Der Landgasthof Ochsen in Müllheim-Feldberg GASTRO & GUSTO | 07.09.2019 | Tanja Senn

Gasthof Ochsen

Ein jahrhundertealter Gutshof, ein verwunschener Bauerngarten und urige Stuben: auf dem Landgasthof Ochsen in Müllheim-Feldberg herrscht pure Dorfidylle. Genießer kommen aus dem ganzen Dreiländereck für Nieren, Leberle & Co.

Schon die Anfahrt ist romantisch. Vorbei an Wiesen und Weiden, alten Bauernhäusern und Scheunen geht es nach Feldberg, dem südlichsten Ortsteil Müllheims. Wie auf einer Sonnenterrasse liegt das kleine Dorf zwischen Obstwiesen und Weinbergen. Wer mit dem Auto kommt, fährt einmal um den Ochsen herum, parkt hinter dem Haus und wird gleich von der schönsten Seite des Gasthauses empfangen: Vorbei an meckernden Ziegen geht es in den bunten Bauerngarten – ein kleines Paradies.

Der Sonnenhut leuchtet gelb, Dahlien wetteifern mit ihrer Blütenpracht und üppige Rosenbüsche blühen bis weit in den September hinein. Wer es sich auf der Terrasse unter den Sonnenschirmen oder dem wilden Wein gemütlich macht, genießt den wunderbaren Blick in den gepflegten Garten, den einst die Oma der Wirtsfamilie angelegt hat.

Garten Ochsen

Blick in den gepflegten Garten, den einst die Oma der Wirtsfamilie angelegt hat.

Heute kümmert sich ein Gärtner, der bereits der Großmutter zur Hand ging, mehrere Stunden die Woche um die Blütenpracht. Familie Adam-Eglin trifft man hingegen meist im Inneren des Hauses an: die Eltern Hans Adam und Barbara Adam-Eglin in der Küche, Tochter Barbara Adam und ihren Mann Andreas Barthel in den Gaststuben. Hier scheint die Zeit stillzustehen: Glänzend poliertes Fischgrätenparkett, ein grüner Kachelofen, Zinnteller auf den Regalen und historische Bilder an den Wänden erinnern an eine urige Bauernstube. „Wenn man sich alte Bilder anschaut, merkt man, dass es hier aussieht wie vor hundert Jahren“, sagt Barbara Adam. Ändern will die 37-Jährige daran nichts: „Unsere Gäste kommen, weil sie den Charme des Alten haben möchten.“

Familiengeschichte bis ins Jahr 893

Den kann man dem Landgasthof nicht absprechen: 1721 wurde der Gutshof erbaut, seit 1763 betreibt ihn die Familie Eglin – mittlerweile in der neunten Generation. Ihre Geschichte kann sie noch deutlich weiter zurückverfolgen. Die ältesten Zeugnisse finden sich in der Schweiz aus dem Jahr 893. Ins Markgräflerland kamen die Vorfahren wahrscheinlich während des Dreißigjährigen Kriegs. Doch auch wenn es so wirkt, im historischen Landgasthof bleibt die Zeit natürlich nicht stehen. Heizung, Toiletten, Kühlräume, Fenster – fast jedes Jahr wird sacht modernisiert. „Peu à peu“, sagt Andreas Barthel. „Wir achten sehr genau darauf, dass alles im Stil des Hauses bleibt.“

Ochsen

Langgasthof Ochsen in Müllheim.

