Rund ums  Wasser: Wanderung um den Schluchsee Special for Homepage | 28.06.2023 | Kornelia Stinn

Schluchsee mit Blick auf mehrere Häuser und abgedeckte Boote

Wenn am höchstgelegenen Talsperrensee Deutschlands Sonnen-­Silber­fäden zwischen dunk-len Ufersäumen tanzen, ist das eine Einladung zu einer mystisch-genussreichen Wanderung. Sie lässt sich per Schiff oder Bahn abkürzen und mit einem Einkehrschwung verlängern.

Wir wählen Aha als Einstieg in den 18 Kilometer langen Schluchseerundweg und gehen in Richtung der Ortschaft Schluchsee. Aha – was für ein Name für diesen Ort, der überhaupt erst am See liegt, seit die Schwarza 1929 aufgestaut und der Urschluchsee – ein Gletschersee – dadurch um das Dreieinhalbfache vergrößert wurde. Seither schlummert die alte Dorfschule unter Wasser. Sie tauchte zuletzt auf, als 2013 der Wasserpegel kurzzeitig gesenkt wurde. Doch auch in weiter zurückliegenden Zeiten spielte Wasser wohl eine Rolle für den Ort, bedeutet doch das Althochdeutsche „aha“ fließendes Wasser oder Wasserlauf.

Für echte Aha-Erlebnisse sorgen Informationstafeln am Wegrand: Noch vor Vollendung der Staumauer wurde 1929 im kleinen eiszeitlichen Urschluchsee ein Einbaum aus einem Weißtannenstamm gefunden. Damit befuhren Menschen um 650 n. Chr. das Gewässer im Hochschwarzwald. Noch viel ältere Spuren fand ein Botaniker 1930 in der Mündung des Fischbachs nahe der Ortschaft Schluchsee: einen Feuerstein, der, wie Forscher inzwischen vermuten, seit 10 000 Jahren dort gelegen haben soll. Menschen muss es also schon früh in dieser Gegend gegeben haben.

Geheimnisvolle Steine und versunkene Wege

Zurück in der Jetztzeit laden große flache Steinfindlinge am schattig baumbestandenen See­ufer zur gemütlichen Rast mit Blick aufs Wasser und einem Zehenspitzen-Wassertemperaturtest. Ein Vesper wäre hier möglich, könnte aber vielleicht noch ein wenig warten, denn der perfekte Picknickplatz ist bald erreicht: Die Amalienruhe, ein Felsvorsprung mit kleinem Pavillon, bietet einen weiten Ausblick über den See und hinüber zur Ortschaft Schluchsee. Ein sonniges Plätzchen ist das, mit vielen Bänken, ganz in der Nähe lädt eine Liegewiese zum Baden.

Die Amalienruhe am Schluchsee

Von den rundherum gut zugänglichen Ufern des größten Schwarzwaldsees eröffnen sich immer wieder erfrischende Blicke übers Wasser. Besonders beliebter Aussichtspunkt: die Amalienruhe.

Ein Mythos rankt sich um den sogenannten Bengelestein, einen etwa fünf Meter hohen Riesenfindling, der 1986 in der Nähe der Amalienruhe wieder zu sehen war, als wegen Reparaturen an der Staumauer das Wasser des Sees abgesenkt wurde. Der Historiker Roland Weis: „Auf einer Seite war von unbekannter Hand in diesen Stein vor unbekannten Zeiten, jedenfalls vor dem Aufstauen des Sees, eine etwa zehn Zentimeter tiefe Nische ausgeschlagen worden.“ Eine alte Frau, die sich damals noch an die Zeiten des ursprünglichen Sees erinnerte, so Weis weiter, hätte berichtet, dass früher die Bewohner des Nachbarhofes in der Nische dieses Steines oft Blumen abgelegt hätten, um, wie sie erläuterte, „einen Geist zu besänftigen“. Heute jedenfalls ruht der Bengelestein wieder etwa 20 Meter unter der Wasseroberfläche. Und Wanderer haben bei der Amalienruhe die Ortschaft Schluchsee als nächstes Etappenziel vor Augen.

