Horche Se Mol!: „Ort der Begegnung“ Horche se mol | 20.11.2023 | Erika Weisser

Michael Schwarz

Im Zusammenhang mit der Frankfurter Buchmesse im Oktober war viel von der Krise in der Buchbranche die Rede. Auch darüber sprachen wir mit dem Freiburger Buchhändler Michael Schwarz (60), dessen Laden in der Wiehre mit einem Buchhandels­preis ausgezeichnet wurde.

Lust auf Regio: Gibt es eine Krise und wie wirkt sie sich auf Ihre Buchhandlung aus?

Michael Schwarz: Das ist eher ein gesamtgesellschaftliches Problem, das nicht nur den Buchhandel betrifft. In der heutigen ökonomischen Situation kommen immer mehr Menschen in Bedrängnis, weil sie so wenig Einkommen haben, dass es für den Lebensunterhalt gerade noch so – oder oft auch nicht mehr reicht. Da gehören Bücher oder die Kultur allgemein zu den ersten Dingen, an denen man einspart, weil man vermeintlich darauf verzichten kann. Zumal Bücher auch immer teurer werden. Dass der Buchhandel insgesamt eine leichte Umsatzsteigerung verzeichnen kann, liegt an höheren Preisen und nicht daran, dass mehr Bücher gekauft werden. Die Krise besteht eher darin, dass dein Job dir so wenig einbringt, dass er dich nur noch bedingt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen lässt. Das gilt im Übrigen auch für Buchhändler.

Lust auf Regio: Hat der Buchhandel denn überhaupt noch eine Zukunft?

Michael Schwarz: Das hängt von vielen Faktoren ab. Etwa davon, dass die sehr diverse Verlagslandschaft, die wir zum Glück noch haben, erhalten bleibt. Aber auch davon, ob es überhaupt noch Leute geben wird, die diesen Job machen wollen, der in monetärer Hinsicht ja nicht der beste ist. Es braucht Menschen, denen es um die Sache, um eine gescheite Literaturvermittlung geht und die trotz ökonomischer Zwänge Orte der Begegnung für alle schaffen. Menschen, die neue Konzepte entwickeln, die Ideen haben – und die Zeit und Energie investieren wollen, diese auch umzusetzen.

Lust auf Regio: Wie könnte so ein Konzept aussehen? 

Michael Schwarz: Da gibt es kein Patentrezept. Wir bieten etwa – neben einer sehr sorgfältig gefilterten Sortimentsauswahl – seit einem Jahr Pay-After-Veranstaltungen an. Da gibt es keine finanzielle Schwelle, die Menschen mit wenig Geld von der Teilnahme abhält, man bezahlt, was man kann – beim Verlassen der Veranstaltung. Das ist ein anderer, ein solidarischer Ansatz. Und wir haben guten Erfolg damit: Die Lesungen sind so gut besucht wie noch nie.

Foto: © Christopf Eberle