Neue Weinblicke: Wandern auf dem Batzenberg-Panoramaweg Erkunden & erleben | 13.11.2022 | Dorothea Wenninger

Die Rebsorten sind vielfältig, die Ausblicke grandios: Die Kirchhofener Kirche ragt vor Staufener Burgberg und Schwarzwaldkulisse ins Bild.

Der Batzenberg hat einen neuen Weinlehrpfad bekommen. Mit informativen Hinweistafeln, einigen Sitzbänken und zwei Himmelsliegen bestückt, geht es auf Gras- und befestigten Wegen sanft auf und ab. Immer wieder belohnt mit einer fantastischen Aussicht in alle Richtungen.

Los geht es am Bahnhof Schallstadt, der Zug hält direkt zu Füßen des Batzenbergs. Nach ein paar Metern führt die Straße links hinauf auf den Hügel. Gleich zu Beginn verkündet ein kleiner grüner Pfeil „360° Weinblick“ und leitet die asphaltierte Straße hoch bis zum Einstieg in den Panoramaweg. Beim gemächlichen Anstieg fällt der Blick auf herbstlich gefärbte Weinblätter, auf ein vom Nebel befeuchtetes Spinnennetz, dessen Fäden wie Perlenkettchen in der Sonne glänzen. Fast die ganze Fläche des nahezu baumfreien Batzenbergs ist mit Rebstöcken bepflanzt. Mit seinen 376 Hektar Rebfläche gilt er sogar als die größte zusammenhängende Einzellage Deutschlands.

Trauben

Bald nach dem mächtigen Walnussbaum neben einer Rebhütte mit Fensterläden zeigt ein kleiner Hinweispfeil nach rechts in den Grasweg. Hier ist der Rundweg erreicht. Zur Rechten liegt jetzt das Rheintal. Der Flussverlauf ist gut nachzuvollziehen an der dicken Nebelbank, die schwer vor den Vogesen liegt. Der nahe Tuniberg schält sich nach und nach aus den Nebelwolken. Bald wartet auch schon die erste Tafel mit Informationen am Wegesrand – und zu deren Füßen eine einladende Himmelsliege. Die ist schwenkbar, sodass das Liegen, der Sonne zugewandt, selbst bei bescheidenen Temperaturen angenehm ist.

Bilderbuchpanorama

Weiter geht es auf grasgrünem Weg durch die Reben, an einem Rebhisli – Rebhäuslein – vorbei. Die hier angebrachten Infotafeln informieren über die jahreszeitlich anstehenden Arbeiten eines Winzers. Man läuft auf den Wasserhochbehälter auf Höhe Norsingens zu, auf dem eine Bank steht. Die 360°-Weinblick-Route biegt aber kurz vorher nach links oben ab. Nicht nur von dieser Stelle lohnt es sich zurückzuschauen. Der nördliche Teil des Batzenbergs liegt wie ein ausgebreiteter Herbstteppich zu Füßen. Ein Stück weiter führt der Weg knapp unter dem höchsten Punkt des Hügelrückens vorbei. Der kleine Abstecher dorthin mündet in ein paar Stufen auf die kleine Aussichtsplattform des Weinbau- und Reblaus-Denkmals, wo in Stein gemeißelt zu lesen ist, dass das erreichte Gipfelplateau 328 Meter hoch liegt. Trotz der geringen Höhe bietet es einen überwältigenden Rundumblick.

Rundgangschild "360° Weinblick"

Zurück auf dem 360°-Weinblick-Panoramaweg geht es südwärts auf den wolkenverhangenen Blauen zu, der bei Gegenlicht seinem Namen alle Ehre macht. Im rechten Winkel biegt der Weg nach Westen Richtung Kirchhofen ab, das mit seinem bolligen Kirchturm zwischen den Rebzeilen auszumachen ist. Nachdem gleich darauf wieder eine scharfe Linkskurve genommen ist, liegt auf den nächsten drei Kilometern das Schneckental zu Füßen. Die ganze Kette der Südschwarzwald-Randberge von Schauinsland über Belchen zum Blauen mit ihren vielen Höhenzügen reiht sich hinter den Ausläufern des Schönbergs auf. Dieser „große Bruder“ auf der anderen Seite des Tals gehört wie der Batzenberg geologisch zur Schwarzwald-Vorbergzone. Unten schmiegen sich Pfaffenweiler und weiter entfernt Ebringen an seinen Fuß. Dahinter die großstädtische Häuseransammlung von Freiburg vor den Freiamter Höhenzügen. Und in der anderen Richtung ragt der Staufener Burgberg neben der Zwiebelturmkirche von Kirchhofen auf. Man kann sich kaum sattsehen an der Aussicht.

Grüner Panoramaweg

Streckenweise führt der gut ausgeschilderte Panoramaweg auf grasgrünen Wegen durch herbstliche Rebberge.

Dabei gibt es auch am Wegesrand Schönes zu entdecken. An einigen Rebzeilenenden sind junge Rosenstöcke gepflanzt, in jeder Reihe eine andere Farbe. Sie sind nicht nur dekorativ, sondern auch nützlich: Da sie auf Krankheiten wie den Mehltau viel empfindlicher reagieren als Weinreben, nutzen die Winzer sie als „Zeigerpflanzen“, also quasi als Frühwarnsystem. Darüber klärt eine Infotafel auf. Überhaupt steckt in den Hinweistafeln entlang des Weges viel Wissen rund um Wein und Reben, aber auch über die Gegend. Die Tafeln sowie einige neue Sitz- und Liegebänke hat der Verein Genussregion Batzenberg aufgestellt. Er knüpft damit an den alten Batzenberger Weinlehrpfad aus den 1970er-Jahren an, von dem ab und zu mal noch ein verwittertes Schild am Wegesrand auftaucht.

Kommt der Mobilfunkmast in Sicht, sollte man die Spitzkehr-Abzweigung nach links nicht verpassen. So schließt sich der Kreis auf der Asphaltstraße, die nach Schallstadt hinunterführt. Im Nu ist der Bahnhof erreicht. Von unten präsentiert sich der Batzenberg wieder so, wie er es auch aus der Ferne immer tut: als flächiger, waldfreier Weinberg, der recht unspektakulär daherkommt. Umso eindrucksvoller sind die Ausblicke, die er in alle Richtungen bietet. Und das zu jeder Jahreszeit.

Info
Länge: ca. 9 Kilometer
Dauer:
2–3 Stunden, mit Lesen und Genießen auch wesentlich länger
Wenige Höhenmeter mit moderaten Steigungen
Start und Ziel: Bahnhof Schallstadt
www.genussregion-batzenberg.de/stationen

Fotos: © Dorothea Wenninger