»Krisenfest aufgestellt« – BVB bilanziert und wünscht sich Stuttgarter Modell für Freiburg Wirtschaft | 22.07.2022 | Lars Bargmann

Haus Schoenberg Das jüngste Projekt: An der Basler Landstraße bauen die Genossen 16 Wohnungen und eine Kita.

Bezahlbares Wohnen wird eine immer extremere Herausforderung. Sagte Marc Ullrich, Vorstandsvorsitzender des Bauvereins Breisgau (BVB), bei der Bekanntgabe der Bilanz fürs vergangene Jahr. Die Kosten für einen neuen Quadratmeter Wohnraum beziffert er aktuell auf mehr als 4000 Euro. Günstiger sind indes weiter die Mieten bei Freiburgs größter Baugenossenschaft: Im Schnitt 7,41 Euro zahlen die Mitglieder in den 5071 eigenen Wohnungen, in denen rund 11.000 Menschen leben.

43,7 Millionen Euro stehen für 2021 auf der Einnahmeseite, 41 aus den Mieten (Vorjahr: 38,8), 1,6 aus der Hausverwaltung, 955.000 Euro aus dem Verkauf von Grundstücken (2020: 6,95 Mio.). Unterm Strich 3,8 Millionen weniger als 2020. Der Überschuss blieb mit 8,5 Millionen nahezu auf Vorjahresniveau. Acht Millionen stecken Ullrich und sein Vorstandskollege Jörg Straub in die Rücklagen, das Eigenkapital liegt damit bei 118, das Anlagevermögen bei knapp 450 Millionen Euro. „Wir sind gut und krisenfest aufgestellt“, bilanziert Ullrich.

33,8 Millionen investierten die Genossen in den Bestand und den Neubau – auch von sozialen Immobilien wie Kitas, Pflegegruppen, Seniorenwohnanlagen. Mit 101 übergebenen Neubauwohnungen gab es einen Rekord. Obwohl der Bestand mittlerweile energetisch durchsaniert ist, wartet auf den Bauverein eine opulente Investitionslandschaft: Bis 2045 muss er seinen Gebäudebestand klimaneutral betreiben. Allein bis 2026 stehen dafür 200 Millionen auf der Agenda. 

191 Wohnungen befinden sich aktuell im Bau oder in der Entwicklung: in Herbolzheim, in Opfingen, in Gottenheim, in Schallstadt, in Gundelfingen, ganz neu auch in Freiburg-St. Georgen, an der Basler Landstraße, wo der BVB ein Grundstück von einem Privaten gekauft hat und für acht Millionen Euro 16 Wohnungen und eine Kita bauen wird.

„Wir wachsen aber fast ausschließlich im Umland“, sagte Straub. Während man in Freiburg „Klinken putzen“ müsse, würden Umland-Bürgermeister von sich aus anrufen: „Das sind zwei Welten.“ 2,8 Millionen Euro hat der BVB an Steuern bezahlt, „es wäre schön, wenn die Stadt bei der Grundstücksvergabe auch solche Fakten berücksichtigen würde.“ 

Ob sich der Bauverein beim „gemeinwohlorientierten“ Neubaugebiet Kleineschholz engagieren wird, stehe in den Sternen, nicht zuletzt, weil die Grundstücke ausschließlich im Erbbaurecht vergeben werden. „Wir haben die Verwaltung darüber informiert, dass es in Stuttgart für Genossenschaften ein Wahlrecht zwischen Erbbaurecht und Kauf gibt, dieses Modell wünschen wir uns auch für Freiburg.“ Eine Reaktion darauf habe man noch nicht erhalten. 

Das Marktumfeld bewertet Straub derzeit „nicht positiv“. Zu den horrenden Bau- und Grundstückspreisen komme eine kontraproduktive Politik von Bund (Wegfall von KfW-Programmen und Förderungen für Kita-Projekte) und Kommune (Erbbaurechtsbeschlüsse), steigende Zinsen, Rohstoffmangel und der Ukraine-Krieg. 

Es gibt aber auch positivere Themen: Mit dem Uni-Carré und dem Carl-Sieder-Hof sind gleich zwei von insgesamt nur drei für den Deutschen Bauherrenpreis nominierten Projekten aus dem Ländle vom Bauverein.

Illustration: © Bauverein Freiburg i. Breisgau