»Das passt perfekt zusammen« – Das Purino Soulkitchen hat in Freiburg eröffnet GASTRO & GUSTO | 17.12.2022 | Jennifer Patrias

Purino-Geschäftsführer Alexander Stepanik Purino-Geschäftsführer Alexander Stepanik

Wo früher wilde Partys gefeiert und auch Züge wie der berühmte Orient-Express wieder auf Vordermann gebracht wurden, hat nun auf 1250 Quadratmetern das Purino Soulkitchen sein Zuhause gefunden – in der Südhalle der Freiburger Lokhalle. Gekocht wird nach italienischen Rezepten. Mit knapp 250 Plätzen sowohl im Innen- sowie Außenbereich zählt das Purino nun zu Freiburgs größten Restaurants.

Die Südhalle der Lokhalle ist kaum wiederzuerkennen. Schon beim ersten Betreten wird schnell klar: alte Halle, neues Design. Sowohl die eingelassenen Fenster im Nebenraum sowie die großen grünen Toranlagen, die früher in der Außenfassade steckten, wurden kurzerhand in das Industrial-Konzept übernommen. Dezent glänzen sie hinter den verschieden eingerichteten Sitzecken hervor und geben dem alten Gebäude ein Stück Geschichte zurück.

Innenbereich Purino

Ist das schon Kunst oder nur ein Windfang? : Der historische Charme der BacksteinFassaden ist beim Umbau erhalten geblieben.

Nachdem die Deutsche Bahn 1983 ihren Betrieb in der Lokhalle eingestellt hatte, war die Südhalle mal Eventlocation, zumeist aber einfach Lagerfläche. Bis die Eigentümer Lars Bargmann und Frank Böttinger einen Mietvertrag mit Purino-Geschäftsführer Alexander Stepanik schlossen und die Südhalle nicht nur energetisch modernisierten. Für den Innenausbau zeichnete dann Stepanik selbst verantwortlich: Hier trifft Industrial-Look auf stylisches Equipment mit zuweilen poppigen Farben.

Der große Gastraum ist offen gestaltet. Farblich zusammenpassende Polstermöbel, eine aus einem Schiffscontainer gebaute Theke sowie eine Rooftop-Area mit weiteren Sitzplätzen laden zum Verweilen ein. Im Nebenraum werden die Gäste ebenfalls mit außergewöhnlichem Ambiente überrascht. Neben Sitzplätzen erwartet den Besucher auch ein blühender Kirschbaum, der zwischen zwei Sitznischen eingebettet wurde und dabei einen Kontrast zwischen Industrial und Botanik erzeugt. „Die Idee dahinter war, den Nebenraum zu etwas Tollem zu machen“, erklärt Stepanik.

Kirschbaum im Purino

Mit dem neuen Standort in Freiburg eröffnet bereits die elfte Filiale des Unternehmens. „Man kann nicht bestreiten, dass es filialisiert ist“, erklärt der 44-Jährige. „Trotzdem wird an jedem Standort auf Regionalität und Qualität geachtet.“

Für den Gastronomen, der bereits seit 2006 für Purino arbeitet und bislang zwei Restaurants in Karlsruhe und eines in Mannheim leitet, war Freiburg schon länger der Wunschstandort. „Zum einen passt Freiburg mit seiner Familienfreundlichkeit gut in das Konzept, zum anderen hat Freiburg eine hohe Lebensqualität und viele Sonnenstunden.“

Nachdem die ersten Verhandlungen mit Lokhallenbesitzern Frank Böttinger und Lars Bargmann 2015 aufgrund eines benachbarten Flüssiggasdepots scheiterten (die Behörden stuften es als Störfallbetrieb ein, in dessen Nähe keine Versammlungsstätten erlaubt sind), konnten sie 2018, nachdem der Gasbetrieb eingestellt worden war, einig werden.

Innenbereich Purino

30 Monate Planungs und Bauzeit gingen ins Land, genauso wie Corona, Preissteigerungen, Rohstoffmangel, Energiekrisen und Personalmangel. „Wir haben einfach alles mitgenommen“, erinnert sich der Wahl-Freiburger Stepanik zurück: „Mehr Widerstände hätten wir nicht mitnehmen können.“ Eigentümer und Pächter investierten jeweils siebenstellige Summen in die Südhalle, bevor das Restaurant am 18. November zum ersten Mal seine Türen öffnen konnte.

65 Mitarbeiter sind laut Stepanik schon gefunden. Im neuen Jahr soll die Zahl auf mehr als 100 steigen. Doch die Anforderungen für gutes Personal waren so hoch wie noch nie. Bereits im Hochsommer wurde gesucht, doch aufgrund des Personalmangels in der Gastronomie dauerte es länger als geplant. In der Küche stehen derweil 18 Köche an den Töpfen. Neben Pizza und Pasta werden Bowls, Steaks und Salate angeboten. Gekocht wird zum Teil nach alten italienischen Rezepten mit regionalen Produkten.

Innenbereich Purino

Die Fruchtsäfte kommen vom Bodensee, der Kaffee aus einer regionalen Rösterei aus der Nähe von Karlsruhe. Auch das Fleisch wird ausschließlich aus Süddeutschland bezogen, die Eier kommen vom Zapf Hof aus Gengenbach. Mit dem Hof Eis und Stefans Käsekuchen setzt man auch beim Dessert auf Regionalität. „Unsere DNA und Freiburg, das passt halt super zusammen“, sagt Stepanik. Auch bei der Familienfreundlichkeit punktet das Purino: Kinder bis 6 Jahre essen und trinken kostenlos, wenn ein Erwachsener ein Hauptgericht bestellt. Veggie-Hähnchen finden sich ebenso im Angebot wie veganes Kurkuma-Risotto.

Das Konzept geht offenbar auf. „Der Start war gut, deutlich über den ersten Erwartungen.“ Im neuen Jahr sollen auch Onlinebestellungen angeboten werden, genauso wie ein Frühstück an Wochenenden und Feiertagen. „Das erhöht aber auch den Schwierigkeitsgrad“, weiß Stepanik. Daher liege der Fokus zunächst auf der Hauptkarte, bevor nächstes Jahr  mit einer Spezialkarte durchgestartet werden soll.

Fotos: © Till Neumann,  Michaela Moser