Die Whisky-Brüder GASTRO & GUSTO | 16.12.2022 | Pascal Lienhard

zwei Männer schauen Ein glas mit Whisky an, in einem Fasslager. Nach drei Jahren endlich fertig: Im Fasslager von Bimmerle schlummern die Whiskys Theo und Wilhelm Evermann.

Dass die Destillerie Bimmerle aus Achern-Mösbach etwas vom Brennen versteht, das dürfte mittlerweile bekannt sein. Das regionale mittelständische Familienunternehmen ist europäischer Marktführer im Obstbrandmarkt. Bereits seit einigen Jahren steht Bimmerle nicht mehr ausschließlich für hochwertige Obstbrände aus dem Schwarzwald. Mit der Marke „Needle Black Forest Gin“ produziert die Destillerie mittlerweile auch einen der meistverkauften Gins Deutschlands. Im Frühjahr hat das Unternehmen den nächsten Schritt vollzogen und sein Portfolio um zwei Whiskysorten erweitert.

Mindestens drei Jahre muss Whisky im Fass liegen, damit seine Produzenten ihn als einen solchen ausweisen dürfen – das ist die offizielle Regel. Es braucht also einiges an Geduld von den ersten Überlegungen bis zum fertigen Getränk. Schon vor fünf Jahren begann die Planung im Hause Bimmerle, man machte sich Gedanken um Fassmanagement, Fassart und natürlich die Lagerung. Jetzt hat das Warten ein Ende: Mit Wilhelm und Theo Evermann bringt das Untenehmen gleich zwei Whiskys auf den Markt – einen Single Malt und einen Blended Black Forest Whisky. Die Marke Evermann steht synonym für eine Brenner-Familie aus dem Schwarzwald. Kenner und Liebhaber sollten sich den Namen merken.

Theo hat einen 70-prozentigen Gerstenanteil. Er ist drei Jahre in One Selected Bourbon-, American Oak-, Deutsche Eiche- und Akazienfässern gereift. Da ein Großteil seines Körpers in den One Selected Bourbon Fässern gelagert hat, hat er einige Charakterzüge der amerikanischen Bourbons übernommen. „Trockenfrucht, Honig und Karamellnoten lassen auf Bourbon schließen“, erklärt Ann-Kathrin Metzner, Head of Marketing der Bimmerle KG. „Eine dezente Rauchnote und Holzwürze verdankt Theo vor allem der Lagerung in Fässern der deutschen Eiche.“

Anders sieht es bei Bruder Wilhelm aus. Der Single Malt besteht zu 100 Prozent aus gemälzter Gerste. Laut Master Blender Werner Benz ist der Tropfen vordergründig mild und fruchtig mit einem kraftvollen, charakterstarken Abgang. Sein Grunddestillat lagert in sieben verschiedenen Fässern. Dies sind die gleichen wie bei Theo, hinzu kommen Süßwein-, Sherry Oloroso- und Kastanienfässer. In der Nase bestimmen kandierte Früchte, Früchtebrot, nussige und rauchige Noten sowie Holzwürze und Brioche den Gusto. Kaum auf der Zunge, umschmeicheln Trockenfrucht, Honig, Karamell, Holzwürze und Nougat, gepaart mit kaltem Rauch, den Gaumen.

Abfüllung von Theo Evermann

Wie Klavierspielen

Einfach hat man es sich bei Bimmerle nicht gerade gemacht. „Das Fassmanagement ist ein bisschen wie Klavierspielen“, findet Benz. „Wir mussten die volle Klaviatur kennenlernen, bevor wir darauf spielen konnten.“ So habe sich das Fasslager entwickelt, sei in Breite und Tiefe gewachsen und habe die Personen vor Ort zu Pianisten werden lassen. Benz ist begeistert: „Das Rohdestillat darf hier unter besten Bedingungen reifen: Die frische Schwarzwaldluft, perfekte Temperaturschwankungen zwischen den Jahreszeiten und natürlich Ruhe und Geduld – besser kann es einem Whiskyfass nicht ergehen.“ Davon können sich Whisky-Fans nun selbst überzeugen. Theo und Wilhelm Evermann werden sowohl im Lebensmitteleinzelhandel als auch in der Gastronomie angeboten. Den Gastronomievertrieb übernimmt die Bimmerle-Tochter Black Pan Drinks.

Mit den beiden Tropfen ist die Geschichte der Evermanns noch nicht zu Ende erzählt. Theo und Wilhelm könnten nämlich schon bald Gesellschaft von anderen Familienangehörigen bekommen. Bimmerle plant für die kommenden Jahre, weitere Familienmitglieder des Evermann-Clans einzuführen. Es bleibt abzuwarten, welche Noten diese in die Familie einbringen werden.

www.evermann-whisky.de

Fotos: © Bimmerle