Weinberge im Winter: Rundtour durch die Glottertäler Weinberge Erkunden & erleben | 14.01.2024 | Hans-Jürgen Truöl

Auf dem Bild sieht man die Glottertäler Weinberge.

Kahl und knorrig sind die Rebstöcke, weiße Schneehäubchen behüten die Rankhilfen. Der Winter ist eine ungewöhnliche, aber lohnende Jahreszeit für eine Weinbergwanderung im Glottertal: Da verzaubern ästhetische Muster in Steillage, weite Fernblicke öffnen sich in der schneeklaren Luft.

Gutes Schuhwerk, passende Bekleidung, Walkingstöcke, etwas Trink- und Essbares – mehr braucht es nicht für diese Rundwanderung in gemäßigter Höhenlage im Glottertal. Los geht’s bei der Tourist-Information neben der Eichberghalle. Autofahrer finden dort genügend Parkplätze. Wer den ÖPNV bevorzugt, fährt mit dem Zug bis zum Bahnhof Denzlingen und steigt dort in den Bus nach St. Peter um. Die Bushaltestelle befindet sich idealerweise nahe der Tourist-Information.

Nachdem die Talstraße, Teil der L 112, überquert ist, sind hinter dem Talgrund die steil aufragenden Weinberge der Lage „Roter Bur“ zu erkennen. Vor allem die Burgunder finden auf den mineralreichen Granit-Gneis-Böden ideale Bedingungen. Auf den bis zu 70 Grad steilen Südhängen, die zu den höchstgelegenen Weinbergen Deutschlands gehören, kann die Sonne ihre ganze Energie entfalten. So gedeihen dank des idealen Terroirs Spät-, Grau- und Weißburgundertrauben, die zu hervorragenden Weinen ausgebaut werden. Jetzt im Winter, wenn die Rebzeilen wie kahle Gerippe wirken und in Reih und Glied ein ästhetisches Muster bilden, wird erst ersichtlich, welche Mühe die Bewirtschaftung dieser Steillagen durch die Winzerinnen und Winzer erfordert.

Am Fuße der Weinberge, neben dem Sportplatz, geht es nach rechts, der Markierung „Winzerweg“ im Gegenuhrzeigersinn folgend.

Rechts lockere Bebauung, links die Reben – so führt der Weg Richtung Osten bis zum Wegpunkt „Sonnenbühl“. Hier geht es scharf westwärts abbiegend weiter, bequem hinter dem Schwimmbad am Fuße des Eichbergwalds. Einige Höhenmeter sind auf dem Eichbergweg zu überwinden. Aufwärts geht’s mitten durch die spektakuläre Lage „Roter Bur“, nach und nach weitet sich der Blick: Gegenüber im Tal sind die Eichberghalle und die Gebäude der Winzergenossenschaft zu sehen, Letztere verziert mit dem großformatigen Porträt eines Glottertäler Trachtenträgers. Weiter aufwärts durch die Reben ist bald der Wegpunkt „Rinzberg“ hoch über dem Sportgelände erreicht, dann der Wegpunkt „Unterm Fuchsfelsen“ – mit spektakulärem Ausblick.

Das Bild zeigt die Glottertäler Weinberge.

Die Ausblicke gehen auf die Glottertäler Ortsmitte und das überzuckerte Ober­glottertal mit dem markanten Türleberg.

