Viele sind blauäugig: Freiburger Tierheim warnt vor Käufen im Ausland – Sorgen vor Rückgabewelle Szene | 07.07.2021 | Till Neumann

Hund im Tierheim Begehrt: Hunde wie der im Freiburger Tierheim sind gefragt wie selten.

Die Anfragen sind explodiert. Doch viele Familien, die sich in Coronazeiten einen Hund zulegen wollten, musste das Tierheim abweisen. Dann einen Vierbeiner aus dem Ausland zu bestellen, ist riskant, warnt Tierheimleiterin Tina Majdecki. Sie hat derzeit mit leeren Kassen und einer drohenden Rückgabewelle zu kämpfen.

Rund 25 Hunde sind aktuell da, berichtet Majdecki. Die Nachfrage sei in Corona-Zeiten enorm. Familien, die schreiben: Wir haben schon immer einen Hund gewollt, jetzt haben wir die Zeit dafür. Doch die meisten muss das Tierheim ablehnen. Der Grund: „Wir haben hier eher Problem-Hunde“, sagt die 41-Jährige. Schwer zu vermitteln, lange da.

Früher hat der Tierschutzverein Freiburg etwa zwei Anfragen pro Woche bekommen. In Corona-Zeiten seien es zehn am Tag. „Das ist um 300 bis 400 Prozent gestiegen“, berichtet Majdecki. So oft abzusagen, sei frustrierend: „Die Leute holen sich dann einen Hund aus dem Ausland.“ Dabei gebe es regelmäßig Schwierigkeiten.

Ein Problem: Die Tiere sind nicht immer gegen Tollwut geimpft. Gerade erst hatte Majdecki so einen Fall. Das Veterinäramt steckte den Vierbeiner sechs Wochen in Quarantäne. Die Kosten trägt die Freiburger Familie: 900 Euro.

Eine weitere Hürde: Bei Tieren aus dem Ausland gebe es nicht immer Hilfe bei Problemen. „Wenn der Hund ein Kind schnappt, muss man schnell reagieren“, sagt Majdecki. Tiere aus ihrem Hause könne man sofort zurückbringen. Tierschutzvereine aus dem Ausland hätten manchmal nicht mal eine Ansprechpartnerin. „Viele sind da blauäugig“, sagt Majdecki.

Sorgen macht ihr eine mögliche Rückgabewelle. Menschen, die raus aus der Kurzarbeit oder dem Home-Office sind und ihr Tier wieder loswerden möchten. „Die Welle wird kommen, aber zeitverzögert“, vermutet Majdecki. Viele könne sie nicht aufnehmen. Für etwa zehn Hunde sei noch Platz.

Majdeckis Tipp für Menschen, die ihr Corona-Tier doch wieder abgeben wollen: Sei die Zeit knapp, solle man ihm besser ein neues Zuhause suchen. Gehe es um Erziehungsfragen, rate sie zum Besuch einer Hundeschule.        

Auch die Kassenlage ist schwierig: Durch die Pandemie sind Spendenaktionen weggebrochen. Vom Bund gibt es daher für Tierschutzvereine 7500 Euro Corona-Förderung. Auch das Freiburger Tierheim hat sie beantragt. Allein durch den Wegfall des Sommerfestes mit Tombola fehlten knapp 10.000 Euro. Doch der Verein hat auch Solidarität erlebt: Nach einem Facebook-Aufruf seien Geld und Tierfutter gespendet worden.

Foto: © tln