Genießen unter Linden: die Pilgerstube St. Laurentius in Kirchzarten GASTRO & GUSTO | 29.05.2020 | Stella Schewe

Giersberg

464 Meter hoch, mit traumhafter Sicht – der Giersberg bei Kirchzarten lohnt einen Ausflug: wegen seiner Lage, wegen der schönen Kapelle und wegen der Pilgerstube St. Laurentius. Eine perfekte Kombination aus Natur, Spiritualität und kulinarischem Genuss.

Wer mit dem Fahrrad kommt, muss die Zähne zusammenbeißen: Knackige 20 Prozent Steigung hat das schmale Sträßchen, das von Kirchzarten hoch auf den Giersberg führt. Doch oben, in der Gartenwirtschaft unter den großen alten Linden, ist die Anstrengung schnell vergessen. Jetzt stellt sich nur noch die Frage: Bibeleskäs mit Brägele oder Biergartenschnitzel mit Kartoffelsalat? Oder lieber ein Stückchen Erdbeer-Joghurt-Sahnetorte?

Zwölf Kuchen, davon allein vier Schwarzwälder Kirschtorten, backt Hubert Steinhart an schönen Wochenendtagen, wenn Ausflügler die beliebte Gartenwirtschaft stürmen. Obwohl sie das derzeit noch nicht wieder können – die Gäste kommen trotzdem. Denn wie viele andere Restaurants auch haben Steinhart und seine Frau Susanne die Corona-bedingte Schließzeit mit Essen zum Mitnehmen überbrückt.

Kapelle Giersberg

Ein ganz besonders schönes Fleckchen: Von der Pilgerkapelle und dem angrenzenden Gasthaus.

Auf der Take-away-Speisekarte gab es im wöchentlichen Wechsel den beliebten Rinderschmorbraten ebenso wie Lammragout oder Rumpsteak. Das Angebot habe sich über Whatsapp in Windeseile verbreitet, erzählt Steinhart, und bis auf die Tage mit schlechtem Wetter sei es gut angenommen worden. „Viele Stammgäste haben uns gefragt: Wie können wir euch unterstützen? Es war schön zu erleben, dass mal nicht wir für unsere Gäste, sondern unsere Gäste für uns da waren.“

Normalerweise gehört das Frühjahr, mit Kommunionen und Konfirmationen, zu den umsatzstärksten Zeiten im Jahr – nicht so 2020. „Es hat richtig wehgetan, schließen und alles stornieren zu müssen“, sagt der 61-Jährige. Anfangs habe er gar nicht gewusst, wie es weitergehen solle. Doch die Treue seiner Gäste, die Möglichkeit für die Mitarbeiter Kurzarbeit anzumelden und das Angebot des Erzbistums Freiburg, ihm bei der Pacht für das Haus, in dem er mit seiner Familie auch lebt, entgegenzukommen, habe ihnen geholfen. „So haben wir es immerhin gerade so geschafft, kostendeckend zu arbeiten.“

„Eine tolle Adresse“

Bereits im 25. Jahr leiten die Steinharts die Pilgerstube im ehemaligen Messmerhaus der Giersbergkapelle. Als Mitte der 1990er-Jahre ein neuer Pächter für das Gasthaus gesucht wurde, habe er sich sofort beworben, erinnert sich der gelernte Koch, der seine Ausbildung bei Schwärs Löwen in Littenweiler absolviert und danach viele Jahr im Bierhäusle in Lehen gearbeitet hat. „Die Lage ist top, der Giersberg ist einfach eine tolle Adresse“, begründet er seine Entscheidung, die er in „jugendlichem Leichtsinn“ getroffen, aber eigentlich nie bereut habe. „Eigentlich“ sagt er deshalb, weil es „schon harte Arbeit“ sei – vor allem im Sommer, wenn in der Kapelle immer wieder Hochzeiten und Taufen stattfinden und viele Ausflügler und Urlauber zum Essen oder Kaffeetrinken kommen.

Blumen Giersberg

Kleine Blumensträuße gibt es in einem Zelt vor der Gaststube zu kaufen

„Fürs Leben gerne“

Hart, aber eben auch schön, das kann Maria Tritschler nur bestätigen. Seit der Eröffnung am 1. April 1996 ist sie Teil des Teams, zuvor war sie bereits bei den Vorgängern der Steinharts beschäftigt. Insgesamt hat sie 40 Jahre in der Pilgerstube gearbeitet. Jetzt ist sie eigentlich schon im Ruhestand, doch einmal pro Woche hilft sie noch aus. „Das ist so ein schöner Arbeitsplatz hier oben“, schwärmt sie. „Außerdem bediene ich einfach gerne und mag die Leute, die zu uns kommen, wir kennen uns ja schon lange. Ich mache das fürs Leben gerne.“

Viele der Gäste kämen der Klassiker wegen, erzählt sie: Beliebt seien Wildgulasch oder das Badische Dreierlei aus Bratkartoffeln, Wurstsalat und Bibeleskäs, das hier oben als „Bergtrio“ auf der Speisekarte zu finden ist. Wir bieten „bodenständige Hausmannskost“, sagt Steinhart. Wichtig sei ihm, sowohl regional als auch saisonal zu kochen. Je nach Jahreszeit gibt es eine Extra-Karte mit Spargel, Pfifferlingen, Wild oder Feldsalat. Highlight im Sommer sei paniertes Schnitzel mit Kartoffelsalat, das sogenannte „Biergartenschnitzel“. In der Gaststube finden 40 bis 50 Personen Platz, bis zu 120 weitere in der Gartenwirtschaft unter den Linden. Zum Team gehören vier feste Mitarbeiter und im Sommer bis zu zwölf Aushilfen.

team Giersberg

Hubert und Susanne Steinhart leiten das Restaurant bereits im 25. Jahr, ebenso lange arbeitet Maria Tritschler bei ihnen (u., v.l.n.r.).

Pilgerfahrten gebe es zwar keine zu seinem Pilgerstüble, erzählt der Gastronom, aber normalerweise eine Prozession an Christi Himmelfahrt und am 8. September das Kirchenpatrozinium zu Marias Geburt – ihr ist die 1783 geweihte Giersbergkapelle gewidmet. Zuvor gab es ganz in der Nähe eine Holzkapelle; angeblich hatte ein Hirtenjunge dort Anfang des 18. Jahrhunderts in einer Baumhöhle ein kleines Marienbild gefunden. Ob das Patronatsfest diesen September stattfinden kann, steht in den Sternen.

Doch Steinhart freut sich darüber, dass an Mittwoch- und Freitagnachmittagen wieder Menschen kommen können, um in der Kapelle den Rosenkranz zu beten. Er hofft, sie schon bald wieder mit Kaffee und Kuchen bewirten zu können. Und vielleicht kann er ja im Herbst wieder zum beliebten Musikantenstammtisch einladen: mit dem Ensemble „Badische Bratwurschtmusig“, das seinen Gästen mit „traditioneller Streichmusik vom Schwarzwald und anderswo“ einheizt.

Info

Café und Pilgergaststätte
St. Laurentius auf dem Giersberg
Silberbrunnenstraße 11
79199 Kirchzarten
Tel.: 0 76 61/53 98
www.giersberg-kichzarten.de
Öffnungszeiten:
Samstag bis Dienstag: 11 – 20 Uhr
Mittwoch: 11 – 18 Uhr
Donnerstag: Ruhetag
Freitag: 15  – 20 Uhr

Fotos: © Julia Rumbach