Getrübter Rekord: VAG-Bilanz mit Licht und Schatten Politik & Wirtschaft | 22.08.2020 | Till Neumann

VAG-Bilanz

Ein äußerst erfolgreiches Jahr hat die Freiburger Verkehrs AG (VAG) hinter sich. Doch die Corona-Krise hat die Freude getrübt. E-Mobilität gewinnt indes weiter an Bedeutung – auch auf zwei Rädern.

„Wir sind sehr sehr zufrieden“, bilanzieren die VAG-Chefs Stephan Bartosch und Oliver Benz das Jahr 2019. Ein Plus an 300.000 Fahrgästen konnten sie verbuchen. 81,6 Millionen ÖPNV-Kunden macht das, so viel wie nie zuvor. Der Umsatz sei um fast 2,6 Millionen Euro gestiegen. Damit habe die VAG im vergangenen Jahr 20,1 Millionen Euro Verluste eingefahren. Fast 5,8 Millionen weniger als geplant.

Seit Jahren ist der ÖPNV ein Minusgeschäft. Neu ist für 2019 aber der Umstieg auf E-Mobilität: Die VAG hat ihre ersten Elektrobusse in Betrieb genommen. Zwei Fahrzeuge sind auf der Linie 27 im Einsatz, eine „strategische Weichenstellung“, sagen Benz und Bartosch. Mit dem Pilotprojekt sind sie rundum zufrieden. „Keine Kinderkrankheiten“ haben sie bei den E-Bussen festgestellt. 15 weitere Fahrzeuge sollen den Fuhrpark bis 2021 erweitern.

Auch die Frelos sind Anlass zum Jubel: Im Mai haben die roten Leihräder ihr Einjähriges gefeiert – mit sehenswerten Zahlen. Rund zwei Mal werde jedes der 400 Räder täglich ausgeliehen. Mit 28.000 Buchungen war Juni der bisher stärkste Frelo-Monat. In Kürze sollen 17 weitere Ausleihstationen folgen. Auch E-Lasten-Frelos sind geplant.
Positives vermelden Benz und Bartosch zudem für die Schauinslandbahn. Das zweitbeste Ergebnis der Geschichte haben sie 2019 eingefahren. Fast 368.000 Passagiere sind gezählt worden. Derzeit wird die Aussichtsplattform der Bergstation barrierefrei umgebaut.

Nach dem Rekordjahr 2019 ist die Lage derzeit aber schwierig. Die Corona-Pandemie hat die Fahrgastzahlen um mehr als 80 Prozent einbrechen lassen. Die kalkulierten Ausfälle betragen fürs laufende Jahr bis zu zehn Millionen Euro. „Wir hoffen auf Rettungsschirme“, sagen die VAG-Chefs. Das Vertrauen in einen sicheren ÖPNV wollen sie wieder aufbauen. Eine Zahl dazu liefern Benz und Bartosch direkt mit: Kein einziger ihrer Mitarbeiter habe sich bei der Arbeit in Bus und Bahnen mit dem Virus infiziert.
Für die Sicherheit der 850 Mitarbeiter und Fahrgäste sei allerhand getan worden: Fahrzeuge wurden nachts desinfiziert, Masken, Desinfektionsmittel und Schutzscheiben für die Fahrerinnen und Fahrer angeschafft.

Erweitert wird auch die „VAG Mobil App“. Kunden können darüber unter anderem Frelos buchen. Auch städtische Carsharing-Anbieter und weitere Fahrradverleiher sollen ins System integriert werden. Sollte ein Elektroscooter-Anbieter nach Freiburg kommen, dürfte auch dieser dort seinen Platz finden.

Foto: © Till Neumann