Von Schluchsee zur Staumauer

Schluchsee zählt zu den ältesten schriftlich erwähnten Orten im Hochschwarzwald. Der Name taucht als Schenkung des Landgutes Schluchsee an das Kloster St. Blasien erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1125 auf. Von der Schluchseehalle aus führt der Kohlgrubenweg nach Seebrugg. Wer allerdings am See bleiben will, geht beim Bahnhof Schluchsee rechts der Bahngleise und oberhalb des Schwimmbades „Aqua Fun“ an der Fahrstraße nach Seebrugg und weiter zur Staumauer.

Es war übrigens 1932, als das Schluchseewerk als größter Stromspeicher Deutschlands in Betrieb ging. Energie wird hier aus Wasserkraft gewonnen. Der See wurde dazu um 30 Meter aufgestaut und erreichte dabei eine Länge von 7,5 Kilometer. Ein separater, rollstuhlgängiger Fußgängerweg führt über die 250 Meter lange Staumauer zu einem gemütlichen Kiosk mit Bootsverleih und mit Blick zum gegenüberliegenden Seehotel Hubertus in Seebrugg. Weiter geht’s auf dem Jägergutweg.

Wurzeln eines Baumes am Ufer des Schluchsees

Traumschöne Strände, malerische Ausblicke

Immer wieder locken nun schmale Abgänge zum See. Umspült von kleinen Wasserläufen enden sie an fels-garnierten Strandabschnitten und idyllisch gelegenen Picknickwiesen. Weithin sichtbar thront bald der Unterkrummenhof auf einem saftig grünen Hügel. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln setzt er sich unterwegs immer wieder malerisch in Szene und verlockt so weithin schon zur Einkehr. Wie vom Himmel gefallen behaupten einige Felskolosse mitten im See vor der Anglerhütte ihren Platz. Der letzte Abschnitt des Schluchseerundweges verläuft zunächst durch den Wald. Zum Malen schön tauchen dann bei einer Brücke Grasinseln im See auf.

Der Wanderweg um den größten See des Schwarzwaldes kann in Aha, Unterkrummenhof, Schluchsee und an der Staumauer mit dem Schiff abgekürzt oder mit einer nostalgischen Bahnfahrt mit der Dreiseenbahn kombiniert werden: Dann erfolgt der Abschied vom Wasser auf Raten.

 

Info

Rund um den Schluchsee
Start & Ziel: Aha
Auf- und Abstieg: circa 80 Höhenmeter
Länge: 18 Kilometer
Dauer: circa 5 3/4 Stunden

Der Rundweg kann beliebig abgekürzt werden mit der MS Schluchsee (Anlegestellen: Aha, Strandbad Schluchsee, Unterkrummenhof, Staumauer) oder der Bahn (Aha, Schluchsee, Seebrugg).

Seehotel HubertusEinkehrtipp

Seehotel Hubertus
Seebrugg 16
79859 Schluchsee
Tel.: 07656/524

Bei schönem Wetter lässt sich auf der Terrasse mit wunderbarem Blick über den Schluchsee Deftiges oder Süßes genießen.

Ein Zugang über eine kleine Eisenbahnbrücke befindet sich am Ende des Kohl­grubenweges. Auch wer ­direkt den See entlang­wandert, stößt auf diesen ­Brückenübergang.

Das Seenachtsfest am SchluchseeAusgehtipps

Seenachtsfest Schluchsee

Am 5. und 6. August findet in Schluchsee das Seenachtsfest statt, Samstag ab 14 Uhr, ­Sonntag ab 10 Uhr. Das große Straßenfest mit kulinarischen Köstlichkeiten bietet Live-Musik, eine Open-Air-Disco, ein Discozelt und ein ­umfassendes Kinderprogramm.

Absoluter Höhepunkt: das Feuerwerk über dem See. An- und Abreise ist mit der historischen ­Museumsbahn der Dreiseenbahn möglich.

Historisches Bahnhofsfest Seebrugg

Am 19. und 20. August lädt die Dreiseenbahn zum Fest vor der Kulisse des Seebrugger Bahnhofs ein. Themenschwerpunkt in diesem Jahr: Schwarzwälder Kaltblut­pferde im Einsatz.

Fotos: © istock.com/eurotravel, Hochschwarzwald Tourismus GmbH, Schluchtensteig Schwarzwald · Klaus Hansen, Tatjana Kipf