24 Millionen mehr fürs neue Oval – Das zweite Rathaus im Sühlinger ist nun auf 111 Millionen taxiert Stadtentwicklung | 22.08.2023 | Lars Bargmann

Das zweite Rathaus im Stühlinger Das zweite Rathaus im Stühlinger ähnelt dem ersten. Ein drittes wäre nach einer neuen Studie des Wettbewerbsgewinners Christoph Ingenhoven als gemeinsames Projekt von Stadt und Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald machbar.

Beim zweiten Rathaus im Stühlinger (RiS II) katapultieren sich die Kosten um 24 auf 111 Millionen Euro nach oben. Das ist das Ergebnis der europaweiten Ausschreibung und mehrerer Abspeckungsrunden mit dem Generalübernehmer. Der Gemeinderat stimmt Ende Juli mit großer Mehrheit zu.Heftige Kritik übte Freie-Wähler-Fraktionschef Johannes Gröger an der „unseriösen Informationspolitik“. Baubürgermeister Martin Haag: „Das weise ich zurück. Wir können Vergabeverfahren nicht öffentlich kommunizieren.“

Vor zwei Jahren hatte der Gemeinderat den zweiten Rathaus-Neubau mit einer Kostenberechnung von 87 Millionen Euro beschlossen. Jetzt sind es 111. Und es wären noch ein paar mehr Millionen geworden, wenn die Stadt nach Vorlage eines Angebots, das sie nicht ablehnen konnte, das Projekt nicht noch abgespeckt hätte.

So soll es nun – anders als beim ersten Oval – kein Dach mehr über dem Innenhof geben. Damit wandert auch der Empfangs- und Wartebereich im Erdgeschoss in den Baukörper hinein. Die Fassade wurde einfacher modelliert, in den Fluren wurden abgehängte Decken gestrichen, auch ein Aufzug fällt weg. „Wir haben Millionenbeträge rausgenommen“, sagt Haag.

Um Millionen abgespeckt

Im vergangenen Oktober hatten die Freien Wähler angesichts von Baukosten- und Zinssteigerungen um eine aktualisierte Kostenschätzung gebeten. Die Verwaltung hatte die Zinsen für die Kredite ursprünglich mit einem Prozent gerechnet. Und räumte ein, dass sie bei 20-jähriger Laufzeit mittlerweile bei 3,34 Prozent liegen: „In jedem Fall (Zins- oder/und Baukostensteigerung) muss die Mietberechnung neu erstellt werden“, heißt es in einem Schreiben an die Fraktion.

Nun sind es 111 Millionen. Die sind indes nicht allein für den Generalübernehmer. Dessen Budget für das schlüsselfertige „Familienrathaus“ liegt bei 89,37 Millionen Euro. Die KfW bezuschusst das Bauvorhaben mit 3,8 Millionen Euro. Mehr als 20 Millionen müssen vor allem für die Finanzierung und die Inneneinrichtung aufgewendet werden. „Das ist auf jeden Fall gut angelegtes Geld“, sagt Haag. Langfristig werde sich das lohnen. Die Mieten in angemieteten Gebäuden würden stetig steigen, die Sanierungsaufwände in eigenen auch.

Von ursprünglich 3,1 Millionen Euro, die das Rathaus dem Bauherren, ihrem Eigenbetrieb Neubau Verwaltungszentrum und Staudinger Gesamtschule (EVS), als jährliche Miete überweisen sollte, sind mittlerweile 5,6 Millionen geworden – wenn die Karlskaserne für geschätzt zehn Millionen Euro verkauft wird. Wie es beim ersten Beschluss noch geplant war. Was aber inzwischen wieder vom Tisch ist.

Kostenexplosion schmerzhaft, aber erklärbar

Nicht zum ersten Mal wurde der Verkauf eines städtischen Gebäudes, der zur Finanzierung eines neuen beitragen sollte, im Nachhinein gestoppt. So war es beim Rotteckhaus. So war es auch beim ersten Rathaus im Stühlinger, wo der Verkauf dreier Liegenschaften in der Kalkulation stand. Verkauft wurde nur das alte Ordnungsamt an der Basler Straße. Das Forstamt und der Schlossbergring 1 bis heute nicht.  Stand heute will das Rathaus die Karlskaserne nur im Erbbaurecht vergeben. Offen, ob das klappt. Kommt kein Geld aus der Karlskaserne, erhöht sich die Miete auf eine stolze halbe Million – im Monat.

Das muss aus der Stadtkasse gezahlt werden. Durch Wegfall von jetzt genutzten Standorten sollen ab 2027 (nach dem Bezug des Neubaus) 3,6 Millionen an Mieten gespart werden. Allein für die Nutzung des runden Eckgebäudes am Fahnenbergplatz zahlt die Stadt rund eine Million. Durch geringere Energie- (700.000 Euro) und Personalkosten (320.000) gegenfinanziert sich eine weitere Million. So das Kalkül. Die CDU-Fraktion fordert, von der Verwaltung über Pflicht und Kür bei der Ausstattung des Neubaus zeitnah informiert zu werden.

Die Kostensteigerung beim zweiten Rathaus im Stühlinger sind für den Haushalt schmerzhaft, aber erklärbar. Und sie sind deutlich moderater als die bei der Sanierung des Augustinermuseums. Die sollte ganz am Anfang mal, vor knapp 20 Jahren, 23 Millionen kosten. Aktuell liegen die Kosten bei 91,4 Millionen.

Das zweite Rathaus

Teures Oval: Das zweite Rathaus (re.) wird wohl rund 6 Millionen Euro Miete kosten.

Visualisierungen: © Ingenhoven Associates; Grafik: © Julia Neininger