Der Kandel schützt vor kühlen Winden

Die Glottertäler Weine erreichen nicht nur deswegen eine so hohe Qualität, weil die Weinberge von Süden und Südwesten eine ideale Sonneneinstrahlung erhalten, sondern auch, weil sie vor kalten Nord- und Ostwinden durch die bis zum Kandel aufsteigenden Berge geschützt sind. Der Kandel, mit 1242 Meter über Meeresniveau der höchste Gipfel des Mittleren Schwarzwalds, ist sicherlich einer der schönsten Aussichtsberge des Schwarzwalds. Doch wir wollen heute nicht so hoch hinaus, sondern bleiben auf gemäßigten Höhenlagen um die 400 Meter über NN, blicken hinunter auf den Friedhof und die dahinterliegende Kirche, die das Glottertäler Ortszentrum markiert. Nächster Aussichtspunkt ist der Wegpunkt „Schlossdobel“. Von hier öffnet sich der Blick weit hinein in die Breisgauer Bucht. Auf etwa gleicher Höhe führt der Winzerweg zwischen Reben und Laubwald in westlicher Richtung zum Wegpunkt „Schlossberg“. Die Landschaft – ein reizvoller Kontrast auch jetzt im Winter –, weckt eine leicht melancholische Stimmung.

Natur- und Kulturlandschaft

Von nun an geht’s bergab, ehe ein weiterer Aussichtspunkt mit einem herrlichen Panorama erreicht ist. Im Nordosten die schneebedeckten Bäume des Kandelwalds; im Nordwesten die kahlen Laubbäume des Einbollwaldes, dann Denzlingen und weit entfernt die im fahlen Licht schimmernden Kuppen des Kaiserstuhls; im Südwesten das Unterglottertäler Gewerbegebiet; nach Süden der Blick hinüber zum Flissertkopf und Hasenkopf, die zusammen mit dem Hornbühl das Glottertal vom Dreisamtal trennen. Die Wohnhäuser unten im Tal ziehen sich auf beiden Seiten der Straße entlang, eine von hier oben harmonische Verbindung von Natur- und Kulturlandschaft.

Der Wendepunkt der Wanderung ist erreicht, der Winzerweg schlängelt sich abwärts zum Wegpunkt „Schlosshof“. Nun sind es nur noch wenige Schritte bis zum Talgrund. Am Rande der Bebauung geht es in östlicher Richtung bis zum Friedhof, an der Kirche vorbei, zwischen „Sonne“ und „Hirschen“ über die Talstraße, kurz danach eine erneute Richtungsänderung nach Osten, bis auf dem Rathausweg die Eichberghalle und die Tourist-Information erreicht sind.

Vielleicht ist nach diesen Einblicken in die ruhige, froststarrende Rebenlandschaft die Lust geweckt, die feinen Tropfen dieser Lagen zu probieren und die optischen Eindrücke kulinarisch zu bereichern.

Das Bild zeigt einen verschneiten Wanderweg.

Den Eichbergweg gehts hinauf durch die wunderbar verschneite Waldlandschaft.

Einkehrtipp

Glottertäler Winzer Roter Bur
Winzerstraße 2, Glottertal
Tel.: 07684/9109-1
Öffnungszeiten:
Mo.–Fr. 8–12.30 und 13.30–17 Uhr; Sa. 9– 3 Uhr, So. & Feiertage 10–12 Uhr

In den Verkaufsräumen der Winzergenossenschaft gibt es eine große Auswahl an Weinen aus den bekannten Lagen „Roter Bur“ und „Eichberg“. Aber auch Sekte, edle Brände und Liköre, individuelle Geschenke und viele Accessoires rund um den Wein.

Einkerhtipp

Wirtshaus zur Sonne
Talstraße 103, Tel.: 07684/242
Öffnungszeiten: Mo. & Di. 17–22 Uhr,
Fr.–So. 12–14.30 Uhr / 17–22 Uhr
(Küche 12–14 und 17.30–21 Uhr)

Wild aus heimischer Jagd, Geschmortes aus dem Ofen – das Speisenangebot im familiengeführten Gasthof ist regional mit saisonalem Bezug.

Info

Start & Ziel: Tourist-Information Glottertal
Rathausweg 12, Tel.: 07684/9104-0
tourist-info@glottertal.de

Länge: 8,9 km
Dauer: ca. 2 ½ bis 3 Stunden
Aufstieg/Abstieg: 220 Höhenmeter

Fotos: Bernhard Würzburger