Teuflisch schön: Lautenbacher Hexensteig und Teufelsteig Erkunden & erleben | 02.10.2023 | Nicole Kemper

Teufelsteig: Grüner Wald mit einem Holzschild in Ziegenbockform auf einem Felsen

Auf den Schwarzwaldhöhen rund um Lautenbach im Renchtal treiben seit alters her die Sohlberghexen und die Höllwaldteufel ihr Unwesen. Die sagenhaften Wesen laden heute zu Rundtouren mit herrlichen Aussichten ein.

„Krak, krak, krak“, ertönt der heisere Ruf eines Raben über den Tannenwipfeln. Ganz in der Ferne schlägt eine Kirchturmuhr zur halben Stunde. Die Nachmittagssonne tupft helle Flecken auf bemooste Felsen. Es duftet nach warmer Erde und frischen Pilzen. Doch mischt sich da nicht auch ein Hauch Schwefel dazu? Huschte dort eine bucklige Gestalt mit einem leisen, boshaften Kichern durch das Unterholz oder war das nur das Spiel von Schatten und Wind? Sind wir alleine in diesem idyllischen Wäldchen oder ist da noch jemand? In den Wäldern um Lautenbach kann man sich dessen nie ganz sicher sein. Schließlich berichteten die Alten des Dorfes seit jeher von seltsamen grünlichen Gestalten, die im Höllwald ihr Unwesen treiben. Und auf dem Sohlberg soll eine Hexe nächtlichen Wanderern auflauern, um sie bis zum Hahnenschrei des nächsten Morgens auf Irrwege zu führen.

Wiesengrün und Bergpanorama

Im Gegensatz zu früheren Zeiten halten die sagenhaften Wesen allerdings heute niemanden mehr davon ab, sich frohgemut auf eine Wanderung mit herrlichen Ausblicken zu machen. Ganz im Gegenteil, die Sohlberghexen und Höllwaldteufel standen sogar Pate für zwei Rundtouren: Der Hexensteig und der etwas kleinere Bruder Teufelsteig starten jeweils am Bahnhof in Lautenbach – spätestens hier muss die Entscheidung für Hexen oder Teufel fallen. Beim Teufelsteig, der jenseits der Bahnlinie durch „Klein-Amerika“ mit den höchsten Douglasien Deutschlands hindurch in den Höllwald führt, kann schon mal Entwarnung gegeben werden: Der Rundweg wartet nicht mit besonders teuflischen An- und Abstiegen auf, sondern mit rund zwölf Kilometern Wandervergnügen mit Highlight-Aussichtspunkten wie der Ruine Neuenstein und dem Naturdenkmal Otschenfelsen.

Das Hexenhäuschen beim Hexensteig im Renchtal

Zwischen Teufeln und Hexenhäuschen: Beide Rundwege im Renchtal bieten sagenhaftes Wandervergnügen.

Wer in entgegengesetzter Richtung den Spuren der Hexen folgen will, überquert zunächst die Hauptstraße, um bald darauf mit dem ersten Anstieg auf den ehemaligen Rebberg auch die ersten Ausblicke zu genießen. Das Flüsschen Rench verliert sich als blaugraue Bogenlinie in der Ferne, eingerahmt von Häuserwürfeln, Wiesengrün und dem Bergpanorama am Horizont. Die ersten sechs Kilometer geht es nun weiter stetig bergauf, durch Wald und offene Landschaft und vorbei an verhexten Aussichtspunkten: Hier bietet das überdachte Riesenwaldsofa Platz für eine große Wandergruppe, dort lädt ein kleines Hexenhäuschen zum kuschligen Verweilen ein. Auch der Teufel ist offensichtlich auf Opferfang – denn wie sonst könnte eine Schnapsquelle auf dem Wanderweg sprudeln? Auf dem sagenumwobenen Hexenplatz auf dem Sohlberg können die Wanderer beim großen Hexenhaus an einer mystischen Felsformation Rast machen. Danach werden die gewonnenen Höhenmeter langsam wieder abgebaut: Über das Simmersbacher Kreuz, wo weitere Routen wie der Kappelrodecker Hexensteig und der Fernwanderweg Renchtalsteig zusammentreffen, geht es wieder talwärts.

Von Weitem sichtbar wartet nach zwei Dritteln der Wegstrecke der Berggasthof „Fiesemichel“ auf hungrige und durstige Gäste. Auf den letzten Kilometern können die Wanderer bei entsprechendem Wetter noch mal Sonne satt genießen: Zwischen Streuobstwiesen und Weideflächen und an liebevoll gestalteten Raststationen vorbei schlängelt sich der Hexensteig zurück in die Ebene, um am Flussufer flach auszulaufen.

Info

Hexensteig
Länge: 15 km
Auf- und Abstieg: 562 Meter

Teufelsteig
Länge: 11,4 km
Auf- und Abstieg: 426 Meter

Startpunkt für beide Touren: Parkplatz in der Bahnhofstraße in Lautenbach

 

Einkehr-TippDie Bergvesperstube Zum Fiesmichel am Hexensteig

(am Hexensteig)
Bergvesperstube
Zum Fiesemichel
Spitzenbergstr. 22
77794 Lautenbach

Nach zehn Wanderkilometern auf dem Hexensteig bietet die Bergvesperstube badische Küche mit frischen und regionalen Zutaten, wechselnder Tageskarte und hausgemachten Kuchen, serviert in den ehemaligen Wohnräumen des denkmalgeschützten
Fiesemichel-Hofs oder auf der großen Sonnenterrasse.

Geöffnet von 1. April bis 29. Oktober donnerstags bis sonntags und an Feiertagen

www.fiesemichel.de

Fotos: © Nicole Kemper