Horche Se mol!: „Es ist wie mit Großmutters Eintopf“ Horche se mol | 15.06.2023 | Dorothea Wenninger

Jessica Knötzele

An Düften haften Erinnerungen. Das macht sich die Lern- und Gedächtnisforschung zunutze. Wie Düfte gezielt beim Lernen helfen können, hat die Freiburger Neurobiologin Jessica Knötzele im Rahmen ihrer Masterarbeit untersucht.

Lust auf Regio: Wie erleichtern Duftstoffe das Lernen?
Jessica Knötzele: Einen sehr wichtigen Anteil an der Gedächtnisbildung hat der Schlaf: Einen Teil der tagsüber auf uns einströmenden Eindrücke speichern wir im Schlaf. Wenn wir nun während eines Lernprozesses einen Duftstoff gezielt wahrnehmen, wird der Lerninhalt mit diesem Duft verknüpft. Indem wir diesen Duft auch im Schlaf präsentieren, lenken wir das Gehirn: Was mit dem Duft tagsüber assoziiert wurde, wird im Schlaf mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ins Langzeitgedächtnis überführt.

Lust auf Regio:Wie sah Ihr Versuch aus?
Jessica Knötzele: Wir hatten vier Gruppen von Proband·innen. Alle bekamen drei Päckchen mit Rosengranulat oder aber mit geruchsneutralen Papierschnipseln darin. Die Aufgabe war, beim Online-Lernen von 40 Japanisch-Vokabeln das Päckchen mit der Aufschrift „Lernen“ neben sich zu legen. Danach wurde der Duft weggepackt und erst zum Schlafen das Päckchen „Schlafen“ auf den Nachttisch gelegt. Am nächsten Morgen wurden die Vokabeln mit dem Päckchen „Testen“ neben dem Computer abgefragt. Dieser „Lernen, Schlafen, Testen“-Ablauf wiederholte sich noch zwei Mal. Danach wurde in gewissen Tages-
abständen dreimal getestet. Wichtig war, dass der Duft wirklich nur beim Lernen, Schlafen und Getestetwerden anwesend war. Die erste Gruppe hatte immer Rosenduft neben sich, die dritte nur beim Lernen und beim Schlafen, Gruppe 4 beim Lernen und beim Testen. Die zweite Gruppe hatte jedes Mal nur Papierschnipsel ohne Duft. Das Ergebnis: Gruppe 1 erzielte mit Abstand das beste Lernergebnis und steigerte das Vokabelwissen deutlich mehr als die anderen Gruppen. Die anderen drei Gruppen schnitten relativ gleich ab.

Lust auf Regio:Wie kam man denn in der Lernforschung überhaupt auf die Düfte?
Jessica Knötzele: Ganz einfach über das Phänomen, das wir alle kennen: Die Großmutter hat einen Eintopf gekocht. Und wenn man jetzt irgendwo diesen Eintopf riecht, dann ist man komplett in diese Situation zurückversetzt. Das ist ein unterbewusster Prozess, den wir noch nicht ganz verstehen. 

Foto: © dw