Horche Se Mol!: „Tragendes Fundament der Gesellschaft“ Horche se mol | 19.10.2022 | Erika Weisser

Karin Baumert

Vom 3. bis 10. September fand in Tunis die dritte Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen statt. Unter den 450 Teilnehmerinnen aus 42 Ländern war die Freiburgerin Karin Baumert vom Frauenverband Courage, der maßgeblich für der Vorbereitung des Treffens zuständig war.

Lust auf REGIO: Was sind Basisfrauen? 
Karin Baumert: Unter Basisfrauen verstehen wir alle Frauen, die das tragende Fundament der Gesellschaft bilden. Also Fabrik- und Landarbeiterinnen, Bäuerinnen, Familienfrauen, Hebammen, Pflegerinnen, Erzieherinnen, Lehrerinnen, Studentinnen, Schülerinnen – alle Tätigkeitsbereiche, die nicht zum gesellschaftlichen Überbau zählen. Dadurch und durch unsere weltanschauliche und finanzielle Unabhängigkeit von Regierungen, Parteien oder NGOs unterscheiden sich unsere alle fünf Jahre stattfindenden internationalen Treffen ganz wesentlich von den UNO-Weltfrauenkonferenzen. 

Lust auf REGIO: In der Abschlussresolution ist die Rede von den aktuellen Krisen und Kriegen, die die Existenz vieler Menschen gefährden. Sind Frauen davon denn besonders betroffen?
Karin Baumert: Die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrisen, der zunehmenden Umweltzerstörung sowie der in vielen Ländern schon längst deutlich spürbaren Klimakatastrophe werden natürlich auf alle abgewälzt, die nicht davon profitieren. Doch die in allen Gesellschaften ohnehin benachteiligten Frauen trifft es besonders hart. Sie müssen unter schwierigsten Bedingungen das Überleben ihrer Familien sichern. Und auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen laufen sie Gefahr, Opfer von sexualisierter Gewalt zu werden. Das ist auch in Kriegen so, wo Vergewaltigung als Waffe eingesetzt wird. Deshalb erweitern wir die Forderung nach Vernichtung aller ABC-Waffen um die Ächtung von Vergewaltigung als Kriegsverbrechen. 

Lust auf REGIO: Was hat Sie bei den Treffen am meisten bewegt?
Karin Baumert: Sehr bewegt hat mich die Begegnung mit einer jungen Frau aus der Westsahara, die seit sie denken kann in einem Flüchtlingscamp lebt. Auf der Konferenz sagte sie, dass sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben nicht mehr allein fühle und dass sie neben all dem Leid, von dem die Frauen aus den verschiedenen Ländern berichteten, auch viel Hoffnung gespürt habe, dass eine solidarische Welt, ein Leben ohne Ausbeutung, Unterdrückung und Kriege möglich ist. 

Info: 
www.worldwomensconference.org

Foto: © ewei