Gedrängel und Preissteigerung: Eissport-Amateure bangen um ihre Zukunft Sport | 26.08.2022 | Till Neumann

Vieles ist ungewiss: Der Breitensport im Stadion des EHC spielt auf dünnem Eis

Nicht nur der EHC Freiburg kämpft um eine Perspektive. Auch die Amateurvereine haben große Sorgen: In der maroden Arena ist es eng und die Zukunft ungewiss. Als Breitensportler machen sie laut Stadtverwaltung 90 Prozent der Stadionnutzung aus. Dem chilli berichten vier Vertreter von ihrer beklemmenden Lage.

Das Freiburger Eisstadion ist baufällig – soll aber bis 2029 halten. Bis dahin könnte an der Messe ein neuer Tempel entstehen (wir berichteten). Dazu müssten EHC und Co. mindestens 25 Prozent der auf 55 Millionen Euro taxierten Baukosten selbst aufbringen. Das wären 13,75 Millionen. Ob das klappt? „Es wäre eine Sensation“, sagt EHC-Präsident Michael Müller.

Auch die Amateure haben Zweifel: „Man bekommt nach all den Jahren das Gefühl, das Thema wird seitens der Stadt oberflächlich warm gehalten“, sagt Stephan Weber von den Baden Hawks. So sieht das auch Jürgen Zähringer von den Eagles: „Leider neigt man grundsätzlich dazu, zum Bau einer neuen Eishalle skeptisch zu sein.“ Obwohl Eishockey in Freiburg die Sportart Nummer zwei sei, komme die Angelegenheit nicht ins Rollen. Mark Hellbusch von den Vikings Freiburg sagt: „Mittlerweile ist es fast ein Running Gag, über eine neue Eishalle zu sprechen.“

Eine neue Spielstätte halten sie für existenziell. Auch weil die „Echte Helden Arena“ aus allen Nähten platzt. Die hohe Nachfrage führt zu Gedrängel und Frust: „Es läuft leider nicht sehr zufriedenstellend“, sagt Zähringer. „Es fängt damit an, dass wir zum Trainieren erst um 21.45 Uhr auf das Eis können.“ Für viele sei der späte Termin nicht realisierbar. Des Weiteren gehe das Training nur noch 75 Minuten. Der Grund: Wegen Beschwerden von Nachbarn müsse um 23 Uhr Schluss sein. Zudem gebe es wenig Möglichkeiten zum Umziehen. Zähringers Team müsse auf einen Container neben dem Stadion ausweichen.

Preise explodieren

Ähnliche Probleme hat das Para-Eishockey-Team: „Es ist verbesserungswürdig“, sagt Marc Hauger zur Hallennutzung. Sein Team kann nur mittwochs von 21.40 Uhr bis 23 Uhr trainieren. Der späte Termin mache es schwer, neue Spieler zu finden. Auch die fehlende Barrierefreiheit der in den 60er-Jahren gebauten Halle sei ein Knackpunkt.

Für die Zusammenarbeit mit dem EHC gibt es viel Lob. Die Vikings berichten dennoch von einem Wandel: „Vor einigen Jahren hatten wir zwei feste Eiszeiten pro Woche“, berichtet Hellbusch. Jetzt sei es nur noch eine. „Da der EHC jetzt die Preise für die Eismiete drastisch anheben will, könnten wir uns keine zwei Eiszeiten mehr leisten, selbst wenn sie zur Verfügung stehen würden.“ Ab der neuen Saison würden die Sätze um mehr als 60 Prozent steigen. Vor der Pandemie sei mit den Hobbymannschaften „relativ transparent gesprochen worden“, sagt Hellbusch. Jetzt sei sein Team nur knapp informiert worden. „Keine Hintergründe, keine Abstimmung oder gemeinsame Aussprache dazu. Das vermissen wir.“

Marc Hauger betont mit Blick auf die ungewisse Zukunft: „Ohne eine Spielstätte ist der Sport für uns und hunderte andere Eissportler beendet.“ Das nächste Para-Team sei im 400 Kilometer entfernten Dachau. Der Wunsch ist daher, dass die neue Arena zwei Eisflächen hat. Hellbusch ist sicher: „Es buhlen so viele Teams und Vereine um Eiszeiten, dass eine zweite Eisfläche in den üblichen Nutzungszeiten ausgebucht wäre.“

Foto: © Till Neumann

„Wäre eine Sensation“: Freiburger Eisstadion soll bis 2029 in Betrieb bleiben