SC Freiburg punktet auch wirtschaftlich: 1,8 Millionen Euro Gewinn Politik & Wirtschaft | 24.11.2017 | Lars Bargmann

Der Bundesligist SC Freiburg hat in der Saison 2016/2017 insgesamt 63,4 Millionen Euro umgesetzt und unterm Strich ein Plus von 1,8 Millionen Euro erwirtschaftet. Zum Vergleich: Der HSV setzte 122,1 Millionen Euro um, machte dabei aber 13,4 Millionen Verlust.

Allerdings sackten in Freiburg die Erlöse im Vergleich zur Erstliga-Saison 2014/2015 um mehr als 15 Millionen Euro ab. Grund: die deutlich niedrigeren Transfererlöse.

Bilanztechnisch sind die Einnahmen aus Spielerverkäufen unter „Sonstiges“ gefasst: Finanzvorstand Oliver Leki verbuchte hier 11,4 Millionen – im Abstiegsjahr waren es 23,8. Auch die Fernsehgelder sind in der Tabelle Richtung Süden marschiert: 2014/2015 verdiente der SC damit noch 34,6 Millionen Euro, in der vergangenen Runde nur 29.

Die Ticketverkäufe legten um 500.000 Euro auf 10,3 Millionen zu. Besonders erfreulich, so Leki, seien aber die gestiegenen Sponsorengelder (+2,2 Millionen zu 2014/2015). Der Aufwand für die Profis und den Gesamtverein lag bei 61,6 Millionen, vier Millionen weniger als vor zwei Jahren.

Leki nutzte die Vorlage der Zahlen bei der Mitgliederversammlung im Konzerthaus – wie zuvor schon der wiedergewählte Präsident Fritz Keller – auch, um seinen Unmut über die aktuelle Lage im Fußball kundzutun: „Normale Marktmechanismen sind im Fußball außer Kraft gesetzt. Wir werden die vielen Schweinereien aber nicht mitmachen, Exzesse wird es bei uns nicht geben.“

Der Verein suche zudem auch „keine Investoren, sondern Sponsoren“. Deswegen müsse auch das neue Stadion „konsequent vermarktet“ werden. Nach Informationen des business im Breisgau ruft der Sport-Club derzeit 1,8 Millionen Euro jährlich für die Namensrechte auf – aktuell sind es 500.000 Euro im Schwarzwaldstadion. Bestätigen will der Verein die 1,8 nicht, er mauert.

Wenn der SC weiter mit positiven Bilanzen punkten will, braucht er weiter die Transfererlöse. Die Verkäufe von Maximilian Philipp und Vincenco Grifo spülten Medienberichten zufolge rund 26,5 Millionen Euro in die Kasse. Dies wird dann bei der Bilanz 2017/2018 unter „Sonstiges“ stehen.

Trotz der prall gefüllten Brieftasche taten sich Sportvorstand Jochen Saier und Chefscout Klemens Hartenbach im Sommer sehr schwer, guten Ersatz zu finden. „Der Transfermarkt ist total überhitzt, es werden Mondsummen aufgerufen, es gibt einen Wildwuchs bei den Beratern mit fragwürdiger Motivation, wir haben uns viele blutige Nasen geholt und mussten eine sehr hohe Frustrationstoleranz zeigen“, erzählte Saier. Der SC sei aber nicht bereit, da mitzumachen. Es folgte der längste Applaus der Veranstaltung, zu der 630 Mitglieder gekommen waren. Das dürfte ein Rekord sein.

Auf Rekordhöhe liegt auch die Mitgliederzahl: Aktuell hat der Verein 14.000, zum 30. Juni 2016 waren es knapp 12.000. Der Sport-Club hat heute doppelt so viele Mitglieder wie noch vor drei Jahren. „Das ist großartig“, findet Keller. Zwar sind 14.000 ligaweit immer noch sehr überschaubar, aber Freiburg ist eben keine Metropole.

Keller berichtete dem Rund, dass der SC so lange steuerlich als Verein anerkannt werden will, wie der Gesetzgeber es zulässt: „Wir sind Verein aus voller Überzeugung. Eine Ausgliederung ist für uns kein Thema. Wir sind wirtschaftlich gesund. Wir brauchen keine Ausgliederung und wollen auch keine.“

Für den 76,5 Millionen Euro teuren Stadionneubau hat der SC gemeinsam mit dem Rathaus indes die Stadion Freiburg Objektträger GmbH & Co. KG gegründet. Leki rechnet im zweiten Quartal 2018 mit der Baugenehmigung und auch damit, dass gegen dieselbe dann geklagt wird. Er appelliert an die Stadiongegner: „Die widerlichen Störfeuer müssen aufhören.“ Und bezog sich damit auf die erste Klage von Uschi Jautz wegen der Umsiedlung der Zauneidechsen. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren so schnell wieder ein, wie es einem Konter nach Ballverlust angemessen wäre.

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