Auszeichnung vorm Aufbruch – Taifun-Tofu erhält Deutschen Nachhaltigkeitspreis und will expandieren GASTRO & GUSTO | 25.02.2020 | Philip Thomas

Tofu

Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung verzehrt hierzulande jeder Bürger mehr als 60 Kilogramm Fleisch pro Jahr. Taifun-Tofu möchte das ändern: Die Gewinner des Deutschen Nachhaltigkeitspreises setzen dabei auf ­Landwirte aus Südbaden sowie Sojasorten aus eigener Zucht. Das Unternehmen machte im vergangenen Jahr 38,4 Millionen Euro ­Umsatz und plant jetzt den nächsten Schritt. Womöglich außerhalb von Freiburg.

„Das ist vergleichbar mit dem Oscar“, sagte Taifun-Tofu Geschäftsführer ­Alfons Graf vor Journalisten über die Auszeichnung. An dem Drehbuch schreibt das Unternehmen mit Sitz in Hochdorf seit 1987. Damit es kein Horrorfilm wird, seien grundlegende Veränderungen nötig: „Wir werden immer mehr, leider wächst unser Planet nicht mit“, so Valentin Jäger, Leiter des Qualitätsmanagements. Die Tofuwürfel könnten ein wichtiger Baustein bei der Versorgung von Milliarden Menschen werden.

Die Vorteile von Sojaanbau gegenüber Viehzucht liegen für ihn auf der Hand: Ein Kilogramm des pflanzlichen Proteins setze in der Herstellung knapp 780 Gramm CO2 frei. Bei der gleichen Menge Rinderfleisch seien es 13,3 Kilogramm. Auch mit der Ressource Regenwald will Taifun sparsam umgehen: „Unser Soja kommt ausschließlich aus Europa“, so Jäger. Rund 100 Landwirte mit insgesamt 1500 Hektar Anbaugebiet habe das Unternehmen unter Vertrag. Die meisten davon in Südbaden und bei Wien.

Dieses Netz soll ausgedehnt werden. „Dazu muss man den Anbau anpassen“, sagt Kristina Bachteler, Agrarwissen­schaftlerin des Unternehmens. In Kooperation mit der Universität Hohenheim sei es gelungen, aus 6000 Kreuzungen eine neue Sorte Sojabohnen zu züchten, die auch in kälteren Gebieten wächst. „Tofina“ könne laut Bachteler auf 70 Prozent der in Deutschland für Landwirtschaft zur Verfügung stehenden Fläche gedeihen.

Aktuell verlassen wöchentlich 550.000 Päckchen die Fabrik in Hochdorf, viele der mittlerweile 240 Mitarbeiter schieben laut Graf bereits Samstagsschichten. 2019 wurde damit ein Umsatz von 38,4 Millionen Euro eingefahren, knapp zwei Millionen mehr als im Vorjahr. „Wir sind kapazitätsmäßig an der Kante“, kommentiert er. Es könnte die Ruhe vor dem Sturm bei Taifun-Tofu sein. „Wir müssen einen großen Schritt gehen“, so der Geschäftsführer. An der Finanzierung scheint es nicht zu scheitern: „Geld kriegen wir immer“, sagte Graf auch in Gegenwart von Vertretern der Sparkasse Freiburg. Einen zweiten Standort auswärts schließt er nicht aus: „Freiburg ist begrenzt.“

 

Foto: © Taifun Tofu