Horche Se Mol! – „Nai hämmer gsait!“ Horche se mol | 21.03.2025 | Erika Weisser

Buki

Ende Februar 1975 wurde im Wyhler Wald Geschichte geschrieben. Mutige Menschen verhinderten den Baubeginn für das dort geplante Atomkraftwerk und besetzten den Platz. Nach jahrelangem Rechtsstreit wurden die Pläne aufgegeben. Roland Burkhart aus Jechtingen war dabei – als Liedermacher Buki.

Wie sind Sie zum AKW-Gegner und Liedermacher geworden?

Ich studierte damals in Freiburg, war aber über meine Familie und Freunde im Kaiserstuhl immer gut informiert über die Auseinandersetzungen um das geplante Kernkraftwerk. Wie viele Winzer und Landwirte sah auch meine Familie das Vorhaben als existenzielle Bedrohung. Wir sind gleich nach der Besetzung mit unseren Luftmatratzen im klapprigen VW zum Bauplatz gefahren – und geblieben. Es gab im schnell gezimmerten Frendschafts-Hüs viele Zusammenkünfte, bei denen wir uns gegenseitig Mut machten und Lieder sangen, die oft aktualisierte Umdichtungen bekannter Lieder waren, etwa „In Möeders Stübeli“ oder Walter Mossmanns „Neue Wacht am Rhein“. Ich konnte leidlich Gitarre spielen und hab mich bald als Liedermacher versucht, indem ich bekannte Trinklieder umtextete. Mit der Zeit schrieb ich dann eigene Songs, etwa „De bleede Ofe“ oder „Mir sin eifach wieder do“.

Welche Rolle spielte das Alemannische?

Es war die Sprache, die über die Grenzen zum Elsass und zur Schweiz hinweg für Verständigung sorgte, sowohl in Liedern als auch in den Diskussionen. Wir hatten das gleiche Anliegen und fanden dafür eine gemeinsame Sprache.

Welche Lehren können aus der letztlich erfolgreichen Besetzung gezogen werden?

Dass man viel erreichen oder verhindern kann, wenn man sich einig ist. Es waren ja ganz unterschiedliche Menschen dabei – Bauern, Rheinfischer, Akademiker, Studenten und andere Leute aus der Stadt. Wir trugen unsere Widersprüche aus, ließen uns aber nicht spalten und fanden in der Sache zur gemeinsamen und solidarischen Aktion zusammen. So ließen wir uns vom Wind, der uns von offizieller Seite entgegenschlug, nicht umwerfen. Und dass wir recht hatten, zeigte sich spätestens beim Ausstieg aus der Kernkraft. Und mit der 2020 endlich erfolgten Stilllegung des völlig maroden AKW Fessenheim. Wo übrigens immer noch 20.000 Tonnen radioaktive Abfälle lagern.

Fotos: © Wolfgang Grabherr