Mythologische Landschaften – Hans Thoma im Augustinermuseum Ausstellung | 18.02.2025 | Erika Weisser

Bis zum 30. März sind im Augustinermuseum Freiburg Werke von Hans Thoma zu sehen – anlässlich des 100. Jahrestags seines Todes am 7. November 1924. „Zwischen Poesie und Wirklichkeit“ lautet der Titel der großen Sonderausstellung, die 210 Exponate mit all seinen thematischen Facetten umfasst.
Am Eingang zu der in elf Themenräume gegliederten Werkschau werden die Besucher darüber informiert, dass der 1839 in Bernau geborene Maler und Grafiker Hans Thoma zu den „prägenden deutschen Künstlern“ seiner Zeit zählt. Und dass es dem Mann mit dem „unverwechselbaren Blick auf die Landschaft und Menschen des Schwarzwalds“ zwar gelungen sei, viele verschiedene Stilrichtungen „auf originelle und poetische Weise“ miteinander zu verbinden, dass er sich aber auch mythologischen und nationalistischen Sujets geöffnet und mit dem „engen Kreis um Cosima Wagner“ eine zumindest „problematische Beziehung“ unterhalten habe.
Jutta Götzmann, leitende Direktorin der Freiburger Museen, bezeichnet Thoma sogar als „kulturelle Identifikationsfigur Baden-Württembergs“. Aber auch sie verweist darauf, dass „eine Reihe von historischen und kunsthistorischen Untersuchungen seine Nähe zu völkischen Themen und Kreisen mit antisemitischer Gesinnung bekannt gemacht“ hätten. Da das Augustinermuseum sich jedoch als Ort der Kunst und des aktiven Diskurses über die Kunst verstehe, sind Besuchende eingeladen, sich in der Ausstellung, in geführten Rundgängen, bei Vorträgen und sonstigen Veranstaltungen „ein eigenes, differenziertes Bild über Hans Thoma“ zu machen.
Und dazu gibt es in der sorgfältig kuratierten Werkschau ausgiebig Gelegenheit. Zunächst geht es in die berühmten Landschaften, die die Schwarzwaldberge und -täler erlebbar machen, aber auch die vielen Stationen der künstlerischen Wanderjahre Hans Thomas. Dabei fasziniert schon das erste Bild, die fast ikonische Algraphie „Der Wanderer“ von 1906: Hier steigt ein Mann mit Hut – und ganz ohne die heute übliche Wanderkluft – den steilen Weg vom Präger Tal nach Bernau empor, den Blick konzentriert auf den schmalen Pfad gerichtet. Ein naturalistisches Bild, das durch minimale nicht ganz reale farbliche Nuancen etwas Mystisches bekommt.
Fabelwesen, Träume und Heimatsehnsucht
In Landschaften mit Bergen und Bächen sind auch viele seiner Bilder zum Thema Arbeit und Muße, seine unfassbar genauen Porträts und seine Tierbilder angesiedelt, die in den folgenden Bereichen zu sehen sind. Über die Darstellung von Fabelwesen – etwa dem „Meerweib“ vor untergehender Sonne von 1897 (Foto o. l.) –, Bilder vom Traum von Arkadien, die Heimatsehnsucht im Goldenen Zeitalter sowie religiöse Motive ist dann seine Entwicklung bis zur offenbar sehr gebannten Hinwendung zu Wagners Nibelungen-Mythologie nachzuvollziehen.
Info
„Hans Thoma – Zwischen Poesie und Wirklichkeit“
bis 30. März
www.freiburg.de/hans-thoma