Den Blauen im Blick: Eichwald-Tour um Müllheim Erkunden & erleben | 06.12.2023 | Nicole Kemper

Eichwald Blauenblick

Die Mischung machts: Die „Kleine Tour 3“, eines der Rundumwegli um die Markgräflerstadt Müllheim, verläuft halb durch Wald und halb durch Rebberge. Hier geht es vorbei an alten Eichen und Buchen, dort kann der Blick weit zu den nahen Schwarzwaldbergen schweifen.

Der Start der zehn Kilometer langen Rundwanderung von Müllheim durch den Eichwald und das Rebland zwischen Niederweiler und Zunzingen befindet sich bei der Müllheimer Touristeninformation. Eine Fußgängerbrücke führt sicher über die Östliche Allee hinweg, bald darauf quert die Wanderroute den idyllischen Klemmbach. Unweit der betriebsamen Innenstadt erstreckt sich dort ein kleines Gewässerbiotop, an dessen Ufern sich mit etwas Glück Wasseramsel, Gebirgsstelze und Zaunkönig beobachten lassen. An der historischen Frick-Mühle vorbei folgt der Weg für eine kurze Strecke dem Müllheimer Mühlenweg.

Ihren vielfältigen Mühlen verdankt die Stadt den Namen; schon im 8. Jahrhundert wurde die Ansiedlung als „villa mulinhaimo“, Ort der Mühlen, erwähnt. In den wasserbetriebenen Mahlwerken wurde nicht nur Getreide verarbeitet: Am nächsten Wegpunkt mit Infotafel klapperte einst die Loh- und Schleifmühle, in der Fichten- und Eichenrinden zu Gerbmitteln vermahlen und später Werkzeuge mittels Wasserkraft geschliffen wurden.

Weiter geht es am Freibad vorbei in den Wald. Baumriesen säumen den Weg, hauptsächlich Eichen und Buchen. Die Besonderheiten des Müllheimer Eichwalds werden auf mehreren Schautafeln am Waldweg erläutert, das erste Schlagwort lautet nachhaltige Waldwirtschaft: Bereits seit den 1960er-Jahren wird auf ein Forstkonzept gesetzt, bei dem die Eichenvorräte trotz regelmäßiger Holzernte stetig größer werden. Mit der Trauben­eiche wächst hier eine wärmeliebende Baumart mit tief in den Boden vordringenden Pfahlwurzeln, die in Zeiten des Klimawandels bessere Überlebenschancen hat als ihr Konkurrent, die Buche. Dennoch ist seit den ersten Eichenpflanzungen um das Jahr 1800 kontinuierlich menschliche Intervention erforderlich, um den Eichenwald zu erhalten. Ohne Gegenmaßnahmen hätte sich die Buche längst durchgesetzt und die Eichen nach und nach verdrängt.

Steinwichtel im Eichwald

An der Chrieswasserquelle vorbei geht es leicht bergan, bis sich an einer Weggabelung der Wald lichtet und eine sonnenbestrahlte Wiesenfläche hinter den dunklen Stämmen leuchtet. Bevor die Wandertour scharf gen Norden abbiegt und am Waldrand entlang wieder abwärts führt, lädt der Blauenblick zu einer Verschnaufpause mit prächtigem Panorama ein. An der Kehre zeigt eine Orientierungstafel zum Müllheimer Rundumwegli nicht nur den Standort, sondern auch eine Übersicht über die insgesamt vier Thementouren, die entweder jede für sich oder als großer Rundweg begangen werden können. Die Gesamtrunde ist mit über 36 Kilometern etwas für sehr ambitionierte Wanderer, die Aufteilung in vier kleine Abschnitte verheißt dafür vier abwechslungreiche Halbtagestouren mit Längen zwischen zehn und 16 Kilometern. Unsere Tour mit der Nummer 3 liegt halb eingebettet im Zentrum der anderen Teilstrecken. Ein quadratisches Wanderschild mit roter Schrift auf weißem Grund geleitet die Wanderer. Allerdings ist es ratsam, sich zusätzlich mittels Navi oder Landkarte zu orientieren, da die Beschilderung nicht lückenlos den Weg weist.

Szenenwechsel mit Blauenblick

Der beschauliche Ortsteil Niederweiler leitet den Szenenwechsel ein. Die Ortsdurchquerung führt an historischen Gebäuden und nochmals am lauschigen Klemmbach vorbei, hinter einer Unterführung am Ortsrand beginnt der sanfte Aufstieg ins Rebland. An Steinmauern entlang geht es vorbei an langen Reihen von Weinstöcken. Kurz vor den ersten Häusern von Zunzingen ist der nördlichste Punkt der Tour erreicht, und der Rückweg nach Müllheim beginnt mit der Durchquerung einer wild­romantischen Hohlgasse. Der Begleiter macht plötzlich einen Sprung zur Seite – die unwillkürliche Reaktion auf ein lautes Knacken im Unterholz. Im verästelten Gebüsch sind die Schemen eines braunen Körpers zu erahnen, das schnell fliehende Reh hat sich wohl nicht minder erschreckt. Auf dem Fuß- und Radweg an der Landstraße gibt es nochmals einen imposanten Blauenblick: Zwischen Feld, Obstbäumen und vereinzelten Wolken erhebt sich der Hausberg des Markgräflerlands und schenkt den Wanderern noch ein letztes Postkartenmotiv zum Tourende.

Info

Rundumwegli – Eichwald-Tour

Start & Ziel: Tourist-Information Müllheim
Länge: 10 km
Dauer: ca. 3 Stunden
Aufstieg/Abstieg: 160 Höhenmeter

Frick-Mühle (Mühlenmuseum)
Gerbergasse 74/76, 79379 Müllheim
geöffnet sonntags von 15 bis 17 Uhr

 

EinkehrtippWeinstube Café Klemmbachmühle

Weinstube Café Klemmbachmühle
Römerstr. 7, 79379 Müllheim-Niederweiler
Tel.: 07631/2800
Öffnungszeiten: täglich ab 17 Uhr

Im denkmalgeschützten Gebäude direkt am Klemmbach mit wunderbarer Naturkulisse können hausgemachte Kuchen, Vesper und saisonale warme Gerichte in besonderem Ambiente genossen werden. Eine Speisekarte sucht man vergebens: Maultaschen, Lachs, Tafelspitz und Co. sind auf der Kreidetafel angeschrieben oder werden direkt vom Chef empfohlen. Dazu gibt es regionale Weine vom benachbarten Römerberg.

Fotos: © Nicole Kemper