Ein Hauch von Silicon Valley: United Planet zieht in die Lokhalle Politik & Wirtschaft | 28.06.2020 | Till Neumann

Visualisierung Lokhalle_Umbauplan

Innovatives in Industriegemäuern: Das florierende Freiburger Software-Unternehmen United Planet zieht 2022 in die trendige Lokhalle am Güterbahnhof. Neben dem Kreativpark soll auf 3500 Quadratmetern Arbeiten auf modernstem Niveau möglich werden.

Open Space ist das Zauberwort. Transparenz, Durchlässigkeit, Austausch. All das sollen die neuen Räume von „United Planet“ bieten. Allein die Visualisierung zeigt: Hier wird klassisches Arbeiten in geschlossenen Räumen auf den Kopf gestellt: „Wir haben fast keine Büros“, erklärt Geschäftsführerin Katrin Beuthner.

Die 41-Jährige steht an der Spitze einer Freiburger Firma mit glänzenden Zahlen: Um 25 Prozent ist der Umsatz 2019 gestiegen. Auch die Vorjahre waren rosig: Auf zehn bis zwölf Prozent beziffert Beuthner das Wachstum.

123 Mitarbeiter sind es derzeit. Tendenz steigend. „Wir haben Platznöte“, sagt sie zum aktuellen Standort. Nahe dem Freiburger Hauptbahnhof arbeitet das Team auf rund 2000 Quadratmetern.

Rund ein Jahr hat sie mit Mitgeschäftsführer Manfred Stetz eine neue Location gesucht. Vieles sei gewesen wie ihr jetziges Gebäude: „Quadratisch, praktisch, langweilig“. Durch Zufall sind sie bei einem Besuch im Kreativpark fündig geworden. Eine Traumlösung? Ja, sagt die junge Chefin. Die Lage sei gut, die Nachbarschaft mit Start-ups und Co. attraktiv, die Nordhalle biete viele Möglichkeiten.

Personen vor Lokhalle

Haben große Pläne: Lokhallen-Besitzer Frank Böttinger (links) und Lars Bargmann (rechts) mit den United-Planet-Chefs Katrin Beuthner und Manfred Stetz vor der Lokhalle. In der Nordhalle (oben Beitragsbild) wird’s stylisch.

Open-Space-Großraumbüros und Homeoffice gebe es jetzt schon bei ihnen. Doch das Raumkonzept soll deutlich flexibler werden. Optisch erinnert der Entwurf des Freiburger Büros OAI Haller Architekten an die Freiburger UB: Konferenztische, Trennwände, offene Treppen. „Wir wollen Heimat bieten“, sagt Beuthner. Soll heißen: Der Wohlfühlcharakter muss groß sein. Im Scherz habe man sogar überlegt, eine Kletterwand und eine Schaukel einzuplanen.

Fakt ist: Auf 3500 Quadratmetern in der denkmalgeschützten Halle wird sich United Planet einrichten. Bisher lagern dort unzählige Gegenstände in Hochregalen – ein Mix aus Antiquitäten, Baumaterial und Rumpelkammer. Das wird sich bis 2022 ändern: Eine Etage wird eingezogen, die Räume bekommen ein nachhaltiges Licht- und Energiekonzept. Ein sehr ambitionierter Umbau, den die Lokhallenbesitzer Lars Bargmann und Frank Böttinger mit einer höheren siebenstelligen Investition stemmen werden. Über den Mietpreis ist Stillschweigen vereinbart worden.

Die Freude über den Umzug ist unverkennbar: „Das ist ein sehr besonderer Mieter in einer sehr besonderen Immobilie“, so Bargmann. Auch Beuthner sagt: „Es freut uns wahnsinnig, dass es geklappt hat.“ Für die Lokhalle schließt sich ein Kapitel: Das von 1903 bis 1905 errichtete Gebäude wird mit dem neuen Mieter voll besetzt sein. Noch 2021 wird in der Südhalle die Restaurant-kette Purino eröffnen.

Schon jetzt umgibt das Gebäude die Aura eines innovativen Labors: Junge Menschen werkeln in alten Schiffscontainern. Auch das Aktionstheater Pan.Optikum, der chilli-Verlag oder der Inneneinrichter Streit sind Mieter. Mit United Planet dürfte das Ensemble weiter an Innovationskraft gewinnen. Beuthner ist überzeugt, dass die richtigen Räume zu mehr Kreativität verhelfen. Das Silicon Valley lässt grüßen.

Nur der Raum für parkende Autos wird am Güterbahnhof zusehends knapper. Auch dafür gibt’s Abhilfe: Bargmann und Böttinger planen ein Parkhaus – mit viel Platz für Fahrräder. Vieles ist möglich, nur eines sicher nicht: Katzen. Wegen der ansässigen Mauereidechse sind die auf dem gesamten Areal tabu.

Foto: ©Patrick bächle, Visualisierung:  OAI Haller Architekten