Der Sonne entgegen – Auf der Drehkopfrunde am Feldberg Erkunden & erleben | 09.12.2024 | Nicole Kemper
Über die Wolken? Nein, so hoch hinaus muss man gar nicht, um dem herbstlichen Grauschleier in den Tief agen zu entkom- men. Wenn die Nebelgrenze überwunden ist, wird der Ausflug ins Feldberggebiet zur Reise in die Sonne.
In Freiburg: alles grau in grau. Kirchzarten ist ebenso in dichte Nebelwatte gepackt. Und auch in Himmelreich zeigt sich dieselbe trübe Szene jenseits des Zugfensters. In die Vorfreude auf einen sonnigen Wandernachmittag mischen sich nagende Zweifel: Ist es tatsächlich möglich, dass sich heute irgendwo in erreichbarer Nähe ein anderes Bild zeigt? Es will eher scheinen, als ob die gesamte Welt im winterlichen Blues gefangen ist. Doch plötzlich gleißen die ersten Sonnenstrahlen aus dem Dunst und überziehen die dunklen Tannenwipfel der Ravennaschlucht mit einem goldenen Schein. Erleichterung stellt sich ein: Alles richtig gemacht!
Eine halbe Stunde später hält die Dreiseenbahn am höchstgelegenen Bahnhof Deutschlands, in Feldberg-Bärental, 967 Meter über dem Meer. Für die Panoramatour am Drehkopf geht es noch ein wenig höher hinauf: Der Wegweiser des Westwegs geleitet über eine Anwohnerstraße in Richtung Feldberg. Die rote Raute führt die Wanderer zunächst an einem kleinen Idyll vorbei: Versteckt im Schatten der stark befahrenen Bundesstraße liegt ein kleiner Seerosenteich mit Holzsteg. Der Name „Adlerweiher” verrät die Zugehörigkeit zum nahegelegenen Hotel Adler-Bärental, von dem der Teich jedoch heute durch die Talstraße getrennt ist. Nach der Fußgängerunterführung beginnt die steilste Etappe der Tour, an Wohn– und Ferienhäusern vorbei zum Einstieg in die Drehkopfrunde. Diese ist als ausgewiesener Premium-Winterwanderweg mit einer blau-weißen Wegmarkierung versehen. Das bedeutet, dass sich die Rundtour auch für einen Ausflug bei „echtem” Winterwetter eignet – auch in schneereichen Zeiten ist die Begehbarkeit gewährleistet.
Der Anstieg auf dem Zweiseenblickweg wird mit ersten beeindruckenden Aussichten belohnt; zwischen Wäldern und Berggipfeln schimmert der Titisee als kleine hellblaue Fläche in der Ferne. Nach Passieren der Skihütte des SC Bärental ist der Einstieg in den Winterwanderweg erreicht und es gilt zu entscheiden: mit oder gegen den Uhrzeigersinn? Die Wahl fällt auf die zweite Variante und damit gibt es erst mal Sonne pur: Der Wirtschaftspfad am Rand des Hochplateaus verläuft schattenfrei zwischen ausgedehnten Rinderweiden. Am Horizont kommt der Feldberg in den Blick:
Der markante kahle Buckel des Seebucks mit Fernseh- und Bismarckturm begleitet die Wanderer bis zum Eintritt in den Hochwald. Zwischen den kerzengerade emporsprießenden Stämmen wird es sofort spürbar kühler und feuchter, nur einzelne Sonnenstrahlen beleuchten die Moosbetten und Farne auf dem Waldboden. Der westlichste Punkt der Tour ist am Wegpunkt „Happ” auf 1150 Meter Höhe erreicht. Von dort aus geht es – nun wieder durch sonnige Passagen – einen knappen Kilometer abwärts in den Feldberger Ortsteil Neuglashütten. Dabei erleben die Wanderer einen temporären vorzeitigen Sonnenuntergang: Die Hälfte des Dorfes liegt bereits im Dunkeln. Die geografische Lage in der Talsenke macht den umgangssprachlichen Namen „s’Loch” selbsterklärend. Der offizielle Name der Siedlung weist hingegen auf den historischen Hintergrund, das heißt auf den Ursprung der Siedlung hin: Neuglashütten entstand im frühen 18. Jahrhundert als Standort einer neuen Glashütte. An der Bergwachthütte befindet sich der alternative Startpunkt der Drehkopfrunde.
Nach 500 Metern an der Ortsstraße geht es wieder hinauf und ins Grüne. Auf der Ostseite des Bergs zeigen sich nun schöne Blicke auf Altglashütten, auf das Hochmoor Rotmeer und Bärental, und auch der Titisee kommt wieder in den Blick. Mit der meditativen Stille der ersten Etappe ist es aber vorbei, die Motorengeräusche von der parallel laufenden Bundesstraße begleiten den Rückweg. An der „Entscheidungsgabelung” schließt sich der Kreis, der Abstieg nach Bärental folgt bekannten Wegen.
Wer in der Zwischenzeit Hunger oder Gelüste bekommen hat, findet im Umkreis der Bundesstraßenkreuzung vielfältige Einkehr- und Einkaufsmöglichkeiten, wo sich die Wartezeit auf den Zug genussvoll und im Warmen verbringen lässt. Neben den altbekannten Publikumsmagneten wie Erichs Schnapshäusle mit Schnapsmuseum, dem modernen Café Schwarzwaldmaidle und dem traditionsreichen Hotel Adler bietet der Landmarkt mit Gastwirtschaft „Wälder:Genuss“ auf einer Fläche von rund 700 Quadratmetern alles, was sich unter dem Label Schwarzwald verkaufen lässt. Neben Lebensmitteln von regionalen Anbietern können die Besucher zwischen Verkaufsregalen und -tischen mit Kunsthandwerk, Alltagsgegenständen, Textilien, Büchern, Geschenken und Souvenirs aus dem gesamten Schwarzwald stöbern. Im Obergeschoss bietet das Restaurant eine breite Auswahl an Gerichten, vom „Veschperbrett“ und „Muuldäschle“ über Filetsteaks vom Weiderind, einer großen Auswahl an Kuchen bis hin zum Fondue-Menü.
Info:
Feldberg – Drehkopfrunde
Startpunkte: Freiburg Bärental Bahnhof oder Neuglashütten Bergwachthütte
Länge: 7,3 Kilometer (ab Bhf. Bärental) 4,3 Kilometer (reine Runde ab Neuglashütten ohne Abstecher nach Bärental)
An-/Abstieg: ca. 140 / 180 Meter
ÖPNV: Bahnhof Bärental oder Bushaltestelle „Neuglashütten Bergwachthäusle“ (wird nur im Winter angefahren)