Hoch, höher, am höchsten: Die Triberger Wasserfälle Erkunden & erleben | 08.06.2024 | Kornelia Stinn
Kuckucksuhren, wilde Wasser, tiefe Wälder – Triberg verkörpert den Schwarzwald wie kaum ein anderer Ort. Und dann gibt es da noch einen rauschenden Superlativ: Sind die vielgerühmten Wasserfälle die höchsten in Deutschland?
Hundertdreiundsechzig Meter tief stürzt die wilde Gutach über sieben Fallstufen zu Tal! Wer oben auf der Aussichtskanzel bei den Triberger Wasserfällen steht, spürt den feinen Nieselregen der wilden Gischt auf der Haut. Die höchsten Wasserfälle Deutschlands, zum Greifen nah. Aber so, wie es die Tourist-Info auf ihrer Homepage verspricht, ist es nicht. Deutschlandweit betrachtet rangieren die Triberger Wasserfälle an neunter Stelle. Immerhin dürfen sie sich rühmen, die höchsten des Schwarzwaldes zu sein. Und die höchsten außerhalb der Alpen auf deren Nordseite.
Die aufstrebenden Pfade sind gut ausgebaut, abgesichert die Aussichtskanzeln und Holzbrücken. Dank sei dem Triberger Obervogt Karl Theodor Huber, der im Jahre 1805 die Idee hatte, den „Fallbach“ mit einem bequemen Zugang zu erschließen und damit den Tourismus auf seine Fährte zu locken. Die Eröffnung der Schwarzwaldbahn von Offenburg nach Singen im Jahre 1873 ebnete dann dem ganz großen Ansturm den Weg.
Heute können die Gäste auf mehreren Themenwegen unterwegs sein. So schlängelt sich außer dem Kaskaden- und dem Panoramaweg der Naturpfad eineinhalb Stunden lang beidseits des Wasserfalls über die beiden schwebenden Holzbrücken und durch die grüne Lunge. Der einstündige Kulturweg führt hinüber zur barocken Wallfahrtskirche „Maria in der Tanne“. Zwei Wunder sollen sich in der Nähe ereignet haben. So heißt es, dass um 1644 ein Mädchen von seinem Augenleiden und ein Aussätziger durch Quellwasser geheilt wurden. Die heutige Wallfahrtskirche entstand um 1700.
Wunder und Naturgewalt
So viel überschäumende Naturgewalt an der berühmten Schwarzwaldbahn und gar noch zwei Wunder, da ist es doch kein Wunder, dass sich bald schon Prominenz einstellte: Kaiser Wilhelm I. soll da gewesen sein, Kurt Tucholsky und auch Ernest Hemingway, der aber dem Schwarzwald keine Idylle abringen konnte. Er sah keinen Wald, nur „hochkultivierte Täler“ und „finster dreinblickende Häuser“.
Seine bissigen Bemerkungen beeinträchtigten die Schwarzwaldliebe seiner Landsleute nicht. Bis heute schwärmen Amerikaner vom „black forest“, den „coucou clocks and the famous fall“. Lost places und Eichhörnchen mit Bollenhut haben es Tattoo-Fans und Klischee-Verweigerern angetan. Das Instagram-Museum Fantasie in Triberg springt voll auf diesen Zug auf mit seiner Schwarzwälder Kirschtorte, durch die der Besucher seinen Kopf strecken kann …
Info
Haupteingang vom Zentrum aus,
vier Seiteneingänge von allen Richtungen her
Tourist-Info Triberg
Wallfahrtstraße 4
78098 Triberg
Tel.: 07722 8664-90
www.triberg.de
Fotos: © Winfried Stinn