Die Gäste – darunter zahlreiche Stammgäste, die seit Generationen kommen – wissen das zu schätzen. Werbung brauche die Familie keine, sagt Barthel zufrieden: Qualität spricht sich herum. Für die gute, regionale Küche und das Ambiente nehmen viele Besucher auch gerne einen längeren Anfahrtsweg in Kauf. Rund ein Drittel komme aus der Schweiz, ein weiteres aus dem Elsass, erzählt der Juniorchef. Dazu kehren viele Wanderer, Radfahrer oder Durchreisende ein. Das seien durchaus nicht nur Ältere: „Manchmal reichen die Kinderstühle gar nicht mehr aus.“

Kalbskopf, wie der Chef ihn liebt

Auch für die Erwachsenen kann es eng werden: Vor allem am Wochenende und auf der Terrasse ist ohne Reservierung meist kein Platz mehr zu bekommen. Für viele sind weder Charme noch Historie Grund für die Fahrt ins beschauliche Feldberg, sondern eine Besonderheit der Küche: die Innereien. Frische Kutteln, Leberle und Nieren finden sich ebenso auf der Karte wie ein „Kalbskopf, wie der Chef ihn liebt“. Für dieses Gericht kauft der Koch die komplette Maske roh, kocht sie in Brühe und serviert das Fleisch als Eintopf.

Team Ochsen

Fest in Familienhand: den Ochsen führen die Eltern Hans Adam und Barbara Adam-Eglin, Tochter Barbara Adam und ihr Mann Andreas Barthel.

„Für viele sind Innereien heute etwas ganz Besonderes“, weiß Restaurantfachmann Barthel, „kaum jemand macht sich noch die Arbeit, das zu Hause zu kochen.“ Schließlich müssen Nierchen & Co. geschnitten, pariert, gut gesäubert und eingelegt werden. Hinzu kommt der Geruch, den viele Menschen unangenehm finden. Während es früher bei fast jedem Metzger Innereien gab, sind sie heute daher Mangelware. Der Ochsen wird dreimal die Woche von einem Freiburger Fleischer beliefert – schließlich halten Innereien nur ein paar Tage, bevor sie verderben.

Wer sich nicht zu den Innereien-Freunden zählt, braucht den Landgasthof trotzdem nicht hungrig zu verlassen: Die Karte bietet zudem eine Auswahl an Vegetarischem, Fisch, Steaks oder Schnitzel – nicht ganz günstig, aber auch nicht abgehoben. Zusätzlich gibt es mehrere Menüs, die mit drei Gängen für unter 30 Euro zu haben sind. Während es früher noch den eigenen Wein zu den Gerichten gab, serviert die Familie heute Tropfen verschiedener Weingüter und Winzergenossenschaften. „Da haben sich die Anforderungen schon verändert“, sagt Barthel. „Früher haben drei Sorten genügt, heute möchten die Leute eine Weinkarte.“

Wer nach dem Genuss nicht mehr ins Auto steigen will, kann in einem der sieben Gästezimmer übernachten. Auch hier ist eine frühzeitige Reservierung oft nötig. Familie Adam-Eglin geht es schließlich wie vielen Gasthöfen auf dem Dorf: Nicht die Gäste sind das Problem, sondern das Personal. „Lehrlinge zu finden ist sehr schwer“, bedauert Hans Adam. „In den letzten drei Jahren haben wir keine einzige Bewerbung bekommen.“ Ohne die nachrückende Generation wäre der Gasthof auch für die traditionsreiche Betreiberfamilie nicht zu halten. Noch will der 70-Jährige nicht ganz loslassen, innerhalb der nächsten Jahre sollen die Kinder das Ruder aber allein übernehmen.

„Mir war immer klar, dass ich hier einsteige“, sagt Tochter Barbara, die als gelernte Hotelfachfrau bereits in Baiersbronn, München oder auf Sylt gearbeitet hat. Auch ihr Mann fühlt sich in Feldberg mittlerweile heimisch. Gibt es denn keinerlei Sehnsucht zurück nach Sylt? „Ach nein“, winkt Barthel ab. „Da fahren wir einfach im Urlaub hin.“

Info

Landgasthof Ochsen
Bürgelnstraße 32
79379 Müllheim
Tel.: 07631/35 03
www.ochsen-feldberg.de
Öffnungszeiten:
Mo. bis So. 12–14 und 18-21 Uhr
Donnerstag Ruhetag

Foto: © Landgasthof Ochsen, tas