarbeitung des Hafermehles in Offenburg, Abfüllung in Freiburg, von wo auch ausgeliefert wird. Das Unternehmen investiert in die Tochter „einen sechsstelligen Eurobetrag“, sagte Caroline von Ehrenstein, die auch bei der Tochter für Marketing und Kommunikation zuständig ist.

Während Schwarzwaldmilch mit seinen Eigenmarken bis Ende September gegen den Trend zwischen 12 und 15 Prozent zugelegt hat, absolviert der Haferdrink noch die Testphase. Habe aber, so Schneider, bei allen Blindverkostungen stets als Bester abgeschnitten. Daher verwundere es nicht, dass es bereits Listungen im Lebensmitteleinzelhandel fürs kommende Jahr gebe.

Auf Nachfrage, welche Umsatzziele die Tochter hat, gibt es nichts Konkretes von von Ehrenstein: „Wir möchten als Start-up-Unternehmen sukzessiv wachsen und werden mit unserer ersten Haferernte realistische Umsatzgrößen im Südwesten Deutschlands anstreben.“ Man gehe von einer Umsatzgröße im unteren, einstelligen Millionenbereich aus. Niemand spricht derzeit von weiteren „velike“-Produkten, Sondierungen hierzu werden aber auch nicht in Abrede gestellt. Der bei der Herstellung entstehende Haferbrei ist im Augenblick aber Gegenstand weitergehender Überlegungen: Man prüfe, ob er im Backbereich, bei Nahrungsergänzungsmitteln oder als Futtermittel vermarktet werden könnte.

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