Malerische Einkehr im Burkheimer Restaurant Kreuz-Post GASTRO & GUSTO | 07.03.2020 | Stella Schewe

Kreuz-Post

Gut speisen lässt es sich hier schon seit mehr als 200 Jahren, lange wurden in dem historischen Gebäude außerdem Briefe und Päckchen auf den Weg gebracht. Heute punktet die Kreuz-Post in Burkheim am Kaiserstuhl neben leckerem Essen mit einem Spa-Bereich.

Wer nach Burkheim fährt, sieht das große gelbe Wirtshaus an der Straße unterhalb des Vogtsburger Ortsteils schon von Weitem. Wo sich heute außerdem Pool, Wellness-Bereich, ein Gartenlokal sowie ein Holzhaus mit Leih-Fahrrädern befinden, stand einst nur eine verfallene Kapelle. Ignaz Jäger, der Ur-Ur-Ur-Urgroßvater des heutigen Wirts, erwarb den „Heilig-Kreuz Acker“ 1809, zögerte nicht lange und ließ an ihrer Stelle das Gasthaus „Kreuz“ bauen: „Quasi auch eine Stätte der Begegnung, nur der anderen Art“, schmunzelt Reiner Gehr. Er führt das Gasthaus in siebter Generation.

Gasthaus Kreuz-Post

Das historische Gasthaus in Burkheim.

Ihren Doppelnamen hat die Kreuz-Post niemand Geringerem als Johann Gottfried Tulla zu verdanken: Infolge seiner Rheinbegradigung Mitte des 19. Jahrhunderts blieb die Straße nach Breisach von Überschwemmungen verschont, und so richtete der damalige Kreuz-Wirt 1850 im Gasthaus eine Brief- und Poststation ein. 120 Jahre lang war der Kreuzwirt automatisch immer auch Posthalter. Erst 1970 wurde der Betrieb eingestellt: „Meine Oma war die letzte Postbeamtin“, erinnert sich Gehr.

Zusammen mit seiner Frau Isabelle, einer Elsässerin und wie er gelernten Köchin, übernahm er die Leitung des Restaurants und Hotels zum 1. Januar 2000, also vor ziemlich genau 20 Jahren. Seither haben die beiden das Haus kontinuierlich weiterentwickelt und immer wieder auf den neuesten Stand gebracht: 2002 etwa wurde die zur Straße weisende Paradeseite des Gebäudes nach historischen Bildern restauriert, 2007 viele Bäume gepflanzt und ein Park mit Spielplatz errichtet und 2009 der Innenhof überdacht und zu einem Atrium umgestaltet.

Atrium Kreuz-Post

Der Innenhof wurde überdacht und zu einem lichtdurchflutete Atrium umbegaut.

Mutiger Schritt

Der ganz große Wurf aber war der Ende 2015 eröffnete Spa-Bereich: mit einem Indoor-Swimmingpool, Saunen und Dampfbad, Räumen für Massagen und kosmetische Behandlungen sowie Sonnendeck, Liegewiese und eigenem Spa-Bistro. „Ich hatte schon billigere Ideen“, sagt Gehr lachend, fügt aber sofort hinzu: „Für uns war es eine zukunftsorientierte Entscheidung und ein mutiger Schritt in eine neue Tourismuswelt.“ Schon immer seien Menschen zu ihnen gekommen, die an Kultur ebenso interessiert sind wie an der Natur, gerne wandern und Fahrrad fahren, aber auch Ausflüge nach Colmar oder Freiburg machen. Jetzt hätten sie nach einem aktiven Tag die Möglichkeit, sich im Wellnessbereich zu entspannen – die Zahl der Gäste in den Wintermonaten sei dadurch gestiegen, erzählt der 56-Jährige.

Doch nicht nur Wellness, auch das Essen lockt Gäste von nah und fern in die Burkheimer Kreuz-Post. Als „badisch-elsässisch inspiriert“ beschreibt Gehr die Küche. Will heißen: Auf der Speisekarte finden sich badische Klassiker wie eingemachtes Kalbfleisch, saure Leber oder Hechtklößchen ebenso wie gebratene Jakobsmuscheln oder Schnecken in Kräuterbutter. „Früher fragten die Gäste nach Spezialitäten aus aller Welt“, erzählt der 56-Jährige, „heute dagegen nach regionalen Produkten und Gerichten.“

Saisonale Küche

Dementsprechend orientiert sich das Küchen-Team der Kreuz-Post an den Jahreszeiten. Neben einer festen Ganz-Jahres-Speisekarte gibt es für jede Saison eine Extra-Karte: Auf die deftigen „Winterschmankerl aus Omas Küche“ folgen ab 6. März Fischwochen – mit Gerichten rund um Lachs, Steinbeißer, Heilbutt, Seesaibling, Forelle und Co. Von April bis Juni ist Spargel-, danach bis September Pfifferlingszeit. Und im Herbst werden Kürbis, Wild und Gans serviert.

Die Stube des historischen Gasthauses.

Wenn möglich, werden die Produkte in der REGIO eingekauft: „Meine Frau geht regelmäßig auf den Fischmarkt nach Colmar“, erzählt der Küchenchef. Das Gemüse liefert ein Händler aus Königschaffhausen, das Fleisch ein Metzger aus dem Nachbarort Jechtingen. Und die Weine stammen ausschließlich vom Kaiserstuhl. „Auf unserer Weinkarte finden Sie weder einen Bordeaux noch Champagner, ich ziehe die hiesigen Winzersekte vor“, sagt der Wirt entschlossen. „Nicht, dass die Weine aus dem Ausland schlecht wären – wir konzentrieren uns einfach gerne auf unsere Region. Sie ist so reich, dass wir uns nicht weiter verzetteln müssen.“

Auch spezielle Menüs stehen bei den Gästen der Kreuz-Post hoch im Kurs: Etwa das Candle-Light-Dinner, das einen romantischen Abend bei Kerzenschein verspricht, ein „Weinleiter-Menü“, bei dem zu jedem der vier Gänge ein Glas Kaiserstühler Prädikatswein serviert wird, oder das sogenannte „Nachtwächter-Kulinarium“. Es nimmt Bezug auf Burkheims Geschichte und ist als Einstimmung auf den beliebten Nachtwächter-Rundgang gedacht, bei dem Gäste die Nachtwächter durch die historische Altstadt begleiten.

Durch die Um- und Anbauten hat sich die Kapazität der Kreuz-Post erhöht: Das Hotel hat 67 Betten, in der historischen Gaststube mit grünem, gemütlichem Kachelofen ist Platz für bis zu 70 Gäste, hinzu kommen 50 weitere Plätze in Nebenräumen wie der rustikalen Zunftstube oder dem modernen Kaminzimmer im lichtdurchfluteten Atrium. Dementsprechend ist das 28-köpfige Kreuz-Post-Team auf Familienfeiern ebenso eingestellt wie auf Betriebsfeiern oder Tagungen. Dabei gerät eines nie außer Acht, wie Gehr versichert: „Wir sind hier verwurzelt und bleiben trotz aller Modernisierungen überschaubar und vor allem gemütlich.“

Reiner-Gehr

Mit Spaß bei der Sache: Kreuz-Post-Wirt Reiner Gehr ist gelernter Koch.

Info

Kreuz-Post
Hotel, Restaurant, Spa
Landstraße 1
79235 Vogtsburg-Burkheim
Tel.: 0 76 62/9 09 10
www.hotel-kreuz-post.de

Fotos: © Kreuz-Post