Amazonas-Feeling: Wandern am Schweizer Rheinufer Erkunden & erleben | 10.08.2024 | Kornelia Stinn

Blick auf Laufenburg (Schweiz). Blick von Laufenburg (Baden) auf Laufenburg (Schweiz).

Die Touristiker des Schweizer Kantons Aargau haben dem Rhein wegen seiner wilden Schönheit in der Region zwischen Kaiserstuhl und Kaiseraugst den Namen „Amazonas der Schweiz“ verpasst. Mittendrin liegt unser zwölf Kilometer langer, wunderbar schattiger Wanderweg! Er führt vom Schweizer Laufenburg nach Stein im Aargau und endet bei der berühmten Brücke von Bad Säckingen.

Unseren Ausgangsort Laufenburg im Schweizer Kanton Aargau trennt eine Brücke über den Rhein vom badischen Laufenburg. Beide Orte gehörten zusammen, bis Napoleon die Abtrennung der linksrheinischen Orte erzwang. Seit 1803 gehört das Schweizer Laufenburg zum damals neu gegründeten Kanton Aargau. Die Schlagbäume der alten Zollstelle stehen noch. Der Wind der Geschichte pustet uns mit den alten Brunnen, Türmen und krakeligen Häuserensembles eine kräftige Brise Mittelalter um die Ohren. Über alledem thront die Burgruine am Schlossberg. Wegen seines gut erhaltenen mittelalterlichen Altstadt-Ensembles erhielt das Schweizer Laufenburg 1985 den Wakkerpreis des Schweizerischen Heimatschutzes. Wir lassen nun die alten Gassen hinter uns und gehen hinunter zum Rheinuferweg.

Bad Säckingen mit der längsten gedeckten Holzbrücke Europas

Am Ende der Wanderung erreicht man Stein im Aargau und hat von hier aus einen schönen Blick auf Bad Säckingen mit der längsten gedeckten Holzbrücke Europas.

Hier können sich „Wanderzwerge“ in der grünen Lunge am Fluss erst einmal auf einem Spielplatz austoben, während die Eltern ein Altstadt-Quiz spielen. Gut ist der Weg mit der gelben Raute ausgeschildert. Immer wieder geht es treppauf, treppab durchs Meer der Bäume mit Blick auf den gurgelnden Rhein. Sehr einladend liegt am Wege das Rehmann-Museum mit Skulpturengarten und Bistro (siehe Einkehrtipp), wo die Skulpturen und die Arbeitsstätte des bekannten Laufenburger Künstlers Erwin Rehmann zu sehen sind. Danach verläuft der Weg ein wenig abseits des Rheins. Ein Tennisplatz muss umgangen werden, und dann verbietet das Kraftwerk Laufenburg aus Sicherheitsgründen den Zugang zum Fluss.

Pures Rheinvergnügen

Nach einer Holzbrücke, die über einen kleinen Bach führt, offenbart sich dann aber das pure Rheinvergnügen! Gefühlt endlos streifen wir nun den weiten Ufern entlang über Wiesen und Pfade, entdecken winzige Strände, bestaunen die krokodilartigen Astgebilde umgestürzter Bäume im Schatten der alten Eichen des Eichenreservates Hardwald-Kais­tenberg. Die zahmen Alligatoren des Rheins (!) am „Amazonas“ der Schweiz halt …, Gleich daneben Wels und Co., die – zum Glück – den gefräßigen Piranhas in den Regenwäldern Brasiliens nicht das Wasser reichen können.

Bronze im Skulpturengarten des Museum Rehmann

Der Kirchturm von Murg mit einigen Häusern ist bald auf der anderen Rheinseite auszumachen. Einst gab es eine Fähre, die ihre Gäste zum gegenüberliegenden Ufer brachte. Reizvoll wäre es, diesen Abstecher zur deutschen Seite zu machen. Leider wurde die Fähre 1914 eingestellt. Es folgt bald ein größerer Waldabschnitt. Hinter Sisseln setzt sich der Rheinuferweg fort. Schmal ist er hier und die Grashalme schlingen sich um unsere Füße als wollten sie uns festhalten. Schier endlos scheint die Zeit am gemächlich dahintreibenden Fluss zu verrinnen, bis eine Lichtung in Sicht kommt. Naturlehrtafeln zu Pflanzen und Bäumen laden ein. Verlässlich führt uns die gelbe Raute schließlich zu unserem Ziel. Die Brücke von Bad Säckingen kommt in Sicht und mit ihr der Ausblick auf das wunderbare Stadtensemble mit dem St. Fridolinsmünster.

Auf Schweizer Seite liegt das Aargauer Dorf Stein, wo unser Zugang auf die bekannte Holzbrücke ist. Mit ihren 205 Metern Länge gilt sie als die längste gedeckte Holzbrücke Europas. Heute wird sie ausschließlich von Fußgängern und Fahrradfahrern genutzt. Auch der weithin bekannte, von einem Stadtführer dargestellte „Trompeter von Bad Säckingen“ geleitet seine Gäste gern auf diese Brücke. Die historische Figur beruht auf einer Liebesgeschichte aus dem 17. Jahrhundert, in die 1853 der Dichter Josef Victor von Scheffel seine eigenen unerfüllten Liebeswünsche einarbeitete.

So krönt die Wanderung am „Amazonas der Schweiz“ schließlich eine höchst romantische Geschichte.

Einkehrtipp

Erwins Bistro im Museum Erwin Rehmann
Im Skulpturengarten des Museums (Foto u.) werden in „Erwins Bistro“ Speisen serviert. Am Wochenende gibt es Kaffee und Kuchen.

Das heutige Museum diente dem bekannten Laufenburger Künstler, der 2020 mit 94 Jahren starb, als Wohnhaus, Werkstatt und Atelier.

Rehmann Museum & Bistro
Schimelrych 12
5080 Laufenburg/AG
Tel. +41 (0)62 874 42 70
info@rehmann-museum.ch

Öffnungszeiten
Mi.–Fr. 11–16 Uhr
Sa. & So. 14–17 Uhr
Geschlossen: 8.7–11.8.; 15.8

Lesung

Im Rahmen des Kulturfestivals „Fließende Grenzen“, das die Bewohner beidseits des Rheins zu Theater, Kunst, Musik und eigenem Gestalten einlädt, gibt es im Rehmann-Museum eine Lesung mit Zeichnungs-Workshop: Heike Faller liest aus ihrem Bestseller „Hundert – Was du im Leben lernen wirst“, und das Publikum – Jung und Alt – ist zu einer Malaktion aufgerufen. Alle zusammen gestalten eine Generationen-Galerie.

Sonntag, 4. August 2024, 14–16 Uhr

www.laufenburg-tourismus.com

Info

Rheinuferweg
Start: Laufenburg (CH)
Ziel: Stein (AG)/Bad Säckingen
Länge: 12 Kilometer

Fotos: Winfried Stinn